Kapitel 1

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Sie starrte mit riesigen Augen in den Raum, der genauso ein Schlafzimmer zu sein schien, wie das Zimmer, in dem sie sich ein paar Momente zuvor noch befunden hatte. Das erkannte sie daran, dass ein großes Doppelbett aus Holz in der Mitte des Raumes stand. Eine einzelne Kerze, die neben dem Bett auf dem Nachttisch stand, spendete dem Raum spärliches Licht. Leicht panisch versuchte sie herauszufinden, in was für einem Zimmer sie sich befand und wie sie hergekommen sein könnte, ohne sich auch nur einen Millimeter zu bewegen. Ihr fiel auf, dass das Spiel der Gitarre nicht verklungen war. Sie konnte nun definitiv zuordnen, dass es aus einem der Nebenräume zu hören war. Sie war versucht, einfach den Klängen zu folgen und nach Hilfe zu fragen, doch sie hatte keine Ahnung, wer sich dort befinden könnte. Allzu viele Freunde hatte sie nicht, vor allem keine, die Gitarre spielen konnten. Und mit Fremden konnte sie erst recht nichts anfangen. Doch die Panik in ihr, nicht zu wissen, wo sie sich befand, wuchs und wuchs. Es schnürte ihr die Kehle halber zu, sodass sie langsam aber sicher immer mehr nach Luft schnappen musste. Bestürzt von der Hilflosigkeit alleine in einem fremden Zimmer, versuchte sie sich schnell aufzurappeln und aus diesem Zimmer zu kommen. Ihr Plan war es über ihren Schreibtisch zu klettern, den sie bei ihrem Einzug an das Fenster gestellt hatte. Doch erst zu spät fiel ihr wieder ein, dass sie sich nicht in ihrem Schlafzimmer befand und sie deshalb auch über keinen Schreibtisch klettern konnte. Mit einem erschrockenen Aufschrei fiel sie auf den Holzboden. Wispernd jammerte sie, dass sie Schmerzen hatte. Das Gitarrenspiel war verklungen. Kurz hörte sie dumpf eine männliche Stimme, gleich darauf Schritte, die sich ihr näherten. Sie riss die Augen auf und wollte sich aufrichten, um sich irgendwo zu verstecken, doch wenige Zentimeter über dem Boden knallte sie mit dem Kopf gegen etwas. Sie jammerte wieder leise auf, ließ ihren Kopf fallen und hielt diesen. Entkommen konnte sie so auf keinen Fall. Die Tür wurde geöffnet und die Schritte kamen immer näher. Im Hintergrund hörte sie die Gitarre wieder. Die Schritte waren verklungen. Sie wagte es nicht ihre zusammengekniffenen Augen zu öffnen, um nachzuschauen, wo sich die Person befand, die gerade das Zimmer betreten hatte, doch sie wusste es sofort, als eine männliche Stimme neben ihr erklang.
"Was tust du denn da bitte unter dem Bett?" Sie zuckte zusamen, riss aber gleich darauf die Augen auf. Nun war ihr auch klar, woran sie sich den Kopf gestoßen hatte. "Komm doch da endlich hervor. Was ist denn überhaupt passiert? Ich hab einen Knall hier aus dem Zimmer gehört und dachte, vielleicht sollte ich besser nachsehen, ob dir etwas passiert ist." Langsam versuchte sie unter dem Bett hervorzukrabbeln. Warum flippte er nicht aus, weil jemand Fremdes in seinem Schlafzimmer war? Kannte er sie etwa? Als sie unter dem Bett hervorgekommen war, setzte sie sich auf. Es drehte sich alles um sie, weswegen sie sich den Kopf hielt, um sich wenigstens ein kleines Gefühl von Stabilität zu sichern. Er saß direkt vor ihr und warf ihr einen besorgten Blick zu. Sie konnte nicht wirklich erkennen, wie er aussah. Die Kerze war erloschen.
"Alles in Ordnung?" Sie nickte nur leicht, traute sich nicht irgendetwas zu sagen, auch nicht dass eigentlich überhaupt nichts in Ordnung war. Wo war sie? Wer war er? Warum schien er sie zu kennen? Er seufzte leicht und stellte sich auf die Beine. "Gut, okay, dann sag's mir halt nicht." Leicht verwirrt blickte sie zu ihm auf. Er blickte sie nicht an, sondern hob einzelne Papiere und einen Stift vom Boden auf. "Ich weiß zwar, dass du es lieber magst, wenn es dunkel ist, aber sollte nicht wenigstens noch die Kerze brennen, damit du irgendetwas erkennst?" Er drehte sich wieder zu ihr und zog eine Augenbraue hoch, als er sie ansah. "Was sitzt du denn immer noch auf dem Boden?" Er legte die Papiere und den Stift auf den Fenstersims, von welchem sie gerade gestürzt war. "Komm, steh auf." Er bot ihr die Hand an, um ihr aufzuhelfen. Vorsichtig nahm sie diese schweigend an und ließ sich auf ihre Beine ziehen. Schnell entzog sie ihre Hand seiner wieder. Wer er war, wusste sie immer noch nicht. Sie hatte keinen blassen Schimmer. Kurze, anscheinend helle Haare schmückten seinen Kopf. Seine Augen blitzten genauso hell in dem Licht auf, das durch die offene Tür aus dem Flur in das Zimmer fiel.
"Ist wirklich alles in Ordnung?" Sie nickte wieder leicht, wobei sich der Raum wieder kurz um sie drehte und sie schwankte. Er seufzte wieder leicht. "Das heißt wohl 'Nein'. Ich kenne dich gut genug, hör auf mich anzulügen, Lucy." Sie riss leicht die Augen auf. Wer zur Hölle war er?! Und woher wusste er, wie sie hieß?! Und warum schien er sie so gut zu kennen?! "Guck nicht so komisch, als ob dir das alles neu wäre." Er lachte leicht. "Brauchst du irgendetwas?" "Wasser.", hörte sie sich selber ohne groß nachzudenken sagen. Das Blut schoss ihr in den Kopf und ihr Herz schlug etwas schneller als sonst. So war das immer, wenn sie mit Fremden sprach, und sie hasste sich dafür. Er schwieg kurz, bevor er die Augenbrauen abermals hochziehen wiederholte: "Wasser?" Sie nickte leicht unbeholfen. Sagte sie gerade irgendetwas falsches? Er schien sie ja zu kennen. Das Problem war nur, dass sie sich selber nicht zu kennen schien. "Gut, wenn du meinst. Setz dich doch schon mal ins Wohnzimmer. Ich bring dir dann dein Wasser. Nicht erschrecken, die Jungs sind noch da, aber das hört man ja." Sie nickte wieder leicht, ohne zu wissen, wen und was er meinte. Aber sie hörte immer noch eine Gitarre und männliche Stimmen aus dem Nebenraum.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Dec 07, 2015 ⏰

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