Weihnachten - 24. Dezember 2014

13 3 0
                                    



Die Geschenke lagen unter dem Baum und Lucy konnte es kaum erwarten. Den ganzen Tag schon starrte sie diese verdammte verpackte mit künstlichem Schnee überdeckte Welt an. Viele der Pakete waren nur verpacktes Styropor, damit es voller aussah. Aber unter dem ganzen Haufen, war auch ein einziges Geschenk, auf das sie schon seit Wochen hin fieberte. Sie war Anfang letzten Monats volljährig geworden, also haben ihre Eltern und sie von dem Geld, was sie seit einem Jahr sparte ein eigenes Auto für Lucy gekauft. Und der Schlüssel dazu lag unter diesem Baum und musste bis auf nach dem Abendessen warten.

„Schatz hör auf diesen Baum anzustarren. Es sind doch nur noch ein paar Stunden."

„Aber ein paar viel zu lange Stunden.", jammerte sie und starrte ihn weiter an.

Ihre Mutter seufzte und meinte: „Komm, zieh deine Jacke an, wir wollen los."

Lucy nickte und stand auf. Ihre kleine Schwester wollte auf den Weihnachtsmarkt, also gingen sie. Sie fand es nicht schlimm, sie wünschte sich nur, dass der Abend ein wenig schneller kommen würde.

„Wenn ich jetzt schon meinen Schlüssel hätte, dann könnte ich uns jetzt zum Markt fahren."

„Du hast ihn aber nicht.", ihr Vater legte seine Hand auf meine Schulter und lächelte sie mit dieser Schadenfreude an. Manchmal könnte Lucy ihn an die Wand klatschen. „Und jetzt komm."

Sie zog ihre Jacke, Schal und Schuhe an und auch ihre Mütze und Handschuhe, nachdem ihre Mutter sie dazu gezwungen hatte.

Die Autofahrt war an sich nicht lange, doch Lucys Zeitwahrnehmung wurde erheblich durch die nervige Fragerei ihrer kleinen Schwester Tamaria gestreckt. Ihre Mutter meinte immer, dass Tamaria Lucy wie aus dem Gesicht geschnitten ist und sie mit fünf Jahren genauso aussah. Es musste stimmen, denn sie hatte ein paar Mal Fotos von ihr mit denen ihrer kleinen Schwester verwechselt. Sie liebte sie, auch wenn Tamaria, wie die Meisten kleinen Kinder, zum Nerven und die große Schwester zum Ausrasen bringen geschaffen wurde.

Ach Herr im Himmel, flehte sie innerlich, lass die Fahrt endlich vorbei sein. Sie wurde entweder erhört oder hatte Glück, egal was auch immer es war, endlich waren sie in der Stadt, allerdings ging sofort die schwierige Suche nach den Parkplätzen los. Ihre Mutter regte sich über die unverschämt hohen Gebühren auf, ihr Vater über die fehlende Anzahl an freien Parkplätzen und ihre kleine Schwester brüllte wie am Spies, weil sie endlich auf den Markt wollte.

Lucy starrte nur aus dem Fenster und versuchte das alles so gut wie möglich auszublenden. Die Stadt sah schön aus, musste sie feststellen und lobte diejenigen, die die Lichterkettendekoration entworfen haben. Mit dem Schnee sah es wirklich traumhaft aus. Und erst die ganzen Menschen in ihren Mänteln und Mützen, sahen aus wie aus dem Weihnachtswunder persönlich. Für einen kurzen Moment kam ihr die Welt perfekt vor. Für diesen einen Moment stand die Zeit still und sie hörte weder ihre Eltern noch ihre Schwester, bis sie diese junge Frau mit den blonden Haaren betrachtete. Sie trug einen blauen Mantel, mit einer roten Mütze und einem rotem Schal. Fast schon kam es Lucy vor, als ob sie in ihr eigenes Gesicht schauen würde. Doch dann waren die blonden Haare mit einem Mal grau und das vorher so bekannte Gesicht, war völlig fremd. Sie sah schnell weg. Hatte sie eben tatsächlich halluziniert, dass sie sich selber auf der Straße stehen gesehen hatte?

„Kinder wir sind da.", ihr Vater riss sie aus Gedanken und grinste sie mit einem übergroßen Lächeln an.

***

Während Tamaria begeistert bei der Sache war, schleppte Lucy sich hinter dem Rest ihrer Familie hinterher. Hin und wieder konnte sie sich für das Ein oder Andere begeistern, aber im Gesamtpaket machte der Ausflug von Jahr zu Jahr immer weniger Spaß. Es war immer wieder und wieder das Gleiche. Dieselben Stände, derselbe Ramsch. Während ihre kleine Schwester gerade versuchte ihre Eltern zum Kauf einer Bummelmütze zu überreden, sah sich Lucy nach einem Crêpestand um und entdeckte just einen. Sie fragte den Rest, ob er auch etwas wolle, doch diese verneinten, weshalb sie nur einen für sich bestellen ging.

3 DaysWhere stories live. Discover now