Der Umzug in die Hölle

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Zwei Wochen sind jetzt vergangen seit dem Essen beim Griechen und ich hatte die Ehre die wunderbare Familie Rivers in vollen Zügen kennen zu lernen. Scarlett ist eine verwöhnte, leider auch noch hübsche, Britin die nichts besseres zu tun hat, als mir die ganze Zeit irgendwelche dummen Kommentare an den Kopf zu werfen, um mich minderwertig dastehen zu lassen. Harvey ist der selbe schleimige Inselbewohner wie vor 10 Wochen der meiner Mutter in den letzten 14 Tagen nochmal so viel Honig um den Bart geschmiert hat, dass sie es kaum noch erwarten kann in England anzukommen und sie sogar schon ihren Job als Krankenschwester gekündigt hat. Isaac wurde mir immer sympathischer sodass ich mich wirklich gut mit ihm verstehe und er mir auch sehr viel beim zusammen packen meiner Sachen geholfen hat. So und heute kommt der unangenehme Teil der ganzen Geschichte. Ich ziehe mich an um mit dem Fahrrad zu Lukas zu fahren. Ich mache unsere Haustür auf und ein wunderbarer Regenschauer begrüßt mich mit einem Grinsen in Form von Blitzen. "Na toll!" seufze ich anscheinend laut genug, dass Harvey es mitbekam. "Soll ich dich schnell mit dem Auto fahren?" Wieso es nicht ausnutzen wenn er schon sonst für nichts zu gebrauchen ist!? "Ja gerne!" Antworte ich und steige in seinen Wagen ein.

Ich stehe vor Lukas Tür und überlege mir 1000 Anfänge wie ich ihm sagen könnte, dass ich jetzt Schluss mache. Gefühlte 30 Minuten stehe ich vor der Tür und anscheinend lange genug, dass es seine Mom bemerkt haben muss. Sie öffnet mir die Tür und bittet mich herein. Ich ziehe wie immer meine Schuhe und Jacke aus und gehe die Wendeltreppe nach oben zu Lukas Zimmer. Schon komisch, dass es jetzt das letzte mal ist...

