Alison
Ich wusste ja dass es wehtun würde, jedoch wusste ich nicht, dass es so schlimm wäre. Solche Schmerzen kann man nicht beschreiben. Solch ein Schmerz ist unbeschreiblich. So fühlte es sich also an von der Person verlassen zu werden, die dich zu dem Menschen machte, den du heute bist. Ich wusste ja dass sie nicht mehr lange an dieser Welt gebunden sein wird, jedoch wusste ich nicht, dass 'nicht mehr lange' - 'nur ganz kurz' bedeuten würde. Und trotzdem versetzte es mir ganz tiefe Schmerzen als man mir diese Nachricht überbrachte. Diese Zeit die ich überstehen musste war sehr hart für mich, denn eigentlich stand ich in der Zeit alleine. Zwar war mein Stiefvater Harry mit mir, doch auch er brachte mir nicht viel. Denn Harry und ich verstanden uns nicht sonderlich, auch wenn meine Mutter sich das immer gewünscht hatte.
Die letzten zwei Jahre zogen an mir vorbei und dennoch waren sie mir zu anstrengend. Denn genau vor zwei Jahren starb meine Mutter an Lungenkrebs. Doch den Schmerz hab ich bis heute nicht verarbeitet, es fühlt sich immer noch so an als sei sie gestern gestorben.
Bewusst fiel ich mit meinen Knien vor ihr Grab und schluchzte los. Es fühlt sich alles so anders an, seitdem sie weg ist. Alles kommt mir so leer vor. Diese Welt fühlte sich leer an ohne die eigene Mutter. Und niemand wird jemals diese Leere füllen können.
"Du hast nicht weiter gekämpft.", schluchzte ich. "Ich dachte du wirst kämpfen für mi-mich, Mum du hast aufgegeben, obwo-wohl wir das so nie abgemacht hatten.", weinte ich, während ich öfters Pausen machte, da mein Schluchzen nicht aufhören wollte.
"Du-du hast gekämpft, aber wieso hast du da-dann aufgegeben, wie-wieso hast du am Ende nicht den Rest ge-gegeben.", schluchzte ich immer noch. Ich zog meine Knie an meinem Oberkörper ran und vergrub mein Gesicht in meinen Händen. Meine Tränen schienen nicht aufhören zu wollen, während mein Atem
unregelmäßiger wurde.Und aufeinmal breiteten sich wieder diese ganzen Gefühle gleichzeitig in mir aus, Wut, Trauer, Enttäuschung und die Leere.
Aufeinmal spürte ich eine Hand an meiner Schulter, woraufhin ich vor Schreck zusammenzuckte."Komm her Alison, steh auf.", hörte ich Harry, meinen Stiefvater sagen. Um ehrlich zu sein, würde ich gerne alleine sein, doch ich wusste er würde nicht locker lassen.
Ich warf meine Gedanken kurz bei Seite und stand gezwungener Maßen auf.
Während Harry und ich zum Auto liefen, legte sich mein Schluchzen ein wenig, meine Tränen jedoch dachten nicht daran eine Pause zu machen.
Ich dachte an die alten Zeiten mit meiner Mutter. Zusammen haben wir zwar nicht viel unternommen, das lag aber auch daran, dass sie nicht mehr ganz fit war und das seitdem ich denken konnte.
Und trotzdem gab sie alles um mich glücklich zu machen, sie versuchte mich so oft wie möglich bei sich zu lassen. Das gelang ihr jedoch nicht immer, da sie oft ins Krankenhaus musste wegen irgendwelchen Untersuchungen, selbst da wollte ich immer in ihrer Nähe bleiben, doch sie sagte immer wieder: "Alison mein Schatz, ich will dich jede Sekunde um mich haben, aber desto öfters du im Krankenhaus bist und mich so siehst, umso mehr belastet es dich und das möchte ich nicht."Am Auto angekommen stieg ich wortlos ein. Und obwohl es nicht möglich sein konnte, hab ich das Gefühl ihren Geruch wahrzunehmen. Ich fühlte mich wohl und jetzt fühlte ich auch die Geborgenheit die mich umhüllte.
"Wie geht es dir heute?", riss mich mein Stiefvater aus meinen Gedanken.
Ich nickte leicht und ließ ein leises "Ganz okay" aus meinem Mund.
Ich sah von meinem Augenwinkel aus wie er leicht nickte. Eigentlich war Harry gegenüber mir nie wirklich gemein, aber ich war immer zu stur gewesen um zuzugeben, dass meine Mutter besser zu Harry passte als zu meinem Vater, der mittlerweile schon verheiratet ist und sozusagen über alle Berge ist.