Kapitel 5

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-Am nächsten Tag/ Freitag-

Es war Freitag. An sich der 2. schönste Tag in der Woche, nach natürlich Samstag. Und ich hatte sogar Schulfrei wegen irgend so einer Sitzung. Aber wie sollte es auch anders sein, musste man mir einen meiner Lieblingstage vermiesen. Ihr fragt euch wieso?

Ich sage bloß ein Wort: FAMILIE.

Ich liebe meine Verwandtschaft keine Frage. Wir sind ja schließlich alle aus demselben Holz (Moment oder sagt man Blut? Ach naja egal) und gehören zusammen, aber warum zum Teufel müssen die alle so schrecklich versnobt und schnöselig sein?! Klar Geld kann Menschen verändern, aber es ist ja schließlich nicht so das wir neureich sind. Man müsste meinen man gewöhnt sich daran und verhält sich einfach so wie immer. Ha da muss ich euch aber einen Strich durch die Rechnung machen. Nix mit normalem Leben oder so, nee meine Verwandtschaft hat Ansprüche.

In Form von Wohnort, Anwesen, Aktivitäten und Leistungen.

Jedes Jahr kommen meine Großeltern aus England zweimal zu Besuch um zu sehen wie es uns geht oder besser gesagt zu kontrollieren ob mein Vater auch gut für uns sorgt. Meine Granny war noch nie begeistert von der Idee ihre Tochter, also meine Mum, nach Amerika ziehen zu lassen und dort einen Mann zu heiraten, welcher nicht ihren Ansprüchen gemäß ist. Mum hat das nicht aufgehalten und nach einer Weile haben sich meine Großeltern wieder beruhigt. Trotzdem ist es zwischen meinem Pa und meiner Grandma immer noch ziemlich angespannt und er versucht jedes Mal sie zu beeindrucken, wenn sie kommen.

Was auch heute wieder der Fall sein wird, denke ich. Im Moment lag ich noch im Bett, genoss die Ruhe und schaute aus meinem offenen Fenster die Straße hinunter. Es waren 37 Grad und die Vögel zwitscherten als wenn es Frühling wäre. Man heute wäre echt der perfekte Tag zum boarden gewesen aber nein ich muss mich gleich fertig machen und mich höflich verhalten.

Theoretisch müsste es heute aber ziemlich ruhig zu gehen, denn ihre Ansprüche waren alle erfüllt (Wohnort: Santa Clarita/ schöne Gegend mit vielen Villen, Anwesen: selbst eine der besagten Villen, Aktivitäten meinerseits: genötigt seit dem 5. Lebensjahr Ballettstunden zu nehmen/Basketball und Boarden werden wie immer still geschwiegen, Leistungen meinerseits: Schulisch läuft momentan alles super) und Mum hatte sogar noch Zeit gehabt Kuchen zu backen.

Genau in dem Moment steckte meine Ma den Kopf durch die halb offene Tür und sagte sanft „Meghan Liebling, würdest du dich schon mal Anziehen und mir dann unten helfen?" .

„Natürlich Mum, kann ich dich mal kurz was fragen?" ich setzte mich auf und schaute sie lächelnd an.

Dann machte sie die Tür ganz auf und ließ sich zu mir auf das Bett fallen.

„Na klar was ist denn Engel?" liebevoll strich sie mir eine Haarsträhne hinter mein Ohr und sah mich aufmerksam an. Sie war so schön und sah für ihre 45 Jahre noch echt gut aus. Mit ihren Ozean blauen Augen, den Schulterlangen brauen welligen Haaren und der hellen Haut erinnert sie mich jedes Mal an eine Porzellanfigur. Mein Dad hat echt den Jackpot ergattert muss ich ja mal sagen haha.

„Wieso muss ich mich jedes Mal verstellen? Denkst du sie würden mich sonst nicht mögen?" das war eine ernst gemeinte Frage die ich schon sehr lange hatte stellen wollen.

