Kapitel 2

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 ~ Fleur ~

Erschöpft sank ich in die weichen Kissen meines Sofas zurück und tastete fahrig nach der Fernbedienung , die zwischen dem Stoff verschwunden war, als ein eindringliches Klopfen an der Tür ertönte. Mühsam erhob ich mich, strich mir eine verirrte Strähne aus dem Gesicht und öffnete die Tür, ehe ich die davorstehende Person mit geweiteten Augen fixierte.

>>W-Was machst du hier? Ich habe doch gesagt, du sollst die Rechnung herschicken lassen<<, sprudelte ich verwirrt los, doch er ließ sich mit seiner Antwort Zeit, rauschte in meine Wohnung und schloss schnell die Tür hinter sich.

 Mit gehobenen Augenbrauen musterte ich seine große Gestalt, die nun durch mein Wohnzimmer tigerte, in das er verschwunden war. Was wollte er hier? In meiner Wohnung? >>Es tut mir leid, aber ich musste vor ein paar Paparazzi flüchten und irgendwie... Irgendwie war deine Wohnung gerade in der Nähe und erschien mir als nicht gerade unpassend.<< Dunkelbraune Augen suchten die meinen, betrachteten mich mit einem aufmerksamen, abwartenden Blick.

>>Paparazzi? Was wollen die von dir?<< Seine Augen ruhten noch immer auf mir. Diesmal fragend, überrascht und einen Hauch verwirrt. Hatte ich etwas falsches gesagt? Die Frage war doch für Normalsterbliche durchaus berechtigt. Erst jetzt fiel mir auf, wieviel ich ja über ihn wusste. Garnichts, nicht einmal eine Ahnung hatte ich über sein Leben. Außer vielleicht, dass er sich auf irgendwelchen noblen Veranstaltungen rumtrieb und dementsprechend auch dieser Gesellschaft angehörte. Dennoch kannte ich nichtmal seinen Namen, hatte es ihm trotzallem nicht verwährt in meine Wohnung zu stürmen.

 Mit gerunzelter Stirn beobachtete ich ihn dabei, wie er offensichtlich nach Worten suchte, den Mund öffnete und zu einem Satz ansetzen wollte, um ihn anschließend wortlos wieder zu schließen. >>Ich bin der Sohn eines... Eines erfolgreichen Architekten, wenn auch ich denke, dass dir der Name nichts sagen würde.<< Zögernd nickte ich. >>Und warum sind die dann hinter dir her?<<, wandte ich etwas skeptisch ein und konnte meinen Blick nicht abwenden, als er mit seiner Hand durch seine dunkelbraunen Haare fuhr.

 Erst jetzt fielen mir die unzähligen Tattoos auf seinem Unterarm auf, denn anders als auf der Veranstaltung, trug er jetzt nur ein schlichtes, schwarzes Tshirt und sah dennoch schlichtweg umwerfend aus. Die Tattoowierungen faszinierten mich auf irgendeine Weise. Mit der richtigen Bedeutung, erzählte jedes kleine Kunstwerk unter der Haut seine ganz eigene Geschichte. Ich selbst besaß auch eins. Nicht so auffällig wie seine, da war ich mir sicher. Eher klein, zart und unscheinbar. Ein geschwungener Schriftzug auf meinem Schulterblatt, den ich nur selten zur Schau stellte.

>>Mein Dad plant irgendein neues Gebäude, das wohl außergewöhnlich großen Wert bei den Paps hat, ehrlich gesagt interessiere ich mich nicht so wirklich dafür<< Das alles ergab durchaus Sinn. Ich beließ es bei einem Nicken und harkte die Antwort als glaubhaft ab.

 >>Würdest du mir denn wenigstens deinen Namen verraten? Immerhin wäre das nur fair, wenn ich dich hier schon.. In Schutz nehme?<< Wieder schwieg er einen Augenblick und sah mich mit einem so intensiven Blick an, dass ich meinen unweigerlich abwenden musste.

 >>Natürlich. Jawaad. Jawaad Malik.<<

 Zögernd, mit der Andeutung eines Lächelns auf dem Gesicht, wandte ich mich wieder ihm zu. >>Also Jawaad. Was machen wir jetzt?<< Die Betonung verlegte ich dabei absichtlich auf seinen Namen.

 >>Wie wäre es mit einem Film?<< Ohne auf eine Antwort meinerseits zu warten, durchstöberte er mein DVD-Regal und schien nach einiger Zeit dann auch endlich was gefunden zu haben, neugierig griff ich mir die Hülle, als er die DVD in den Fernseher einlegte. Grinsend verdrehte ich die Augen, als ich die Aufschrift lies. "Zombieland". Zwar war es einer meiner Lieblingsfilme, trotzdem amüsierte es mich, dass er gerade diesen aus einer nicht gerade beschränkten Auswahl an überwiegend Liebesfilmen herausgefiltert hat.

