Dienstag, 17. Oktober

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Oh Mann, oh Mann. Er ist grandios. Echt. Er ist perfekt. Ideal. Er ist umwerfend. Ich bin total verknallt. Er hat mich tatsächlich umgehauen. Im wahrsten Sinne des Wortes. Ganz im Ernst. Ich bin volle Länge vor ihm hingeknallt. Lag ihm sozusagen zu Füßen. Hihihi. Ehrlich. Das war voll peinlich. Ich lief heute im Stechschritt durch die Stadt, weil meine Mutter mich losgeschickt hat, um Klopapier zu besorgen. "Aber bitte die Großpackung. Die mit den zweiunddreißig Rollen, Jojo!" Das hasse ich. Abgesehen davon, dass ich aussehe wie ein mexikanischer Packesel, ist es total peinlich, Klopapier zu kaufen. Die Großpackung passt in keine Einkaufstüte und ich bin garantiert der einzige Teenager in der Stadt, der für alle Öffentlichkeit sichtbar zwanzig Kilo Klopapier durch die Gegend schleppen muss. Jedenfalls war ich total angenervt und wollte nur so schnell wie möglich wieder heim. Da sah ich ihn. Er sah total cool aus! Voll süß!! Mann, ich war total hin und weg. Mein Herz kam aus dem Rythmus, ist gestolpert. Ich ne' Minute später auch. Über eine Hundeleine. Die hatte ich nicht gesehen, weil ich ja die ganze Zeit total begeistert den Typen angestarrt hatte. Ich bin wohl lächelnd zu Boden gegangen und muss auch noch im Liegen gelächelt haben, denn er meinte:"Du lächelst wie ein Engel." Ich strahlte noch mehr. Mein Knie fühlten sich feucht an. Aber ich guckte nicht hin, war zu fasziniert von Mister Wunderbar. Er lächelte charmant und fügte hinzu:"Ein gefallener Engel." Dann bückte er sich und half mir auf die Beine. Meine Knie fingen an wehzutun. Aber ich konnte mich immer noch nicht von seinen Augen lösen. Außerdem versuchte ich seinen Blick zu bannen, damit er ja nicht das Klopapier sah. Das wäre voll peinlich gewesen. Er schaute auf meine Haare und sagte:"Na ja, wenn du blond wärst." Häh? Was meinte er? "Ich bin blond!",verteidigte ich mich. Er lächelte höflich. "Mausbraun." "Mausblond!", rief ich empört. Was sagte ich da? Wieso Mausblond? "Blond!",korrigierte ich mich. Der Charmebolzen lächelte noch charmanter. Mein Knie brannte wie die Hölle. Irgendwas feuchtes lief langsam an meinem Bein hinunter. Mit dem gesunden Bein versuchte ich das Klopapier unauffällig hinter mich zu kicken. "Engel sind platinblond",belehrte er mich. Aha. Das muss der Mensch ja wissen. Was ist eigentlich platinblond? Und wen interessierte das?
Mich!
Weil der Typ so unglaublich supertoll aussah. Und weil er so total cool war! Er lächelte noch viel netter und schaute auf mein Knie. "Oh, du bist verletzt. Es blutet." "Nee",sagte ich etwas gepresst, denn ich musste langsam die Zähne zusammenbeißen, weil mein Knie einen ekligen Schmerz meldete. Aber ich dachte, es ist total uncool, verletzt zu sein. Ich guckte auf mein Knie. Es blutete. Und wie. "Das ist bloß Farbe", hörte ich mich sagen und fragte mich, wer so einen Blödsinn eigentlich glauben sollte. Höchstens jemand mit dem Intelligenzquotienten einer Kniblauchzehe. "Ach so", sagte Prinz Charming und lächelte freundlich. Mann, kann der lächeln! Hoffentlich hatte er nicht das Klopapier gesehen. "Ich muss weiter", sagte er entschuldigend und deutete auf einen Hund neben ihm. "Iiiih!", rief ich schockiert und sprang angewidert zurück. Also ich humpelte mehr zurück, wegen meines Knies, und wäre fast über das Klopapier gefallen. Ich schaute entsetzt auf den Hund. Es war ein schwarzer Pudel. Aber was für ein Teil: ein Riesenpudel. "Hat der Hormonpillen gekriegt oder was?", rutschte es mir raus. Der Hund sah aus wie ein Bodybuilder. Ein geföhnter und ondulierter Bodybuilder. Hässlich wie die Nacht. Oberspießig. Peinlichkeitsstufe zehn. Der Hundebesitzer legte seine Stirn in Sorgenfalten."Das