„Ach Liebling deine Großeltern sind in dieser Hinsicht ziemlich verbissen und sehr störrisch. Oder besser gesagt deine Großmutter. Du weißt doch wie ältere Leute manchmal sind, sie haben Angst vor neuen Sachen und wollen das Alte bewahren. Ich bin mir sicher sie würden dich so akzeptieren wie du bist, nur brauchen sie Zeit um sich an das zu gewöhnen. Verstehst du?"

Ich nickte und sie lächelte mich an, dann nahm sie mich an die Hand und stand enthusiastisch auf.

„So und jetzt suchen wir dir noch was Schickes zum Anziehen raus!"

20 Minuten später stand ich dann in der Küche und half meiner Mum den Tisch zu decken.

Ich hatte einen weißen Knie langen Rock an, einen eng anliegenden gestreiften Pullover und spitze rote High Heels. Mein Make up war dezent gehalten und meine Haare ließ ich offen über meine Schultern fallen. Hoffentlich würde alles klappen. Irgendwie hatte ich heute so ein komisches Gefühl.

Durch das anzügliche Pfeifen meines Bruders wurde ich aus meinen Gedanken gerissen.

„Manno man Meg heute siehst du ja fast mal so aus wie ein Mädchen." noch weiter über seinen eigenen Spruch lachend ging er die Treppe runter und gesellte sich zu mir.

„Hahaha Bruderherz wie nett du heute schon wieder bist ist ja kaum auszuhalten." Er kassierte einen bösen Blick, was ihn nur noch glücklicher zu machen schien.

„Ich sollte davon ein Foto machen und auf Instagram stellen."

„Ach das würde ich an deiner Stelle lieber lassen, denn ich glaube dieses Bild würde nicht halb so schlimm sein, wie dieses Video von dir... singend... unter der Dusche." siegessicher hielt ich ihm mein Handy vor die Nase und zwinkerte ihm zu. Etwas verwirrt und geschockt sah er von dem Telefon zu mir und dann wieder zurück.

„Sag mal stehst du eigentlich auf Marvin? Du sahst letztens aus wie ein aufgescheuchtes Huhn als er unangekündigt hier aufgetaucht ist?!"

„Waaaaas... he nein ich steh doch nicht auf Marv pff der ist nur ein Kumpel...weiter nichts. Und außerdem wie kommst du denn jetzt darauf?" Von mir selbst nicht ganz überzeugt versuchte ich das Ganze mit heftigem Kopf nicken zu unterstreichen.

Und was dann geschah wird er noch sein Leben lang bereuen, das kann ich euch schwören.

Adam schnappte sich mein Handy und rannte durch die offene Terrassentür nach Draußen in unseren riesigen Garten. So schnell konnte ich gar nicht reagieren und zog mir zuallererst die High Heels aus und rannte ihm hinterher. In dieser Zeit löschte er das Video und tippte irgendwas in mein Handy. Danach entfernte er meine Simkarte. "Was schreibst du da?" Fragte ich ihn wütend als ich an dem Baum ankam, wo Adam stand, war das ganze schon geschehen. Er antwortete mir nicht und meinte lediglich, dass ich die Karte erst heute Abend wieder bekäme aus Sicherheitsgründen. Ich hatte kein Problem damit da wir eh unsere Handys abgeben mussten, wenn unsere Großeltern da waren, also gab ich mich geschlagen.

Und dann gongte es in unserem Haus und Mum stand an der Terrassentür und winkte uns hinein. Schnell machten wir uns auf den weg. Ich zog mir die Schuhe wieder an und strich ein letztes Mal meine Frisur zu Recht. Adam neben mir richtete sein Hemd, was ihm während des kleinen Zwischenfalls gerade eben aus der Hose gerutscht war.

Und dann kamen auch schon unsere Eltern mit unseren Großeltern im Schlepptau ins Esszimmer.

Na das konnte ja heiter werden.



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