"Versprich mir, dass du spätestens heute Abend bei Oma und Opa bist", sagt meine Mutter und streicht mir übers Haar. Ich befreie mich aus ihrer Umarmung und verschränke die Arme vor der Brust "Warum muss ich überhaupt zu Oma und Opa? Ich bin kein Kind mehr, ich werde es wohl schaffen vier verdammte Tage zu überleben!" "Ach ...m, das haben wir doch schon tausendmal durchgekaut. Du bist erst 14", meint sie, "und Oma freut sich schon" fügt sie schnell hinzu als ich etwas erwiedern möchte. Ich schaue meine Mutter noch einmal böse an, dann stapfe ich die Treppe hoch in mein Zimmer und werfe mich frustriert auf mein Bett. Nicht nur, dass meine Eltern allein für vier Tage in den Urlaub fliegen, ich muss auch noch zu meinen Großeltern, damit jemand da ist, der auf mich aufpasst! Eigentlich bin ich gerne bei meinen Großeltern, das Problem ist nur, dass ich ihre einzige Enkelin bin, weil ich ein Einzelkind bin und Moritz, der einzige Bruder meiner Mutter keine Kinder hat. Also behandeln sie mich immer noch wie das siebenjährige Mädchen, dass jeden Tag nach der Schule zu ihnen kam, damit es nicht allein zu Hause ist. Und wenn das irgendjemand aus meiner Klasse herausfindet, werde ich nie Freunde finden. Ich bin eh schon die totale Außenseiterin, weil ich noch keinen Freund habe, nicht rauche und noch nie besoffen war. Doch bevor ich noch tiefer in Selbstmitleid versinke, ruft mein Vater mich.
Ich erlaube meinen Eltern mich zu umarmen und höre brav ihren Anweisungen zu. "Schon gut Mama, ich schaffe das. Ja, ich weiß, dass ich alle Fenster zu machen soll bevor ich gehe, dass ich meine Schulsachen mitnehmen muss und die Garage abschließe, wenn ich mein Fahrrad heraus geholt habe." Mein Vater lacht und legt meiner Mutter den Arm um die Schulter. Sie schaut mich noch ein letztes mal fürsorglich an, dann tragen mein Vater und sie den Koffer und die Taschen ins Auto. Ich stelle mich in die Tür und beobachte sie. "Tschüss, viel Spaß und bringt mir was mit!", rufe ich ihnen zu. Jetzt muss auch meine Mutter lachen. Ich winke ihnen und dann sind sie weg. Ich schließe die Tür, lehne mich von innen dagegen und nehme mir vor, diesen eineb Nachmittag der Freiheit zu genießen. "Klingt als würde ich heute Abend in den Knast wander..." sage ich leise zu mir selbst und lache.
DU LIEST GERADE
Zweite Chance für mein einziges Leben
Teen FictionSolange du atmest und dein Herz schlägt, geht dein Leben weiter. Du hast nur dieses eine Leben, also mach was daraus!