sieben. rote Stiefel, ein Wegweiser und sieben Wörter

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Die nächsten Wochen vergingen schleppend und ich wusste nicht wieso aber irgendwie war ich zu lustlos um auf den Straßen von Köln herum zu spazieren anstelle in einen warmen Klassenzimmer zu sitzen, da der Winter schon langsam seinen Anfang nahm und die Stadt in einem kühlen Grauton färbte wurde es auch viel kälter. Gelangweilt spielte ich mit meinem Wollschal als ich den Park zu meiner Schule überquerte.Eine Zigarette in meiner Hand, meine Nägel schwarz lackiert und meine Wangen  bestimmt rot gefärbt, ich lief noch immer mit einer Lederjacke herum und darunter ein Pullover mit der Nummer "98" an der Vorderseite drauf. Mein Blick richtete sich starr auf den Benton des Weges als nach kurzer Zeit zwei Schuhe meinen Blick kreutzten und ich stehen blieb. Dunkelrote Stiefel mit schwarzen Schnürsenkeln. Ich blickte hoch und sah in ein bekanntes Gesicht. Die Person trug ihre Haare zusammen gebunden wie eine Pussy, eine Brille auf seiner Nase und ein grinsen auf dem Gesicht. Ich musste mich zwingen nicht wie eine Bekloppte anzufangen zu lächeln.

"Wieso so rot im Gesicht, etwa weil du mich gesehen hast?" er klimperte mit den Wimpern.

Wie konnte der Typ mich einfach so dreist so was fragen ich meine ... okay. Ich seuftze, ich musste mich kurz an unsere Situation vor 3 Wochen erinnern und seitdem hatte sich einiges bei mir geändert, ich hatte nicht mehr gestohlen und ich war die ganze Zeit in der Schule vielleicht auch weil es einfach zu kalt geworden ist um drausen herum zu lungern bis die Schulzeit vorbei war, irgendwie wollte ich es ihm beweisen.

"Ich ... Ich" ich schluckte, das war doch total bekloppt einen Fremden meine neues Lebensmotto zu erzählen und wie stolz ich noch vor 10 Milisekunden auf mich war, ich setzte eine ernste Miene auf mein eröttetes Gesicht und blickte den Typen stur an.

"Ich höre"

"Ich muss dir gar nichts sagen"

"Sah vor ein paar Sekunden noch anders aus"

"na und?"

"Ich bin übrigens Thaddeus Tjarks"

"Verarsch mich doch nicht"

"Ich schwörs dir" nun sah er mich herausfordernt an.

"Medina Brauss"

"Klingt interessant"

Wir standen mindestens eine Minute lang so blöd herum als ich auf meine Kippe sah auf der schon so viel Asche lagerte, ich klopfte sie ab und zog daran, Thaddeus beobachtete meine Bewegung genau.

"Man sieht sich"  ich wollte schon umdrehen um zu gehen als Thaddeus mich am Arm packte.

"Ich glaube kaum"

Ich sah ihn verwundert an, das hier war doch nicht mal ernst gemeint, wieso machte er nun so ein  großes Drama daraus, dieses Gespräch war doch so unnötig wie sonst was, wen wir uns nicht wiedersehen werden wieso verriert er mir dann seinen Namen und sprach mich an,wieso hatte er sich vor mich gestellt ... wieso brachte mich das so zum Nachdenken. Unglaublich aber dieser Typ hier brachte es echt zusammen das ich ihn okay fand. Um ehrlich zu sein wartete ich gerade auf ein "Gib mir doch deine Nummer" oder "Lass uns ein bisschen spatzieren oder nen Caffee trinken gehen"

Ich drehte mich um "Wieso?"

Er schaute nach oben und atmete tief ein "Ich ziehe weg und bau mir ne Karriere im Ausland auf"

Ich sah ihn fassungslos an. "Das "Mann sieht sich" war doch nichtmal ernts gemeint ..." sagte ich trocken.

"Ich hätte dich aber gerne wieder gesehen" meinte Thaddeus nachdenklich.

Er sah nun wieder zu mir und ich fühlte mich ganz klein, diese sieben Wörter durchborten mich wie eine Baumaschiene und ich wusste nicht wie ich darauf antworten sollte. Er wollte mich wiedersehen. Zum ersten Mal nach Jahren fühlte ich mich wichtig für irgendjemanden auser für meine Eltern.

" ... dann schade darum"

Seine Hand löste sich ein wenig und lies mir Freiraum. Ich wusste nicht wieso aber es verletzte mich, ich wollte nicht rum stehen und warten bis er sich zum gehen wandte, ich wollte überhaupt nicht mehr in der kälte stehen, ich wollte einfach nur in die Schule und ich wollte dieses Gespräch von gerade eben komplett löschen. Er hatte mich verletzt und das obwohl er doch nur gesagt hatte wir würden uns nicht mehr begegenen, ich weiß am Anfang hatte ich ihn gehasst aber ich müsste im doch dankbar gewesen sein müssen das er mir nicht die Polizei auf den Hals gehetzt hatte und das er mich nicht bei meiner Schule verpiffen hatte. Ich wollte mich ändern, ich wollte nicht mehr kriminell sein, ich wollte besser werden, meine Eltern sollten sich keine Sorgen mehr um meine Zukunft machen, vielleicht war er ja so eine Art Wegweiser.


"Ich muss in die Schule" und mit diesen Worten ging ich einfach los ohne mich auch nur einmal umzudrehen.





Versuchung - Taddl TjarksWo Geschichten leben. Entdecke jetzt