[ Schweden ]

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Im Sommer 2014 bin ich mit meiner Familie, einer befreundeten Familie und meiner besten Freundin nach Schweden gefahren. Wortwörtlich gefahren: mit zwei grossen Autos sind wir von Zürich aus nach Schweden gefahren, was insgesamt mit Übernachtung in Deutschland und den ganzen Pausen zwei Tage gedauert hat. Am Freitag sind wir gegen 17 Uhr losgefahren und am Samstag gegen 0 Uhr angekommen. Es war ganz schön anstrengend, weil das Auto ja nicht unbedingt bequem ist und man nicht allzu viele Möglichkeiten hat, sich die Zeit zu vertreiben, wenn es einem vom Lesen und Zocken schlecht wird. Ich sass also eingequetscht zwischen meinem Bruder und meiner besten Freundin und hörte Musik (ich bin so froh, dass ich Spotify Premium habe, sonst wäre ich gestorben).
Die Reise war so uninteressant und langweilig, wie es sich anhört. Das einzig Schöne waren die Sonnenuntergänge. Wir sind extra angehalten, damit wir Fotos schiessen konnten (ein paar der Sonnenuntergänge auf dem Cover sind aus Schweden). Als wir dann in Undenäs angekommen sind, was ein kleines Dorf mit genau einem Supermarkt ist, war es noch hell, und das, obwohl es schon 22 Uhr war. Ausserhalb des Dorfes befand sich nur die reinste Natur. Wälder, Seen und sonst gar nichts. Ab und zu sah man mal eines der klischeehaften Häusschen, diese rot-weissen Holzhütten. Ich glaube, wir fuhren auf dieser leblosen Strasse noch ungefähr eine Stunde, bis es langsam begann zu dämmern und wir schliesslich auf eine kleinere Strasse wechselten, auf der nur ein Auto fahren konnte, weil sie so schmal war. Langsam (und damit meine ich wirklich langsam) wurde es dunkler und wir fragten uns, wo sich unser ebenso klischeehaftes Häusschen befand, denn nun hatte es gar keine richtige Strasse mehr, nur eine Kieselspur, der man folgen musste. Wir fuhren direkt durch den Wald. Man hörte, weil wir die Fenster offen hatten, gruselige Geräusche und einmal sprang uns ein Reh fast vors Auto, was uns allen einen Herzinfarkt und eine Bestätigung für die Funktionaliät der Autogurten bescherte. Endlich angekommen, mittlerweile war es stockdunkel, packten wir unser Gepäck aus und gingen direkt schlafen.
Das Haus war sehr klein und wir waren 9 Personen, was also keine Privatsphäre zuliess. Das Haus hatte einen kleinen Anbau, einen kleinen Wintergarten mit Esstisch, und dort assen wir immer. Ausserdem lag unser Anwesen an einem einsamen See, der uns allein gehörte. Wir konnten mit dem Kanu und dem Ruderboot mit Motor auf den See rausfahren, ins Wasser springen und schwimmen und lange Gespräche führen. Man erwartet es vielleicht nicht, aber wir hatten nur gutes Wetter. Es war heiss, aber diese angenehme Hitze. Nur die Mücken, die uns an den Abenden belästigt hatten, waren doof.

Zwei Wochen waren wir in dieser Hütte und während dieser Zeit waren wir für einen Tag in Stockholm, was eine schöne und belebte Stadt ist, aber halt nicht wirklich aussergewöhnlich. Ausserdem besichtigten wir noch eine Stadt namens Mariestad, die klein und kuschelig war. Danach ging es zum spannenden Teil unserer Ferien: die Kanu-Tour.

Die befreundete Familie ging schon wieder nach Hause, während meine Familie und meine Freundin unsere Campingausrüstung packte und zur Start Location from Arvika Kanot & Turistcenter fuhren. Dort wurden uns alle wichtigen Informationen gegeben, wir bekamen unsere zwei Kanus, unsere Essens- und Gepäcktonnen und schliesslich fuhren wir mit den anderen Teilnehmern, ungefähr 20-30 Personen, zum Startplatz. Der Ort, an dem wir die Reise startete, war rutschig und lehmig, was das "Einwassern", wie man dem sagt, ziemlich erschwerte. Gerade, als meine Freundin und ich zum zweiten Mal ausrutschten und fluchten, hörten wir, wie mehrere junge Männer schweizerdeutsch redend auf uns zukamen. Sie waren alle gut gebaut und ziemlich gechillt, also wirklich coole Leute. Sie halfen uns, die Kanus ins Wasser zu tragen und paddelten dann selber weiter. Meine Freundin und ich in einem Kanu und der Rest meiner Familie im anderen Kanu, so hatten wir uns aufgeteilt. Wir hatten drei Tage Zeit, um in Arvika anzukommen, was insgesamt 45 Kilometer waren.

Wir hatten grosse Mühe, richtig vorwärts zu kommen. Es war heiss, es war langweilig mit der Zeit und natürlich anstrengend. Man paddelt ja nicht jeden Tag acht Stunden, oder? Am Anfang sahen wir die anderen Teilnehmer aus der Gruppe noch, aber irgendwann löste sich das dann, weil ja jedes Kanu unterschiedlich schnell padelte. Unsere schweizer Helden sahen wir auch nicht mehr, weil die viel schneller unterwegs waren als wir.
Stellt euch vor, ihr seid in einem Kanu auf einem schwedischen Fluss. Irgendwo im Nirgendwo. Das waren wir. Es war still, man hörte weder Menschen noch Autos, nicht einmal Tiere. Wir paddelten den Fluss entlang und bestaunten die wunderschöne Natur. Wälder und Wiesen zu unseren Seiten. Das war der Moment, als wir es bereuten, damals im Media Markt kurz vor der Reise die GoPro nicht zu kaufen. Dümmster Entscheid überhaupt. Leider haben wir kein einziges Foto, nur Erinnerungen in unseren Köpfen.
Das mit Abstand Schlimmste war das Ein- und Auswassern; also das Wechseln zwischen zwei Gewässern. Wir mussten am Ufer von der genau beschriebenen Stelle aus dem Kanu klettern, die beiden schweren Tonnen an Land bringen und schliesslich das schwere Kanu aus dem Wasser ziehen. Das klingt einfacher als es ist, glaubt mir. Diese "Wechsel-Stellen" waren rutschig, lehmig und meistens ging es steil hoch, beziehungsweise runter. Wir fluchten oft, weil es wirklich schwierig war.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Nov 20, 2015 ⏰

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