Prolog

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Ich trage den Namen Zoey Capurro und bin fünfundzwanzig Jahre jung. Meinen Abschluss für das College habe ich in der Tasche, und nun bin ich in einem kleinen Café in der Stadt beschäftigt.

Mit meiner Mutter Tessa wohne ich in einem gemütlichen einstöckigen Haus am Stadtrand von Mystic Falls in Virgina. Es ist zwar klein, jedoch fühlen wir uns hier wohl. Das Anwesen ist größtenteils in einem eintönigen Weiss gehalten, nur Türen und Fenster sind mit einem schmalen lilafarbenen Rand verziert. Die erste Etage ist allein mein Reich, sogar ein kleines Bad ist nur meiner Wenigkeit vergönnt.

Meine Mutter gibt ihr Bestes, dass es mir an nichts mangelt, und das tut es auch nicht. Sie ist die beste Mutter, welche man sich wünschen kann. Ich bin ihr unendlich dankbar. Mein Zimmer ist ein typisches für Mädchen in meinem Alter. Der Großteil der Möbel ist in Weiss gehalten, Akzente habe ich mit lilafarbener Dekoration gesetzt. So gefällt es mir am besten, und ich kann mich pudelwohl fühlen.

Hinter dem Haus gibt es einen Garten, in welchem Tessa - meine Mutter - letztes Jahr eine wundervolle Terrasse anbauen ließ. Damals beim Einzug war noch alles zugewachsen, deswegen hat sie einen Gärtner eingestellt. Nun ist es einer meiner Lieblingsplätze, an dem ich meine Seele baumeln lassen kann.

Mystic Falls ist eine sichtlich schöne Kleinstadt. Spannend ist vor allem, dass man über sie viele Legenden hört. Ob von Hexen, Vampiren, Werwölfen oder noch vielen anderen Erscheinungen. Jedoch muss man echt abergläubisch sein, um diesen Mythen Glauben zu schenken. Alles Humbug, das habe ich auch einmal gesagt, bis ich etwas Besseren belehrt wurde.

Meine Eltern habe sich getrennt, als ich sechzehn Jahre alt war, mein großer Bruder Jason war fünfundzwanzig. Mein Vater hat meine Mutter geprügelt, er machte nicht einmal Halt, wenn Jason und ich zusahen. Es hat ihn einfach nicht interessiert. Eines Abends hat sie mich aus dem Schlaf gerissen, geschnappt und wir liefen davon. Ich wusste zu dem Zeitpunkt nicht warum, aber heute weiß ich, es war die beste Entscheidung. Viele Dinge versteht man erst im Nachhinein.

Ich erfuhr, dass er an diesem Abend wieder getrunken hatte, und wegen Belanglosem ausgerastet ist. Erneut wollte er sie misshandeln. Nur diesmal schritt Jason ein, er konnte es nicht mehr mit ansehen. Er war der Puffer zwischen unseren Eltern, aber hat leider den Kürzeren gezogen. Vater hat ihn zu fassen bekommen und geschüttelt. Als mein Bruder am Boden lag, prügelte er dennoch weiterhin auf ihn ein, ohne Sicht auf ein Ende. Ich weinte, schrie und flehte, doch er hörte nicht auf. Ich fürchtete um das Leben von meinem Bruder. Erst als Jason sich gar nicht mehr regte, ließ Vater von ihm ab. Überall war Blut. Der Boden war getränkt darin. Meine Mutter wischte es in einem Schockzustand weg. Sie war zu dem Zeitpunkt kaum mehr ansprechbar. Währenddessen fuhr Vater mit Jasons Körper in den Wald, dort hinterließ er ihn, kalt und lieblos. Er ließ es nach einem Wolfsangriff aussehen. Das Miterleben des Mordes an meinen Bruder zeichnete mich. Da ist ein Loch in meinem Herzen, welches nie wieder zugeht. Seit jenem Abend hat keiner von uns je ein Wort über den Vorfall verloren. Es ist einfach zu schlimm die Narbe wieder aufzureißen. Dieses Thema ist ein Tabu.

Für mich ist er nur noch mein Erzeuger, ich empfinde nichts für diesen Menschen außer Hass. Meine Mutter Tessa ist die wichtigste Person in meinem Leben. Ich bin so froh, dass sie sich getrennt haben, dass alles ein Ende hat. Bald ist die Scheidung durch, dann sind wir frei.

Das dachte ich zumindest ...

Mutter brauchte lange bis sie endlich Fuß gefasst hat in der Kleinstadt. Jetzt arbeitet sie spät Nachts als Bardame in einem Grill. Ihr scheint es Spaß zu machen, und das freut mich. Nach so einem Schicksalsschlag, hat sie etwas Glück in ihrem Leben mehr als verdient.





HexenschicksalWhere stories live. Discover now