Kurzgeschichte 8

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Das plötzliche auftauchen meines Vaters..

Ich bekam letztens einen Anruf. Von meinem angeblichen Vater. Nach 18 Jahren meldet er sich wieder. Wer weiß, ob er überhaupt mein Vater ist? Er möchte es mir beweisen, indem ich mich mit ihm treffe. Heute Abend. Im Café. Meiner Mutter sagte ich, dass ich mich mit einer Freundin treffe. Sie sagte nichts dazu. Immer hin war ich schon 19 und alt genug, um auf mich selbst aufzupassen und für mich selber zu entscheiden.

"Tschüß, Mama.", rief ich und schlug die Tür hinter mir zu.

Einen Führerschein hatte ich nicht. Ich hatte nicht mal mit der Fahrschule angefangen. Ich ging noch zur Schule. Mein letztes Jahr, dann habe ich meinen Fach-Abi und kann endlich studieren. Sozialwissenschaften. 

Ich lief zur Bushaltestelle und wartete, bis der Bus endlich kam. Nach 10 Minuten kam er auch endlich. Ich stieg ein, zeigte dem Busfahrer meine Busfahrkarte und setzte mich ganz hinten auf einen Platz hin. Ich dachte über ihn nach. Wie es wohl sein wird, wenn ich sehen werde? Nach 18 Jahren meldet er sich wieder. Soll ich ihm verzeihen? Ich meine, er hat mich und meine Mutter einfach im Stich gelassen und ist abgehauen. 

An der Haltestelle angekommen, drückte ich auf den 'Stopp' Knopf und stieg aus. Ich sah nach links und nach rechts und erkannte den Café.

Ich lief dorthin. Von außen sah es sehr seriös aus. Bestimmt sehr teuer dort. Vor der Tür stand ein Bodyguard.

"Der Name, bitte.", sprach er streng aus.

"Fuat Yildirim.", sagte ich und sah in das Café rein.

Der Bodyguard sah auf ein Zettel und sagte dann:" Tisch 12. Ganz hinten am Fenster."

"Danke.", sagte ich und lief mit einem mulmigen Gefühl rein.

Ich suchte und suchte, doch fand den Tisch 12 nicht. Das Café war sehr groß.

Ich fragte eine Angestellte.

"Entschuldigung, wo ist der Tisch 12?"

"Hier gerade aus und danach links. Da sieht man es dann schon.", sagte sie lächelnd und ging weiter die Kunden bedienen.

Ich ging also gerade aus und bog dann nach links.

Dort saß ein älterer Mann. Volle schwarze Haare. Man erkannte schon seine Falten im Gesicht. Etwas kräftig war er auch schon. Also, etwas fett, sage ich mal. Mein Vater war das.

Ich ging dort hin und Fuat stand auf und lächelte mich leicht an.

"Hallo.", sagte ich zurückhaltend, denn ich wusste nicht was und wie ich mich verhalten sollte.

"Hallo. Setz dich doch.", sagte er und bot mir den Stuhl vor ihm an.

Ich setzte mich hin und sah ihn mir an.

Er ist sichtlich älter geworden. 

"Wie geht es dir, Leyla?", fragte er und lächelte mich an. 

"Der Situation entsprechend und Ihnen?", fragte ich zurück. 

"Dutz mich doch bitte. Ich bin dein Vater.", sagte er und wollte meine Hand nehmen, doch ich entwisch zurück.

"Woher soll ich das wissen?", fragte ich Fuat. Ok, ich wusste, dass er mein Vater ist. Wegen dem Namen. 

"Hier, ein Bild von dir, deiner Mutter und von mir.", sagte er und zeigte mir ein Bild, wo tatsächlich meine Mutter deutlich zu erkennen war.

"Wieso hast du uns in Stich gelassen?", fragte ich ihn mit Tränen in den Augen.

"Ich musste zur Therapie, Leyla. Ich hatte Drogen genommen. Sehr schlimme sogar. Die Therapie dauerte sehr lange. Circa 2 Jahre. Deine Mutter wollte nichts mehr mit mir zutun haben und hat mir gesagt, ich soll aus ihrem Leben verschwinden. Da wusste ich nicht, dass sie schwanger war. Sie sagte es mir nach 3 Monaten, als ich schon weg war. Sie rief mich an und sagte mit weinender Stimme 'Fuat, ich bin Schwanger. Kehr bitte zurück. Ich möchte nicht, dass das Kind ohne Vater aufwächst.'. An die Worte kann ich mich noch sehr gut erinnern. Es ist wie Musik in meinen Ohren. Also kehrte ich zurück."

"WO warst du dann all' die Jahre? Ich dachte, du bist zurück gekommen?"

"Auch, als ich wieder zurück war. Es wurde schlimmer. Ich war abhängig von den Drogen. Ich nahm täglich Drogen. Ich fing an, deine Mutter zu schlagen. Ich konnte mich nicht mehr unter Kontrolle halten. Doch deine Mutter wollte nicht, dass du ohne Vater aufwächst und ließ mich immer noch bei ihr bleiben. Doch nach einem Jahr, als du schon 1 Jahr warst, hielt sie es nicht mehr aus. Sie bat mich weider zu gehen. Ich ging. Ich wollte dich nicht verlassen. Du warst mein Einzelstück. Doch ich musste. Es konnte so nicht weiter gehen. Ich ging also wieder zur Therapie. Aber in der Türkei, wo ich bis kurzem gelebt habe. Ich hatte über all nach dir gesucht, nach deiner Mutter. Doch ich habe keinen Anhaltspunkt gefunden. Ihr hattet euch eine neue Wohnung gesucht. Ich habe euch nicht gefunden. Doch vor 1 Woche habe ich die Schwester deiner Mutter, also deine Tante, in der Türkei gefunden. Frag nicht wie, das ist gerade nicht wichtig. Sie sagte mir, dass ihr in eine andere Stadt gezogen seid und deine Mutter schon einen neuen Mann an ihrer Seite hatte. Mein Herz zerbrach in einzelne Stücke, Leyla."

"Wieso hast du nicht schon vorher nach uns gesucht? Die Therapie konnte doch nicht 18 Jahre lang dauern!", zischte ich und einzelne Tränen liefen über mein Gesicht.

"Ich konnte es noch nicht. Ich war nicht bereit dafür."

"Aber jetzt bist du bereit dafür oder wie?"

"Leyla, bitte, lass mich ausreden. Sie sagte mir, dass sie die Adresse von euch wusste, da sie schon mal in Deutschland war. Sie gab sie mir sofort und ich buchte den nächsten Ticket nach Deutschland. Deine Tante hatte mir die Nummer von euch mit gegeben. Ich rief euch in Deutschland an. Du gingst an das Telefon. Und als ich deine Stimme hörte, Leyla. Gott, ich konnte mich nicht mehr zurück halten. Ich habe geweint, Leyla. Ich habe sofort aufgelegt und habe angefangen zu weinen. Wie konnte ich nur so dumm sein und erst nach 18 Jahren wieder auftauchen? Ich habe gemerkt, dass ihr das wichtigste in meinem Leben seid. Wie wertvoll du für mich bist. Ich riss mich zusammen und rief dich wieder an. Und den Rest kennst du, Leyla. Das war die Geschichte, wieso ich euch verlassen habe und wieso ich wieder da bin."

"Ich habe Tagelang geweint. Nächte durchgemacht. Mama hat mir kein einziges Bild von dir gezeigt. Ich wusste nicht wie du aussahst. Nur deinen Vornamen sagte sie mir. Fuat. Mama hatte den Nachnamen von uns geändert. Nicht mehr Yildirim, sondern Karatas. Mama hatte jemand anderen im Leben gefunden und sie Heiratete ihn. Er will, dass ich ihn Vater nenne. Ich tue es aber nicht. Und warum? Weil ich diesen einen kleinen Funken Hoffnung in mir hatte, der mir sagte, dass du noch am Leben bist und wieder zurück kehrst. Ich habe jeden Abend gebetet, dass du endlich weider zurück kommst. Und Gott sei Dank, du bist wieder da. Ich habe dich vermisst, Baba. Du hast einen sehr schlimmen Fehler getan. Du hast Mama geschlagen gehabt. Doch das ist nun Jahre her. Ich kann dir nicht Böse sein. Wie denn auch? Du bist mein Vater!", sagte ich, stand auf - was er auch tat - und umarmte ihn so stark wie ich nur konnte.

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PS: Bald kommt eine neue Geschichte! :D


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⏰ Letzte Aktualisierung: Dec 15, 2015 ⏰

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