11.07.1995

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Der bislang heißeste Tag des Sommers neigte sich dem Ende zu und eine schläfrige Stille lag über den wuchtigen Häusern des Ligusterwegs. Autos, die normalerweise glänzten, standen staubig in den Einfahrten, und Rasenflächen, die einst smaragdgrün waren, lagen verdorrt und gelbstichig da - wegen der Dürre war es verboten wurden, sie mit Gartenschläuchen zu wässern. Die Bewohner Little Whingings' saßen im Schatten ihrer Häuser und hofften mit weit aufgerissenen Fenstern ein vermeintliches Lüftchen herein zu locken. Ein Junge, etwa 15, ging durch die in Rot getauchten Straßen. Sein schwarzes Haar war zerzaust und ein Glas seiner kugelrunden Brille hatte einen Sprung. Er bog in den Glyzinienweg ein - in Richtung eines alten Spielplatzes. Dort setzte er sich auf eine der Schaukeln und schwang sich etwas hin und her. Ganz ruhig saß er da, er dachte nach. Tief in seinen Gedanken versunken...

„Hey!" schrie jemand. Der Junge auf der Schaukel sah auf. „Big D., ist das nicht dein Cousin?" Eine gruppe von Jungen, alle die Statur einer Bulldogge, standen am Zaun zum Glyzinienweg. „Ja, wieso?" sagte ein anderer. „Vielleicht möchte er auch zur Schnecke gemacht werden. Wie der kleine Cooper eben?" Drei der Vier Jungen gingen in Richtung schaukel, nur Big D. blieb stehen. „Kommst jetzt Dud oder hast' schiss?" sagte einer der drei. „Ich - Schiss? Pah..." Er ging auch in Richtung Schaukel, aber viel langsamer... er wusste was Harry konnte... Die vier Bulldoggen bauten sich vor dem Jungen auf der Schaukel auf, ganz vorne Dud. „Na Harry was machst du hier ganz alleine, ohne Freunde, ach ja ganz vergessen du hast ja keine." Die Vier lachten so laut das die Spatzen, die bis eben noch auf der benachbarten Stromleitung saßen, vor Schreck in die Nacht entschwanden. Harry ballte seine Hände zu Fäusten. „Oh, nicht weinen kleiner Harry Spatzi." In Harrys Magengrube schwoll ein großer Ball Wut an, Wut die er am liebsten heraus lassen wollte. Doch wenn er es jetzt tun würde, jetzt vor den Augen von vier Muggeln, so kurz vor Schuljahresbeginn, dann würde er schon wieder einen Rauswurf riskieren. Also stand er auf und ging mit geballten Fäusten zurück zum Glyzinienweg.

„Rennst du jetzt zu Mumi und Daddy? Damit sie dir helfen sich gegen den gemeinen Dudley zu wehren." Harry blieb mitten auf dem Spielplatz stehen und drückte seine Fäuste noch mehr zusammen. „Kommt dann dein Daddy und haut mir ein aufs' Maul?" wieder brach schallendes Gelächter aus. Doch diesmal zog Harry blitz schnell einen Stab aus seiner hinteren Hosentasche und hielt ihn Dudley unter die Nase. Die anderen Lachten nur noch lauter, aber Dudley war das Lachen vergangen. „Du weist genau dass ich nicht zu ihnen kann." sagte Harry. „N-N-Nimm d-das D-Ding weg..." sagte Dudley stotternd. „Wieso? Wo sind denn deine Eltern? Etwa iner' Klapse, weil sie auch mit nem' Stock rumgefuchtelt haben?" sagte einer von Dudleys Hirnlosen Freunden. Im selben Moment hatte sich der Sommerabendhimmel verdunkelt und es fing laut an zu donnern. „Sie sind tot!" schrie Harry und ein greller Blitz zuckte über den immer noch dunkler werdenden Himmel. Es begann zu Regnen. Die drei Jungen sahen sich ängstlich an und liefen davon. Dudley, der den Zauberstab noch im Gesicht hatte, sah sich hilfesuchend um. „Du zählst jetzt bis tausend erst dann, erst wenn du fertig bist kommst du nachhause, klar?" Dudley nickte verängstigt. Harry ging, Dudley ansehend, rückwärts zum Glyzinienweg. Am Zaun angekommen schrie er durch den immer heftiger werdenden Regen „Ich höre dich gar nicht zählen." Der total durchnässte Dudley fing sofort an, er schrie „Eins... Zwei... Drei..." Harry ging den Glyzinienweg entlang und bog dann in den Ligusterweg ein. Vor Haus Nr. 4 blieb er stehen und drückte die Klingel. Es öffnete eine schlaksige Frau die ihr langes Pferdegesicht heraus steckte. Sie starrte Harry an, guckte auf ihre kleine Armband Uhr und rief in die Wohnung hinein. „Vernon, ist mein kleiner Duddymatz schon da?" „Nein Liebling." Grunzte jemand zurück. Petunia, die eben noch an der Tür stand, war beiseitegetreten und ging in die Küche. Harry ging durch die kleine Pforte und links die Treppe empor. Er öffnete die Tür zu seinem Zimmer und lies sich aufs' Bett plumpsen. Kaum zwei Minuten später stand Dudley im Hauseingang. Harry konnte hören wie er sagte „E-Er hat m-mich mit s-seinem DING bedroht!" Dass war Harrys Zeichen, er sprang auf und noch bevor sein Onkel Vernon die Treppe raufgelaufen (Es war eher ein gerobbe und gequetsche) kam hatte er seine Tür von innen verriegelt. Harry ging in Richtung Fenster und sah wie sich die regen Wolken langsam aufzogen. Er ignorierte dass Geschreie und gequängel von Vernon, Petunia und Dudley. Onkel Vernon zog einen Schlussstrich in dem er sagte dass Harry heute kein Abendbrot bekäme, damit er über sein Verhalten in Ruhe nachdenken könnte. Doch Harry der wieder auf seinem Bett lag interessierte dass nur wenig, er fragte sich vielmehr warum er diesen Sommer noch keinen Einzigen Brief von seinen Freunden erhalten hatte oder warum auch Sirius ihm nicht geschrieben hatte. Die nächsten Tage verbrachte Harry in seinem Zimmer, Petunia schob ihm im fünf Stundentackt Essen durch die Katzenklappe die unten an der Tür befestigt war. Schließlich hatte Harry alle Tagesprophten die er fand durchgelesen und auch sonst alles getan was man in seinem einfachen Zimmer tun konnte sodass er schon seine Sachen für Hogwarts zusammen packte. (Er hätte noch genug Zeit dafür gehabt, dass Schuljahr begann erst am 3. August.) Doch es hatte auch sein Gutes, es kam Harry vor als ob er das erste Mal die Sachen ordentlich in seinen Koffer packte. Sonst hatte er sie immer schnell reinstopfen müssen, aber diesmal hatte er zuerst alles was sich unten auf dem Boden seines Koffers mit den Jahren so ansammelte heraus gekramt. Dort fand er noch ein paar Bluffknaller, eine einzelne Socke, ein halbes Langziehohr, Knöpfe und einen Gutschein von Weasleys Zauberhafte Zauberscherze. Dann packte er seine zusammen gelegten Sachen in den Koffer und stellte ihn vor seinen Kleiderschrank. Er putzte Hedwigs Käfig, sie freute sich sehr darüber denn das war längst überfällig geworden. Als Harry sich dann am späten Abend in sein Bett fallen ließ hatte er so ein Gefühl... aber er konnte nicht so recht erklären was es war, geschweige denn was es zu bedeuten hatte.


Zauberunterricht J.K.R [Harry Potter FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt