Kapitel 1

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„Komm schon Jason, fang' mich doch!", rief Stella als sie auf der großen Wiese zum alten Baum auf dem Hügel lief. Wie jeden Tag spielten wir dort. Manchmal saßen wir aber auch nur dort und lachten. Sie war die einzige in der Nachbarschaft mit der ich spielte. Sie war anders als die anderen, außerdem war sie gleich alt wie ich. Es war toll so eine Freundin zu haben, auch wenn ich damals noch nicht wusste was wahre Freunde sind. Man hat einfach nicht darüber nachgedacht. Das Leben früher war einfach besser. Man lebte weil man noch nicht verletzt wurde oder weil wir einfach keine Ahnung hatten was auf uns zukommen würde. Jedenfalls saßen wir unter dem alten Baum auf dem Hügel ... wie jeden Tag.

Dann kam der Tag an dem sich fast alles änderte. Sie kam nicht zur Wiese. Ich wusste nicht was passiert war, warum sie nicht kommen konnte, warum sie nicht zum Spielen raus kam. Ich ging rein ein bisschen traurig aber vielleicht war sie wieder bei ihrer Mutter im Krankenhaus. Was mich nur wunderte war, dass sie mir nicht wie sonst Bescheid sagte. Also ging ich nach Hause und hinauf in mein Zimmer. Mein Hund kuschelte sich zu mir und lag mit mir auf meinem Bett. Es war Nachmittag und die Sonne schien grell in mein Zimmer, deswegen wollte ich die Rollläden runter lassen. Während ich sie runter lies und die Sonne mich nicht mehr so blendete, entdeckte ich unter dem alten Baum ein kleines Mädchen sitzen. Ich habe es sofort erkannt. Es war Stella. Ich lief die Treppe runter zog meine Schuhe an. Sofort machte ich mich auf zum Hügel, doch ich wurde langsamer je näher ich ihr kam. Sie sah nicht so fröhlich aus als sonst. Sogar das Gegenteil war der Fall. Sie hatte ihren Kopf in ihren Schoß gepresst und ihre Knie mit ihren Armen umschlungen. Sie heulte... und zwar sehr. Ich setzte mich neben sie aber wusste nicht was ich tun sollte. So etwas sah ich noch nie zuvor. Ich saß einfach neben ihr und war leise. Nach einiger Zeit legte sie den Kopf auf meine Schulter und schluchzte weiter. Sie konnte kaum reden doch sie versuchte mir etwas zu sagen. Ich probierte sie irgendwie zu trösten aber ich schaffte es nicht. Alles was ich tat war meinen Arm um sie zu legen, aber ich wusste nicht warum. „S...sie.....ko.....kommt...nie....", stotterte Stella "S... sie..... ko..... kommt... nie....wieder." Obwohl ich damals noch nicht genau wusste was sie damit meinte weinte ich mit ihr.

Ein paar Monate später stand ein großer weißer Lieferwagen vor ihrem Haus. So einer welcher uns öfters Pakete brachte wenn Papa was gekauft hatte. Nur war dieser größer, und diesmal wurden keine Pakete ausgeladen sondern eingeladen. Alles war kompliziert. Als ich raus ging um dies zu beobachten stand Stella wieder vor mir... wieder mit Tränen in den Augen. Sie sagte etwas wie: „Bis bald", und umarmte mich. Doch dieses „bald" kam nie zu Stande.

Damals waren wir 4 Jahre alt.



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⏰ Letzte Aktualisierung: Dec 06, 2015 ⏰

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