Still und heimlich

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Snake redete nicht viel, tat er nie. Er zog es vor still und heimlich, unbemerkt zu sein. Für ihn war es nie wichtig, was andere über ihn dachten. Er interessierte sich nicht für sie. Ihm reichte es von den Tieren, die ihm so ähnlich waren, den Schlangen, umgeben zu sein. Nicht einmal er selbst verstand, was mit ihm war, warum er so war. Er wusste nicht, warum er die Schlangen verstehen konnte oder weshalb er wusste was sie sagten, aber wenn er ehrlich war war es ihm auch egal, denn ihn kümmerte nur, dass es sie gab, dass sie seine Freunde waren. Ihm reichte es zu wissen, dass er nicht alleine war.

Snake war kein Mensch großer Worte, besonders nicht, wenn es um Abschiede ging. Es kam nicht oft vor, dass er Abschied nahm, denn er achtete darauf nur wenige nah genug an sich heran zu lassen. Doch wenn er Abschied nahm tat er es alleine, nur für sich. Er schwieg und zog sich zurück. Als er von Joker und seinen Geschwistern Abschied nahm war es still und heimlich, er blieb ruhig, zog sich zurück, floh letztendlich. Beim Zirkus war für ihn nichts mehr als Einsamkeit. Er war, auch wenn er es nicht gerne zugab, nicht gerne alleine. Früher, vor langer Zeit, so schien es, war er alleine gewesen, im Stich gelassen, und die Bilder verfolgten ihn immer noch. Doch die Zeit war schon lange vorbei, er hatte Freunde gefunden.
Er nahm still und heimlich Abschied.

Und nur kurze Zeit später fand er ein neues Zuhause, bei Smile, dem kleinen Lord Ciel Phantomhive. Und er taute auf, traute sich zu lächeln. Es war nicht so, dass er plötzlich anfing gesprächig zu werden. Es war vielmehr, dass er offener wurde, auch wenn er nicht viel sagte.

Ungefähr zu den Zeitpunkt sah er SIE das erste mal. Sie war anders als er, sie war quirlig und redete viel und gerne, sprang umher und spielte. Sie war so anders als er und doch war er sich sicher sie zu lieben. An dem Tag, an dem er sich endlich traute sie anzusprechen, wusste er so viel von ihr wie ihm nur möglich war. Er hatte sie beobachtet, hatte ihre Routine festgestellt und er war so glücklich. Er verbrachte Stunden mit ihr, in denen er ihr einfach zuhörte und ihrer Stimme lauschte. Doch irgendwann veränderte sie sich. Sie wurde ruhiger, kam seltener zu ihm und verschloss sich ihm gegenüber. Eines Tages war sie ganz ruhig. Mit glänzenden Augen saß sie vor ihm, starrte in den Himmel und als sie anfing zu reden erzählte sie ihm von einem jungen Kann, den sie kennen gelernt hatte, den sie heiraten wollte. Ihre Augen funkelten, als sie von ihm erzählte und ihre Stimme war so voller Liebe. Nach diesem Tag kam sie noch einige Male an ihren Platz, an den Ort an dem sie sich immer getroffen hatten, doch er, Snake, war nicht mehr da. Auch als Oscar ihn dazu drängte zu ihr zu gehen und als Emily danach schrie sie in die Arme zu nehmen, ihr alles zu erzählen, blieb er fort. Irgendwann, nach einigen Tagen, Wochen, war sie nicht mehr da. Sie kam nicht mehr, rief nicht mehr nach ihm und gab ihn auf.
Und Snake nahm still und heimlich Abschied.


Snake · Still und heimlichWo Geschichten leben. Entdecke jetzt