ist ein Konigspudel." Ich verzog das Gesicht. Ach König. Kein gewöhnlicher Pudel natürlich. Hässlich wie die Nacht, aber König. Eure Majestät. Wie ungeschickt von mir! Aber dann machte ich mir doch heftige Vorwürfe, dass ich so ungebremst meine Verachtung für das Riesenvieh gezeigt hatte. Der Weg zum Herzen eines Jungen führte unter Garantie über seinem Hund. "Süüüß!", sagte ich deshalb. Offensichtlich wenig überzeugen, denn er schaute mich verständnislos an. Ich deutete vage auf den Megapudel. "Der Hund. Ich finde ihn süß." Der Typ schaute mich entsetzt an. "Im Ernst? Das hat noch nie jemand gesagt." Oh Mann, was jetzt? "Na ja, nicht sooo süß. Halt na ja, eben... Wie heißt er denn?" Gutes Ablenkungsmanöver. "Herr Schmitt." "Herr Schmitt?" Und was sagt man bitte dazu? Ich wollte ja nicht schon wieder einen Fehler machen. "Herr Schmitt", wiederholte ich leicht dümmlich und nickte bestätigend. Dann dachte ich, wenn er ein Königspudel ist, sollte ich vielleicht besser Herr von Schmitt sagen. "Doofer Name, was?", fragte der Typ." "Och", meinte ich ausweichend. "Ich tu bloß meiner Oma einen Gefallen", erklärte er. Jetzt verstand ich gar nichts mehr. "Ich führe Herrn Schmitt Gassi. Jeden Nachmittag. Es ist ihr Hund. Die alte Dame kann nicht mehr so gut laufen und na ja, da helfe ich eben aus." "Wow, das ist aber nett von dir!" Ich war beeindruckt, der Kerl war ja voll lieb. Er lächelte bescheiden. "Ach wo! Ist doch wohl normal, oder?" Ich nickte. "Klar." "Ich muss weiter. Vielleicht treffen wir uns ja mal wieder...", sagte er. Mein Herz sprang in die Höhe, ich legte schnell die Hand drauf, damit man es nicht hüpfen sehen konnte. "Ich bin jeden Tag hier",stammelte ich und schüttelte innerlich den Kopf. Was redete ich da eigentlich für einen Blödsinn? "Okay, bis morgen dann." Prinz Charming hob cool die Hand zum Gruß. Dann entdeckte er die Riesenpackung Klopapier und meinte: "Oh, vergiss dein Klopapier nicht." Schock, was nun? Ich schaute auf die Megapackung und hörte mich sagen:"Das gehört nicht mir." Da stand ich da und verleugnete Mutters Klopapier. Ich kam mir vor wie Judas. "Ach so. Also dann!" Er hob wieder die Hand zum Gruß. Er wartete wohl, dass ich ging. Aber ich konnte ja nicht gehen. Ich musste warten, bis er außer Sichtweite war, um das Klopapier auszugeben und nach Hause zu schleppen. Oder sollte ich es einfach da liegen lassen und gehen? Nein. Mit meinem Glück würde es mir jemand hinterhertragen, und das wäre noch peinlicher. Also stand ich abwartend da. Er stand auch abwartend da. "Ich muss hier stehen bleiben. Ich muss noch warten. Du kannst ruhig schon gehen", schlug ich ihm vor. Er lächelte. "Okay, dann bis morgen." Und damit ging er. Ich wollte mich gerade bücken um das Klopapier aufzuheben, da drehte er sich noch mal um. Ich schoss sofort wieder in die Höhe und Tat so, als ob nichts wäre. "Platinblond würde dir echt gut stehen", rief er mir zum Abschied zu. Ich stand wie angewurzelt da. Hatte er gesehen, dass ich das Klopapier aufheben wollte? Nee, bestimmt nicht. Hoffentlich nicht. Ich kann's nicht glauben, der coolste Junge der Stadt hat sich mit mir verabredet. Für morgen. Das ist echt zu schön, um wahr zu sein! Und er ist mindestens drei Jahre älter als ich. Und solche Jungs haben eigentlich nicht die Bohne Interesse an Mädchen in meinem Alter. Ich stand noch eine Weile da und schaute ihm schmachtend hinterher. Dann schleppte ich mich in einen Drogeriemarkt. Die Verkäuferin sah mein Knie, schaute total mitfühlend und meinte:"Du willst bestimmt Verbandszeug." "Nee", sagte ich. "Haarfärbemittel. Platinblond bitte."

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⏰ Letzte Aktualisierung: Oct 13, 2015 ⏰

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