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Die Tür zu dem weißen, sterilen Zimmer in dem ich mich befinde, öffnet sich einen Spalt. Das nussbraune Haar meiner Tochter lugt hervor, kurz darauf steckt sie ihren ganzen Kopf durch. Ihre Augen sehen traurig aus, sodass mein Blick besorgt wird.

,,Jess, was ist los mein Schatz?", frage ich.

,,Bist du krank, Daddy? Mummy weint schon den ganzen Tag", antwortet sie und schaut bedrückt zu Boden.

,,Bin ich nicht. Komm her", erwidere ich und klopfe auf den Platz neben mir im Bett. Ihr Gesicht erstrahlt und ein Lächeln bildet sich auf ihren Lippen, als sie zu mir aufs Bett klettert und sich neben mich fallen lässt.

Ich lächle sie an. Sie ist zwar erst vier Jahre alt, trotzdem spürt man ihre Kraft und ihre Liebe am Leben ganz deutlich. Obwohl sie alles bekommen kann, was sie möchte, blieb sie immer bodenständig. Es interessierte sie nie, dass vor ihr die neusten Spielsachen lagen. Solange sie ihre kleine Trommel hatte und Kinder, die mit ihr Indianer spielten, war alles in Ordnung.

,,Jess, komm vom Bett runter, das macht man nicht", ertönt eine sanfte Stimme. Es ist Cat.

Sie ist hochschwanger und mit einem weißen, langen Kleid bekleidet. Sie setzt sich neben mein Bett auf den Stuhl und greift nach meiner Hand, in der ich kaum Gefühl habe.

,,Wie geht es dir, Niall?", fragt sie und mustert mich. Ihre grünen Augen wagen es nicht, direkt in meine zu schauen. Sie hat Angst, genauso wie ich.

,,Ich werde heute sterben. Mir geht's klasse", antworte ich und muss über mich und mein Schicksal schmunzeln.

Sie öffnet den Mund, will etwas sagen, lässt es dann aber. Stattdessen streicht sie mir durch mein Haar, dass schon viel zu lang und braun ist. Ich darf mir meine Haare im Krankenhaus nicht färben. Am liebsten würde ich hier alle verklagen.

,,Du solltest wissen, dass Jess und Ich dich sehr lieben. Greg, Denise und Theo auch. Die Jungs sowieso. Wir lieben dich und werden dich wahnsinnig vermissen, Schatz."

,,Und warum sind sie dann nicht hier? Warum bin ich alleine am Sterbebett?", schreie ich innerlich und sehe zu Cat, doch sie ist nicht mehr da. Ich schaue neben mich, auch Jess ist verschwunden. Es war mal wieder ein Traum gewesen.

In meinen Träumen führe ich immer das perfekte Leben zusammen mit Cat und meiner Tochter. Doch dazu würde es nie kommen.

Es war das letzte Konzert vor unserer 18 monatigen Pause. Die Jungs und ich standen auf der Bühne, wir würden jetzt das vorletzte Lied singen: I wanna write you a song.

Ich hatte das Lied für Cat geschrieben, das Mädchen, welches ich über alles liebte. Ich hatte schon länger geplant, meine Gefühle für sie in Form eines Liedes auszudrücken, doch bis zu diesem Song hatte es nie geklappt. Immer wenn ich es sang, stellte ich mir ihr Gesicht vor: Wie sie mich anlächelt, wie sie strahlt, wie sie mit ihren Haaren spielt. Dann fiel mir das Singen gleich viel leichter.

,,Als nächstes singen wir einen Song, den unser Niall für ein gaanz besonderes Mädchen geschrieben hat", sagte Harry ins Mikrofon umd grinste mich an.

Louis begann zu schnurren und zu miauen, während er sich gegen Liam rieb. ,,Ach wie süß, eine Cat", sagte Liam lachend und streichelte Louis' Rücken.

,,Danke Jungs, wirklich danke. Ist ja nicht schon genug, dass ihr mein Auto sabotiert habt", lachte ich und begann dann zu singen.

Wir waren ungefähr bei der Hälfte des Liedes, als ein Mitarbeiter auf die Bühne lief und dringend mit mir sprechen wollte. Er flüsterte mir einen Satz zu, der mein Leben komplett veränderte: ,,Deine Freundin, Cat, sie wurde überfahren. Sie starb noch am Unfallort."

Beside You 》NJH《Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt