Kapitel 1

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Es war ein Tag wie immer. Wie gewöhnlich machte ich mich auf den Weg von der Schule nach Hause. Aus dem nichts klingelte mein Handy. Die Stimme meiner Mutter klang wie immer ziemlich rau: "Bring noch ne Pizza mit bevor du kommst. Wir haben Hunger." Mit wir meinte sie meinen Vater und sich selbst. Nachdem sie diese Worte ausgesprochen hatte hörte ich meinen Vater im Hintergrund meckern.  Ich legte auf und ging weiter. Doch schon bald wurde ich von zwei älteren Jungs aufgehalten. Sie stellten sich vor mich, sodass ich nicht an ihnen vorbei kam. Ich schätzte sie auf etwa 17, da sie ziemlich groß waren. Ich mit meinen 165 cm hingegen wirkte ziemlich klein neben ihnen. "Na Dickerchen? Ganz allein unterwegs?", sagte der größere von beiden. Ich erwiderte nichts und schaute zu Boden. Der Zweite und etwas kleinere Junge schubste mich und lachte gehässig. Leise flüsterte ich: "Aufhören, bitte. Ich muss mich beeilen. Meine Eltern warten..." Jetzt lachten sie beide laut los. "Ohh, muss das fette Baby etwa zu Mami und Papi?" Aus dem Nichts erklang eine laute Stimme:" Aufhören! Lasst das Mädchen in Ruhe!" Ich drehte mich ruckartig um und sah in die Augen eines älteren Mannes. Augenblicklich liefen die beiden Jungs weg. "Alles in Ordnung bei dir?" "Ja, danke. Ich muss dann auch mal.." Ohne mich ein weiteres Mal umzudrehen ging ich los.
Während ich so ging liefen mir Tränen übers Gesicht. Was habe ich nur getan, dass mich Alle so sehr hassen? Wieso bin ich so wie bin? Ich sollte einfach verschwinden! Was hielt mich eigentlich davon ab? Mich würde eh niemand vermissen.. Mittlerweile strömten mir die Tränen nur so übers Gesicht, ich konnte mich kaum noch halten. Ich hielt mich an dem Geländer einer Brücke fest um nicht hinzufallen. Ich schaute hinunter. Die Brücke war mindestens 50 Meter hoch. Ich überlegte ob mich ein Sturz aus dieser Höhe töten würde. In den letzten Wochen kämpfte ich immer wieder mit solchen Gedanken. Niemand würde mich vermissen. Ich stellte meine Tasche auf den Boden und kletterte mich zittrigen Beinen über das Geländer. Eins, zwei,... "Warte!" Ich zuckte zusammen. "Ich weiß nicht wieso du springen möchtest. Bestimmt hast du gute Gründe, aber bitte tu es nicht. Bitte komm da runter." Ich schüttelte den Kopf: "Nein, es geht nicht." "Wieso nicht?" Mit zittriger Stimmte antwortete ich: "Ich hab es nicht verdient zu leben. Niemand brauch mich. Niemand liebt mich. Niemand wird mich vermissen wenn ich weg bin." Vorsichtig antwortete die junge Frau: "Sag sowas nicht. Es gibt bestimmt jemanden der dich gern hat. Außerdem kann ich mir nicht vorstellen, dass dich keiner gern hat." Langsam machte sie ein paar Schritte auf mich zu und hielt mir ihre Hand hin. Ängstlich legte ich meine Hand in ihre. Ich kletterte zurück über das Geländer. Die junge Frau drückte mich behutsam an sich und ich musste anfangen zu weinen.




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