"Hey Süße. Alles klar?"  "Geht so..."  "Wieso was ist passier? Ist wer gestorben?"  "Nein!!!" Ich schaue betrübt nach unten was ihn anscheinend verwirrt. "Schlimmer!" Bringe ich leise hervor. Er weis nicht was er sagen soll was es mir nicht wirklich leichter macht ihm das alles zu sagen. "Ich gehe nach England!"  Er lächelt und sagt verblüfft "Aber das ist doch toll. Du wolltest doch schon immer nach England. Jetzt macht ihr dort Urlaub und du freust dich plötzlich nicht mehr? Oder meinst du weil ich nicht mitfahre? Das sind doch nur ein paar Tage. Die bekommst du doch rum. Du hast doch sonst nie Heimweh!"  Ich schaue ihn verdutzt an und kläre ihn auf "Nein du verstehst nicht. Meine Mom hat einen neuen Typen kennen gelernt der aus England kommt. Wir ziehen zu ihm. Komplett. Nicht nur Urlaub!" Er sagt nichts und schaut nur geschockt auf den Boden. "Ich ziehe weg von dir. In ein anderes Land. Das heißt ich werde dich nicht mehr sehen."  "Heißt das du trennst dich von mir?"  "Was soll ich den sonst machen? Ansonsten ist es doch nur noch ein Status. Offiziel sind wir zusammen aber sehen uns nicht, umarmen uns nicht und küssen uns nicht!" "Andere schaffen es doch auch eine Fernbeziehung zu führen. Wieso können wir das nicht?"  "Weil andere eine Aussicht auf ein wieder Zusammenleben haben. Wir nicht!"  "Aber du hast doch auch bald deinen Abschluss. Dann kannst du doch wieder zurück nach Deutschland kommen!"  "Ja, genau in 3 Jahren. Sag mal hast du sie noch alle ich kann doch nicht drei Jahre nicht leben nur weil meine Mom nen neuen kennen gelernt hat und ich deshalb nach England musste und meinen damaligen Freund verlassen  musste!"  "Achso ist das! Du willst also jemand neuen. Du willst was erleben und nicht deine ganze wilde Teenager Zeit mit einem langweiligen, blonden Fußballer aus Deutschland verbringen! Dann geh eben nach England und such die einen braunhaarigen cuten Boy der dir vor der Millenium Bridge ein Ständchen trällert!" "Nein so habe ich dass doch garnicht gemeint. Ich liebe dich doch aber..." Mehr konnte ich nicht sagen. Er dreht sich um und verlässt das Zimmer. Ich stehe stocksteif da und kann garnicht glauben was gerade passiert ist. Ein Knall der zu fliegenden Haustür lässt mich zusammen zucken. Ich schaue aus dem Fenster und sehe wie Lukas mit einem Ball auf seinem Fahrrad weg fährt. Wahrscheinlich auf den Sportplatz. Sollte ich ihm hinterher gehen? Nein besser nicht. Er muss sich erst abregen. Ich nehme meine Tasche und ziehe unten meine Schuhe an als Frau Kanz mich fragt "Ist alles in Ordnung bei euch beiden? Lukas ist gerade so schnell abgehauen da dachte ich, ich frage dich mal was los ist!" "Fragen sie Lukas wenn er später kommt. Danke für alles." Mit einem traurigen Lächeln werfe ich mir die Jacke über und die erste Träne läuft mir auch schon über die Backe.  Frau Kanz kommt auf mich zu und nimmt mich so schnell in den Arm wie meine Mutter niemals gesehen hätte, dass ich überhaut weine.  "Egal was zwischen euch beiden vorgefallen ist. Du weist dass du immer zu uns kommen kannst. Die Tür wird dir immer offen stehen und ein Ansprechpartner wirst du hier auch immer, zu jeder Tages und Nachtzeit haben." Mit einem Lächeln lässt sie mich wieder los und verabschiedet sich von mir. Auf dem Heimweg schwirren mir tausend Gedanken durch den Kopf bis mich eine laute Autohupe zusammen zucken lässt. Ich drehe mich um und sehe unseren silbernen VW Golf allerdings nicht mit Mom oder Harvey am Steuer sondern mit Isaac. Ich steige ins Auto und frage "Verfolgst du mich?" "Ein einfaches Danke, dass du mich mitnimmst und ich nicht durch den Regen laufen muss, hätte es auch getan!" Er schaut mich erwartungsvoll an doch ich gebe ihm keine Antwort auf seine nicht vorhandene Frage.  "Nein ich verfolge dich nicht! Ich habe gerade Essen geholt und dich da laufen sehen. Und da dachte ich: Mensch die Arme kannst du doch nicht im Regen nach Hause laufen lassen, nimmst du sie doch einfach mit. Ich konnte ja nicht wissen dass du Regen so liebst, dass du ihn am ganzen Körper spüren musst!" Ich grinse und sage" Danke!" Ich mag tatsächlich Regen was er anscheinend an meinem Beobachten der Wassertropfen bemerkte und dem immer weiter fortschreitenden Entspannen je mehr Die Tropfen auf unser Auto prasselten. Schließlich sagt er "Aber wenn du Regen so magst, wirst du zumindest mit dem Wetter in England keine Probleme haben."  "Ich liebe Regen und ich wollte auch schon immer nach England. Aber ich wollte nie dort hin ziehen. Zumindest nicht vor meinem Studium!" Die ganze weitere Fahrt reden wir kein Wort mehr miteinander bis er beim Aussteigen aus Versehen das Radio anmacht und "Last Night" Von The Vamps gespielt wird. Ich schaue ihn an und er sagt sich schämend "Ja ich weis es ist ziemlich peinlich als Junge The Vamps zu hören!" "Was wieso denn das bitte? Die machen doch gute Musik und wenn sie dir gefällt wieso solltest du sie denn dann nicht hören?"  "Weil es eine Boy Band ist. Und Boy Bands hören nur Mädchen!" "Bitte? Das ist ja wohl das dümmste was ich je gehört habe! Ob da jetzt ein Typ auf der Bühne steht oder vier ist doch egal. Es kommt doch auf die Musik an und die ist definitiv gut!" Er lächelt, macht das Radio aus und steigt aus dem Auto.


Drei Tage später ist unser ganzes Gepäck in dem Transporter mit dem meine Mom und Harvey heute los fahren. Die Verabschiedung ist kurz und auch schon nach einer halben Stunde kommt das Taxi, welches Scarlett, Isaac, Chris und mich zum Flughafen bringt. Am Flughafen angekommen checken wir gerade ein als mir kalte Hände von hinten die Augen zuhalten und ich einen leichten Rosenduft vernehme. Ich drehe mich um und schaue direkt in Lukas wundervolle blaue Augen der tatsächlich  mit einem Strauß Rosen zum Flughafen gekommen ist um sich bei mir zu verabschieden. Ich umarme ihn nehme ihm den Strauß ab, er nimmt meinen Koffer und er begleitet uns noch zur Kontrolle. Dort umarme ich ihn noch einmal und schon stehe ich den Tränen wieder nahe. "Nicht weinen Chloe! Du schaffst das. Ich werde dich immer in meinem Herzen behalten!" Mit diesen Worten gab er mir noch einen letzten Kuss auf die Stirn und übergab meinen Koffer an Isaac der ihn auf das Kofferband legt. Ich schließe die Augen, drehe mich um und laufe durch die Kontrolle.



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