Bye, Bye Berlin

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Die Luft war stickig, es stank nach Rauch und Alkohol. Verschwitzte Gestalten dicht an dicht. Irgendwer ließ den Joint rumgehen. 'Julie du bist dran,' riefen sie. Und ich wehrte mich nicht, ich hatte alle meine Vorsätze über Bord geworfen, mir war alles egal. Keine Gute Idee. Mittlerweile war ich nicht mehr nüchtern und der Alkohol entfaltete seine Wirkung: ich konnte nur noch lallen, vom gehen ganz zu schweigen. "Julie, Wahrheit oder Pflicht? " "Pflicht, natürlich!" Ich hatte selber echt schon Schwierigkeiten mich zu verstehen. "Küss Jay!" Alle beugen sich gespannt vor , als ich mich neben ihn setzte und zu mir hinunter zog. Einen winzigen Moment lang sah ich ihm in die blauen Augen und war überrascht über die Zärtlichkeit in seinen Augen. Dann wurde alles schwarz.

Ich wurde von einem nervigen Klingeln geweckt. Langsam öffnete ich meine Augen, uuh ne, Sonne. Meine Stimmung wurde auch nicht besser als ich in den Spiegel sah: Zerzauste und verfilzte Haare, dunkle Augenringe und ein verweintes Gesicht sprangen mir ins Auge. Okay das mit dem natürlich wird heute wohl nichts. Also gaanz langsam ins Badezimmer. Dort Gesicht waschen, Zähneputzen und Concealer und Wimperntusche ins Gesicht klatschen. Jaa, ich bin kein Morgenmensch, was sich einmal mehr dadurch bestätigte das ich über einen der vielen Umzugskartons im Flur stolperte. Innerlich applaudierte ich mir selber. Ganz toll gemacht. Hab ich das schon erwähnt: ich werde sarkastisch wenn ich betrunken oder müde bin.

In meinem Zimmer zog ich einfach das erstbeste aus dem Kleiderschrank. Und heraus kam dann: schwarzer Hodie und eine schwarze Jogginghose. Da mich meine Frisur und meine Augeringe nervten, machte ich mir einfach einen Messy Bun und setzte mir eine Sonnenbrille auf.

So ging ich in die Küche. Oder besser: das was einmal unsere Küche gewesen war. Jetzt stand nur noch ein Zusammenklappbarer Plastik-Tisch mit ein paar Campigstühlen in der Mitte des Raumes. Und mittendrin meine Mutter und mein Vater die sich mit frischen Brötchen vollstopften. "Wieso habt ihr mich nicht geweckt?" Ich sagte es ja schon, aber der Morgen ist nicht so meine Lieblingszeit. Eigentlich in letzter Zeit keine Zeit am Tag. Die Stimme meiner Mutter riss mich aus meinen Gedanken, "Wir dachten,du willst die letzte Nacht vielleicht noch einmal ausschlafen." Ok, Laune im Eimer. Ich sagte nichts darauf und nahm.mir einfach ein Brötchen.

"Katherine,du hast deine Tasche immer noch nicht gepackt! Unser Taxi kommt in einer halben Stunde!" Es war das erste Mal an diesem Tag , dass ich meinen Vater etwas sagen hörte. "Ja ich mach ja schon!" brüllte ich zurück und machte mich daran endlich meine Tasche zu packen. Handy, Kopfhörer, Aufladekabel, Zeichenblock, Stifte. Fehlte etwas? Ah ja Robbie! Robbie war eine kleine Kuscheltier-Robbe die ich von meiner Schwester bekommen hatte. Ich verlor mich in Erinnerungen an sie als mich mein Vater wieder rief. "Catherine Julia Baker!!!! Wenn du nicht in zwei Minuten fix und fertig angezogen neben mir stehst....!" "-Jaja schon gut Papa. Bin ja schon hier." unterbrach ich ihn. Ich zog mir schnell noch meine Schuhe an und rannte aus dem Haus, schnell ins Taxi hinein. Der Fahrer sah sichtlich genervt aus aber Scheiß drauf! Und während wir losfuhren drehte ich mich um und sag zurück zu dem Haus, wo ich großgeworden war. 'Tschüss, Haus.' dachte ich während es immer kleiner wurde und schließlich verschwand. Nur mit Mühe konnte ich die Tränen unterdrücken,die aufkamen , als die so vertraute Umgebung verschwand und Berlin an mir vorbei zog.

Okay , ich glaube jetzt muss ich ein bisschen was erklären. Ich, Kathrine Julia Baker war auf dem Weg zum Flughafen und vom Flughafen würde ich nach Kalifornien fliegen, um in San Diego, Kalifornien zu leben.
Meine Schwester Luise bekam ihre Diagnose als sie 10 war. Leukämie. Wir alle haben versucht ihr zu helfen, doch zuletzt hat sie den Kampf verloren. Das war vor 6 Monaten. Danach ging alles, wirklich alles, den Bach runter: mein Freund betrog mich, meine Freunde wussten nicht wie sie mit reden sollten und meine Notendurchschnitt sank von 1,1 auf 2,8.Von meinen Depressionen und meinem Unwillen zu essen, mal abgesehen.
Meine Eltern konnten nach diesem Vorfall nicht mehr in Berlin wohnen also suchten sie nach einer Alternative. Und es war tatsächlich so , dass meine Mutter keine andere Auslandsstelle als in San Diego, Amerika fand. Für meinen Vater war das toll, er hatte sich schon immer einmal gewünscht nach Amerika zu fliegen. Nur für mich war die Situation scheiße. Ich ließ hier alle meine Freunde zurück! Und auch wenn die Psychologin( Das war nicht meine Idee!!) meinte dass mir ein Ortswechsel guttuen würde, war ich nicht begeistert.

Als wir am Flughafen ankamen waren wir schon wieder fast zu spät. Der Check in dauerte natürlich Ewigkeiten und wir schafften es nur noch mit Hängen und Würgen ins Flugzeug. Und während wir starteten hatte ich nur einen einzigen Gedanken: Bitte lass es in Amerika besser werden!Bitte, Bitte!

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⏰ Last updated: Nov 05, 2016 ⏰

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