"Das könnt ihr mir nicht antun!" Die junge Frau hatte inzwischen einen roten Kopf bekommen. Zusammen mit ihren eisblauen Augen ergab das einen wirklich schönen Kontrast. "Vilhelmina! Es ist an der Zeit, dass du heiratest. Du kannst nicht einfach machen, was du willst." Du kannst nicht einfach machen, was du willst. Natürlich konnte sie. Bald würde sie eine Königin sein. Egal ob mit oder ohne Mann. "Lass sie doch, Catherine. Wenn sie angeblich so gut allein klar kommt, warum geht sie dann nicht einfach?" Sie hasste es, wenn er das tat, wenn er so über sie sprach. Als wäre sie nicht im Raum. Aber sie war stur und so ging sie tatsächlich. Aber wohin geht eine Prinzessin, die sich mit ihren Eltern zerstritten hat? Auf den Markt? Zum Bach? Oder doch in die kleinen schmutzigen Gassen, um ihr königliches Blut mit purem Schweißblut, wie man das Blut der einfachen Leute nannte, zu vermischen? Nein. Vilhelmina war dafür eindeutig zu aufgebracht. Und sie war intelligent. Ein Skandal war das letzte, was sie im Kampf gegen diese Eheschließung gebrauchen könnte. Und so lief sie in den Wald. Es war kein besonders großer Wald aber groß genug, um seine Gedanken in ihm zu verlieren. Und einen kleinen See gab es auch. Jedes mal, wenn sie hierher kam, legte sie ihre prächtigen Mieder ab, schmiss sie auf den Waldboden und genoss das Wasser. Sie liebte das Gefühl der Kälte auf ihrer nackten Haut. Es war beruhigend und gleichzeitig ein Risiko. Heute wollte sie wieder in dem kleinen See baden und ihre weißen Hände durch das vom Mondlicht erleuchtete Wasser gleiten lassen. Doch als sie ankam, sah sie eine Frau. Vilhelmina konnte nicht viel von ihr erkennen, sie war fast bis zum anderen Ufer geschwommen. Vilhelmina setzte sich ins Gras und beobachtete die Fremde eine Weile lang. Sie hatte wunderschönes, langes, glänzendes Haar. Es war hellbraun und schimmerte im Mondlicht. Ihre Augen waren grün und sie trug- nichts. Sie war nackt. Und sie stand direkt vor Vilhelmina. "Guten Abend. Seid ihr von unten, vom Dorf?" Die junge Frau blickte sie fragend an. Sie lächelte und ihre Sprache war zu Vilhelminas Erstaunen sehr gut. Irgendetwas an ihr stimmte nicht. "Ihr seid nackt." Vilhelmina konnte nicht aufhören, sie anzustarren aber es machte der jungen Frau nichts aus. "Das Wasser ist einfach herrlich. Komm doch auch hinein." Vilhelmina hätte von der heutigen Nacht ja viel erwartet. Es hätte sie nicht verwundert, am nächsten Morgen in einer schmutzigen Trinkstube aufzuwachen aber das?