Er selbst machte es sich derweil auf meiner Couch gemütlich, blickte mit einem verschmitzten Grinsen zu mir herauf und hob einen Arm, als Wink mich neben ihn zu setzen. Verschüchtert ließ ich mich neben ihm auf das Sofa fallen und nahm ein leises Lachen seinerseits wahr, als er einen Arm um meine Schultern legte und mich näher an sich zog, jedoch noch genügend Freiraum ließ. Überfordert mit der Situation ließ ich ihn gewähren und verlor mich in dem Geruch seines Parfums. Mit geschlossenen Augen genoss ich den Moment im Arm dieses Jungen zu liegen. Dem beinahe fremden Jungen, über den ich noch immer fast nichts wusste, doch seltsamerweise störte es mich kaum. Seine Nähe wirkte so vertraut, so.. selbstverständlich.

Abwesend wandte ich meine Aufmerksamkeit dem Fernseher zu. Versuchte es zumindest. Ich spürte das leise Vibrieren seines Oberkörpers, als er leise zu lachen begann, weil ich wegen einer Szene zusammenzuckte und mich unbewusst näher an ihn schmiegte. Die Zeit verflog und obwohl ich den Film schon gefühlte Tausendmal gesehen habe, gab es doch noch immer solche Stellen, an denen man trotzdem zusammenzuckte.

 Mit flatternden Lidern öffnete ich die Augen. Wann war ich eingeschlafen? Ruckartig richtete ich mich auf und durchsuchte den dunklen Raum. Er war nicht mehr hier. Hektisch griff ich auf meinen Nachttisch und knipste die kleine Lampe an. Huch, wie war ich denn überhaupt in mein Schlafzimmer gekommen? Ich entdeckte einen kleinen Zettel unter meinem Glas, das eigentlch immer neben meinem Bett stand.

~>Du sahst ziemlich müde aus, deshalb wollte ich dich nicht aufwecken. Ich habe mir mal erlaubt, mir deine Nummer einzuspeichern.

 Vielen Dank für heute Abend, Schönheit.

Jawaad x <~

Perplex starrte ich auf das kleine Blattpapier, das offensichtlich aus irgendeinem Notizbuch gerissen wurde. Er hatte mich in mein Zimmer getragen und sich dann noch die Mühe gemacht mich zuzudecken? Lächelnd ließ ich mich zurück in die Kissen fallen und schloss erneut die Augen, ehe ich in einen traumlosen Schlaf glitt.

~ Zayn ~

Jawaad, ehrlich?

 Momentan hatte ich den Drang meinen Kopf gegen die nächste Wand zu schlagen, musste mich aber stark beherrschen, um es nicht zu tun. Ihre Ungewissheit war einfach zu verlockend gewesen, schließlich hatte ich so die Chance sie kennenzulernen, ohne dass mein Ruf mir hervoreilt.

 Seufzend blickte ich auf das Mädchen in meinem Arm herab und musste lächelnd feststellen, dass sie bereits eingeschlafen war. Es war mir ein Rätsel, wie man gerade bei einem solchen Film einschlafen konnte und doch machte sie gerade das noch umwerfender. Wie ein unschuldiger Engel ruhte sie in meinen Armen, schmiegte sich im Schlaf vermutlich ungewollt noch enger an mich.

 Schmunzelnd griff ich nach der Fernbedienung und schaltete den Fernseher aus, ehe ich mich wieder ihr zuwandte und sie mit größter Vorsicht auf meine Arme hob. Glücklicherweise stand die Tür zum Schlafzimmer offen und somit musste ich nicht noch unnötigerweise durch das Haus schleichen, um den richtigen Raum zu finden. Behutsam legte ich die kleine Gestalt in meinen Armen auf dem Bett ab, nachdem ich die Decke hervorgezogen hatte und sie anschließend über ihr ausbreitete. Einen kurzen Augenblick lauschte ich ihren leisen Atemzügen und strich ihr eine verirrte Strähne aus dem Gesicht. In dem einfallenden Mondlicht erinnerte sie mich ein wenig an Schneewittchen. Ihre sonst leicht gebräunte Haut, wirkte wie zartes Elfenbein und ihr Haar wellte sich in einem dunkelbraun, beinahe schwarz über ihre Schultern.

 Widerwillig wandte ich mich von der schlafenden Schönheit ab und suchte nach einem Block, aus dem ich einen Zettel herausriss, um ihr eine Nachricht zu hinterlassen. Nach einem letzten flüchtigen Blick auf Fleur, schloss ich die Tür hinter mir und verschwand aus der Wohnung.

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⏰ Letzte Aktualisierung: May 27, 2013 ⏰

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