Langsam öffnete ich meine Augen und blicke direkt in mein Zimmer, in das durch die großen Fenster die seichten Sonnenstrahlen von Außen auf das weiße Laminat fielen und den Raum in ein gedimmtes Licht tauchten. Wie lange ich wohl geschlafen hatte? Es war auf jeden Fall nicht mehr Morgen. Ich schloss meine Augen wieder, zog mir die Decke noch ein Stückchen höher und überlegte kurz, wie ich am schnellsten zum Park kam, ohne allzu viel Energie zu verbrauchen. Nach kurzer Zeit drehte ich mich auf den Rücken, schaute einige Sekunden meine weiße Zimmerdecke an und setzte mich schließlich auf. Ich streckte meine Arme und beugte mich nach vorne, was meinen Rücken knacken ließ. Kurz stöhnte ich auf, schob' danach meine schneeweiße Decke beiseite und rutschte an meine Bettkante, um mich dann (wohlbemerkt etwas zu schwungvoll) zu erheben. Ich trottete aus meinem Zimmer ins gleich nebenan gelegene Bad und öffnete das Dachfenster, wodurch ein leichter Wind durch die Etage wehte und meine Zimmertür zuknallen ließ. Kurz schreckte ich zusammen, durch die Kühle der Fliesen am Boden und des leichten Windes, bildete sich eine Gänsehaut auf mir. Ich blickte in den Spiegel, rieb' mir kurz die Augen und putzte mir danach die Zähne. Dann ging' ich in mein Zimmer zurück, um mir schnell eine Hose anzuziehen und stürmte dann schon fast aus dem Haus, obwohl ich vor einigen Sekunden noch im Trott des eben-erst-aufgestanden-Gefühl gefangen war. Ich begab' mich zur nächstgelegenen U-Bahnstation, um von dort zum Park zu fahren. Während der Fahrt begann es zu regnen. Ich beobachtete die Scheibenwischer der Fahrzeuge auf den mehrschichtig gebauten Straßen der grauen Stadtidylle, wie sie sich unermüdlich hin und her bewegten. Eine monotone Stimme ertönte und gab' mir somit das Signal, dass es für mich Zeit war, auszusteigen. Die kleine Entfernung zwischen Station und Eingang bewältigte ich in kurzer Zeit, angekommen steckte ich das Kleingeld in den dafür vorgesehenen Automat und begab' mich durch den offenen Eingang in mein kleines Wunderland. Meine Haare waren durchnässt vom Regen, genauso wie meine Kleidung, also lief ich schnellen Schrittes, auf der Suche nach einem Ort, an dem ich mich unterstellen konnte. Mein Weg führte mich zu einem kleinen Pavillon, was von wunderschön blühenden Bäumen und einigen Blumen umgeben war. Ich setzte mich auf die Sitzfläche, welche an zwei Seiten des Pavillon angebracht waren, und atmete kurz durch. Die reine Luft eines verregneten Frühlings-Vorabend stieg mir durch die Nase und füllte meinen Körper mit einem wohligen Gefühl von Kühle. Ich schaute mich um. Auf der anderen Seite des überdachten Gestells saß mit reichlich Abstand von mir eine Frau, eine Dose Bier in ihrer rechten Hand, ein Buch in ihrer linken und ein Haufen Schokolade und eine kleine Handtasche neben ihr auf der Bank. Sie blickte mich kurz an, musterte mich und blickte dann interessiert zurück in ihr Buch. Ich beobachtete sie noch ein Weilchen, bis ich meinen Blick weiter schweifen ließ. Von meiner Position aus hatte man einen wunderbaren Blick auf den etwas zu groß geratenen Teich direkt vor dem Pavillon. Er war übersät mit tausenden Kirschblütenblättern und die Regentropfen tänzelten mit genau diesen auf der Oberfläche des blau-grünlichem Wassers. Am Rand des Teiches hingen vereinzelt Äste mit der Spitze im Wasser, welche sich im seichten Wind auf und ab bewegten und sich kleine Wellen auf dem Wasser abzeichneten. Die letzten Sonnenstrahlen fielen auf die Stadt und vor mir erschien ein Lichtspiel auf der Wasseroberfläche, welches sich mit Worten nicht beschreiben lässt. Aus diesem Moment wurde ich von der angenehmen Stimme der Frau schräg gegenüber meiner Wenigkeit, die mir wohl einen Vers aus ihrem Buch vorgelesen hatte. Ich schweifte langsam wieder zu ihr. Unsere Blicke trafen sich, zwischen uns schienen die Sonnenstrahlen auf den gepflasterten Boden, ich nickte. "Ich komme nur an verregneten Vorabenden her, weißt du?" kam es aus ihrem Mund, in quälend langsamer Sprache, sodass ich jede einzelne Bewegung ihrerseits beobachten konnte. Wieder nickte ich. "Ich ab heute wohl auch." sprach' ich. [...]