Prolog

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Meine Mutter hatte meinem Vater vertraut. Sie erzählt mir oft, dass er anders war bevor er unser Guru und der wichtigste Mann unserer Gemeinde wurde. Doch dann hat er dieses unglaublich unmenschliches Ritual eingeführt, dass seine eigene Tochter umbringen wird, doch zur dieser Zeit gab es mich, Yara, noch nicht.

Yara - 6 Jahre
"Yara, was ich dir jetzt sagen werde darfst du niemandem erzählen", sagt meine Mutter ernst als sie mir die Haare für meinen ersten Schultag zu einem aufwendigen Zopf flechtet. Wir verbringen am Morgen oft lange Zeit in unserem Ankleidezimmer, da es der einzige Ort ist der mein Vater nicht betreten darf. In unserer Gemeinschaft herrscht eine klare Einteilung der Bereiche für Frauen und Männer. Erst wenn wir verheiratet sind, dürfen wir Körperkontakt mit einem anderen Mann als seinem eigenen Vater haben, aber selbst das wird von dem Guru, in meinem Fall von meinem Papa bewacht. Doch hier in dem geräumigen Zimmer fühle ich mich sicher da Mama mir immer wunderbare Geschichten aus ihrer Vergangenheit erzählt, als sie noch frei und jung war. Sie redet oft von der grossen, weiten Welt, jedoch ist das für mich nur eine Gutenachtgeschichte oder ein Märchen. Ich kenne nichts anderes als unsere Siedlung. Sie ist von Mauern umgeben und ich habe schon viele Menschen erschossen auf unserer Seite liegen sehen, weil sie versucht haben über die Mauer zu klettern. Wenn wir vorbei laufen hält meine Mutter mir dann immer die Augen zu, doch meist zu spät. Ich sehe ihre verrenkten Körper vom Aufprall und ihre blutende Wunden. "Hörst du mir überhaupt zu Liebling?", holt mich Mama sanft aus meinen Gedanken und streicht mir liebevoll mit dem Daumen über die Wange. Ehrfürchtig schaue ich sie an und nicke. "Also noch mal", sagt sie lächelnd, "Du darfst es niemanden erzählen. Verstanden?" Wieder nicke ich. "Glaube nichts davon, was dein Vater dir in der Schule beibringt, okay? Es ist nicht richtig was er erzählt. Wir werden unsere eigenen Schulstunden haben..." Plötzlich wird die Türe von aussen aufgerissen und mein Vater kommt mit wutverzerrtem Gesicht auf meine Mutter und mich zu. "Was für ein Glück ich habe soeben an der Tür gelauscht zu haben! Seit wann verrätst du mich schon Samantha?" Meine Mutter schweigt. "Maaamaaa, Mama, Mama!", schreie ich mehrmals verzweifelt als Papa sie packt und gegen die Wand drückt. "Yara, nicht", röchelt sie, mein Vater würgt sie. Meine Mutter wird schon ganz blau im Gesicht als ich anfange auf Papa, der mir auf einmal so fremd und anders vorkommt, einzuschlagen. Ich merke, dass er viel stärker ist, doch ich muss meine Mutter beschützen. Mit all meiner Kraft hebe ich den Stuhl hoch der in der Ecke steht, damit man seine Schuhe anziehen kann, und renne auf meinen Vater zu um ihn damit abzulenken. Doch anstatt ihn treffe ich meine Mutter an der Schläfe, sie sackt in sich zusammen und liegt mit starren, offenen Augen auf dem Boden. Mein Vater lacht "Das hätte ich nicht besser hinbekommen", kurz darauf verlässt er den Raum. Ich schreie meine Mutter immer wieder an, doch sie bewegt sich nicht. Ich sitze die ganze Zeit neben ihr und bitte sie um Verzeihung, doch sie reagiert nicht. Dann wird es mir schlagartig klar; Ich habe den Menschen, den ich am meisten liebe, umgebracht.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Dec 28, 2015 ⏰

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