Beautiful Liar

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Menschen begehen Fehler.

Jeder begeht Fehler.

Jeder erzählt mir das.

Ich habe genug Fehler in meinem Leben begangen.

Zu viele, um sie zu zählen.

Und das alles kommt irgendwann zurück.

Sie nennen es Karma.

Ein netter Begriff für diese Rückzahlung des Teufels.

Ich hatte nie gedacht, dass es so schlimm sein könnte.

Es war schlimm einen Menschen an den Tod zu verlieren.

Das wusste ich. Als ich klein war, war meine Oma, die mir und meinen älteren drei Schwestern immer Schokolade gab, gestorben.
Was hatte ich da geweint.

Aber jetzt wusste ich, dass es noch schlimmer war jemanden zu verlieren den du mehr liebst als alles andere.

Jemanden zu verlieren und dabei zuzusehen, wie er dich verlässt.

Sie hatte ihre Sachen in den großen braunen Lederkoffer geschmissen und war gegangen.

Nach einem Streit.

Wir stritten selten, aber wenn wir es taten war es eine Explosion gemischt mit einem unheilvollen Unwetter.

Der Grund des Streites war etwas total sinnfreies gewesen, was aber schnell eskalierte und wir alle Makel und Kleinigkeiten des anderen auflisteten und diese als ganz große Probleme darstellten und maßlos übertrieben.

Mit dem großen braunen Lederkoffer war sie dann aus der blauen, frischlackierten Holztüre entflohen.

Ich wusste nicht wohin sie gegangen war, aber ich vermutete stark, dass sie entweder nach Hause oder zu ihrer Freundin gefahren war.

In den nächsten Tagen kam mir das Haus merkwürdig komisch vor.

Als ich dann wieder arbeiten ging und abends erschöpft nach Hause kehrte war da kein warmer Geruch von Essen und keine Lippen, die kurz meine küssten und kein Lächeln, keine funkelnden Augen.

Und dann begann der ewige Konflikt mit mir selbst.

Was tun?

Die eine Seite motivierte mich, wollte mich überreden sie zu suchen.

>>Steh' endlich auf! Beweg' deinen Hintern durch diese Tür und such' sie!<<

Die andere Seite blieb ignorant und kalt.

>>Überlege doch mal, was sie dir an den Kopf geschmissen hat! Sie verdient dich nicht!<<

Und so ging das hin und her, sodass es mir Kopfschmerzen bereitete.

Ich arbeitete unkonzentriert, worauf mein Chef, ein äußerst netter Mensch, mir besorgt ein paar Tage frei gab.

Aber das machte es eher schlimmer, denn nun hatte ich nichts mehr, was mich ablenken konnte.

Der Konflikt wurde immer stärker, denn ich wurde immer unsicherer, als sie auch nach einer Woche nicht zurückkehrte.

Irgendwann hatte ich es nicht mehr ausgehalten und mir einen Ruck gegeben.

Ich war aufgestanden und ins Auto gestiegen.

Die Sonnenschutzblende hatte ich hinunter geklappt, obwohl in dieser Herbstzeit die Sonne nicht wirklich strahlte, aber nur ein klein wenig Helligkeit konnte ich jetzt nicht ertragen.

Es war zu hell für meine Augen, die in letzter Zeit nur auf die Wand im Wohnzimmer neben dem Kamin gestarrt hatten.

Eine Wand voller Erinnerungen.

Beautiful LiarWo Geschichten leben. Entdecke jetzt