"Englisch, Bio und Religion" , ich zwang mir ein Lächeln ab. "Ah ja"
Es war eine dieser Frage , die man zu Beginn eines Gespräches stellt um die Situation aufzulockern, trotzdem notierte sich die Frau vor mir was als wäre es für sie von außergewöhnlich großer Bedeutung.
"Lk's bleiben so?" Ich nickte
"Also Englisch , Deutsch.." Sie nuschelte etwas , verträumt guckte ich aus dem Fenster.
"Fräulein ?" Ich zuckte auf "Mh, was?"
"Also gut , Montag geht es los , dann hoffentlich mit etwas mehr Elan"Es war Freitag Vormittag , im Januar , die Straßen waren gefroren , weshalb der Bus nur schwer den Berg hochkam , ich vergrub mein Gesicht im Schal und stellte die Musik so laut, dass ich das Ächzen des Motors nicht mehr hören konnte.
Es leuchtete trotz des Nebels draußen in keinem Fenster unseres Hauses ein Licht , Mama schien noch zu schlafen. Genervt stellte ich meine Tasche vor mir ab und bückte mich um den Schlüssel zu suchen , ich spürte meine Hände kaum, energisch kramte ich weiter bis ich endlich den Schlüssel in der Hand hielt. Ich ging sofort die Treppe hoch in mein Zimmer , die Kopfhörer noch immer im Ohr und die Musik noch immer so laut, das alles um mich herum ausgestorben wirkte. Ich bahnte mir einen Weg durch Haufen von Klamotten , Schuhen , Heften und Müll zu meinem Bett. Ich schlief sofort ein.
Als ich aufwachte war es stock dunkel , durch den Türschlitz , sah ich , dass Licht im Flur brannte . Ich wollte nicht aufstehen , es war mir bewusst was mich erwarten würde , allerdings war mir genauso sehr klar , dass sich die Situation nicht verändern wird auch wenn ich sie bis morgen heraus zögern könnte . Schlafen konnte ich jetzt sowieso nicht mehr , den ganzen Tag hatte ich verschlafen , ich warf einen Blick auf mein Handy . 3 neue Nachrichten , ein entgangener Anruf von Jeremy . Noch etwas verschlafen öffnete ich die Nachrichten , Jeremy konnte warten er rief eh nur an um seine Pflicht als Bruder zu erfüllen. Falls das jetzt so wirken sollte , als würde ich ihn nicht mögen , dem ist nicht so , ich liebe ihn dafür , dass er mir ein Stück Familie schenkt auch wenn wir nicht wirklich Geschwister sind aber das tut an diesem Punkt nichts zur Sache.
"Guten Morgen "
"Wie wars?"
"Elva?"
Die letzte Nachricht war gerade mal 20 Minuten her , erst jetzt realisierte ich , dass es schon 21 Uhr war. Von unten hörte ich Musik , und Mama wie sie laut mit grölte. Ich rief Sawyer an , es dauerte keine 3 Sekunden da hörte ich seine vertraute Stimme "Elva! Na endlich" ich könnte mir ein Schmunzeln nicht unterdrücken , trotzdem sagte ich erstmal nichts "sag wie wars wurdest du genommen?" "Das war kein Bewerbungsgespräch Sawyer , es ging um die Formalitäten" " okey wo steckst du ? Soll ich dich abholen ?" "Geb mir ne halbe Stunde dann komm ich zur Straße " er sagte noch was , ich hatte schon aufgelegt .
Ich knipste das Licht neben meinem Bett an und schlich zum Badezimmer , Mama würde mich eh nicht hören bei der Lautstärke die sie die Musik aufgedreht hatte , trotzdem wollte ich es nicht riskieren.
Eine halbe Stunde später stand ich mit noch feuchten Haaren am Straßenrand , Sawyer hielt auf der anderen Seite und öffnete mit die Autotür" ich ließ mich in den Sitz fallen und atmete laut aus .
"Man hört die Musik ja bis in die Stadt"
Etwas sarkastisch lachte ich auf "naja Musikgeschmack hat sie , das kannst du ihr nicht nehmen"
Ohne auf eine Reaktion von mir zu warten startete er den Motor und fuhr los , im Scheinwerferlicht sah ich den Nebel träge über der Straße hängen , noch immer wortlos drückte ich den Knopf am Radio und rutschte weiter in den Sitz.
Eine ganze Weile fuhren wir einfach durch die Dunkelheit, wortlos saßen wir nebeneinander die Musik wurde immer schlechter , ich kramte im Handschuhfach auf der Suche nach einer etwas erträglicheren Alternative - erfolgreich .
Er lenkte das Auto auf den Randstreifen "bin gleich wieder da" durch den Nebel erkannte ich nur schwer das Tankstellen Zeichen auf der anderen Seite , eine gefühlten Ewigkeit dauerte es bis Sawyer wieder zu mir ins Auto stieg .
Triumphierend zeigte er mir das Tetrapack in seiner Hand , Wein, ew.
Er drückte mir die Packung in die Hand und fuhr los , ungewöhnlich schnell zogen die schwarzen Schatten der Bäume vor dem Fenster vorbei , ohne den Blick vom Fenster zu nehmen , machte er die Musik noch etwas lauter.
So kannte ich ihn garnicht , nach einer scharfen Rechtskurve brachte er das Auto zum stehen , beinahe erleichtert öffnete ich den Wein, den ich noch immer in meinen inzwischen Schweiß nassen Händen hielt, und nahm einen großen Schluck daraus.
Er schaute zu mir rüber und drückte den Anschnallgurt los . " weißt du wo wir sind ?" Ich schüttelte bloß den Kopf und reichte ihm das Tetrapack , ohne den Blick von mir abzuwenden nahm auch er einen großen Schluck drehte sie dann wieder zu und legte den Arm um mich . Bequem war es nicht , trotzdem tat es gut ihn bei mir zu haben und ich legte meinen Kopf auf seiner Schulter ab.
"Sie ist nicht mitgekommen oder ?"
Ich schüttelte den Kopf "nein" meine Stimme klang belegt , ich starrte auf meine Hände und erwischte mich dabei wie ich mich mit der Linken in den Handrücken kniff , er war meinem Blick gefolgt und legte seine noch freie Hand darauf, sein Daumen strich mir beruhigend über mein Handgelenk und obwohl er wirklich kalt war erfüllte es mich für einen Moment mit Wärme.
" noch 280 Tage"
DU LIEST GERADE
Elva
Teen FictionElva ist 17, wohnt seit ihr Vater ausgezogen ist allein mit ihrer alkoholabhängigen Mutter. Freunde hat sie kaum , kapselt sich von den Meisten ab, weil sie meint Niemand würde sie verstehen , Niemand außer Sawyer - ihr bester Freund. Nach den Wi...