Teil 1

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Jeden Tag dasselbe. Ich stehe um 6:50 auf, dusche, putze meine Zähne, mache meine Haare, vergesse vor lauter Eile meinen Frühstück und steige um 7:13 in den Bus.
Ich komme in die Schule und ich setze mich auf den Stein neben dem Eingang. Mein Bus kommt am frühesten, also muss ich auf meine Leute warten. Vor dem Gong haben wir noch 5 Minuten, um uns kurz zu unterhalten und wettzustreiten, wer den schlechteren Tag haben wird.
Erste Stunde, Mathe. Ich liebe Mathe. Die Logik, wie man alles erschließen kann, es ist einfach der Wahnsinn, wozu man damit fähig ist. Aber die Stunden sind einfach langweilig. Wir wiederholen schon seit 3 Stunden die binomischen Formeln, und keiner aus meiner Klasse hat es verstanden. Mir hing es schon Ende der ersten Stunde mit dem Thema zum Hals raus. Ehrlich gesagt, ich habe keine Ahnung, wie man so lange etwas nicht verstehen kann. Das ist doch einfach?
Ich denke nach, kritzel in meinem Block herum, versuche die Zeit totzuschlagen. Warum muss ich eigentlich hier sein? Warum werde ich gezwungen, hier zu sein? Nächste Stunde habe ich Latein... Bestimmt schreiben wir eine Ex. Ich hasse Latein... Im ersten Jahr hatte ich nur Einsen, keine einzige Zwei oder schlechter. Aber das war nur, solange Latein interessant war. Jetzt geht mir die Sprache allmählich gewaltig auf den Sack. Sie bringt mir im Leben nicht viel, eigentlich rein gar nichts. Früher konnte ich 50 Vokabeln innerhalb von 5-10 Minuten lernen, aber jetzt schaffe ich es nicht einmal, 10 Wörter in der Zeit zu lernen. Warum? Ich habe eine einfache Erklärung dafür gefunden: Wenn mein Gehirn etwas für uninteressant hält, mag er nicht. Egal was ich versuche, es geht nicht. Findet mein Gehirn aber etwas interessant, kann ich das schneller lernen als alle anderen, die ich kenne.
Ich schaue auf die Uhr: 8:28... Noch eine Viertel Stunde!
"...Benni, du weißt doch sicher warum, oder?"
Mein Lehrer ruft mich auf. Er hat einen Sinn dafür, mich genau dann dranzunehmen, wenn ich weg bin. Naja vielleicht auch, weil ich ziemlich oft weg bin. Bestimmt hat ihn jemand was gefragt, und ich soll ihm die Antwort geben. Auf der Tafel steht eine Aufgabe. Was war die Frage? Schnell, die Aufgabe im Kopf gelöst. x ist gleich fünf achtel. Oder minus fünf achtel.
"Weil sowohl minus als auch plus x im Quadrat dasselbe ergibt...", sage ich schnell - "Richtig. Wenn du x im Quadrat nimmst, ..." ertönt die Antwort. Den Rest höre ich schon nicht mehr. Geht mir ehrlich gesagt auch am Arsch vorbei. Ich kann das schon, warum sollte ich mir das monotone Gelaber antun?

Gedanken eines HochbegabtenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt