Ich trat einen Schritt zurück und bemerkte, dass ich leicht schwankte. Daraufhin machte ich noch einen Schritt nach hinten und noch einen. Schließlich drehte ich mich um und ging so schnell ich konnte auf mein Zimmer. Allein der Gedanke daran noch eine weitere Sekunde mit ihm in einem Raum zu sein erschien für mich unerträglich.
Als ich meine Tür aufstieß und hineinstürzte stolperte ich über meinen Koffer, den ich mitten im Raum hatte stehen lassen. Morgen würde ich nach Hogwarts zurückkehren, zu meinen Freunden die mich verstanden. Zu meinen Freunden, die mich akzeptierten und mir das größte Geschenk überhaupt gemacht hatten, denn mit ihnen war ich nicht mehr allein.
Nicht wissend, was ich als nächstes tun sollte, meine Eltern hatten glücklicherweise verstanden, dass ich nicht mehr mit ihnen reden wollte, packte ich den Koffer, sowie meinen Zauberstab vom Schreibtisch und stieß das Fenster auf.
Bereits auf der Fensterbank kniend hörte ich jedoch leise die Stimmen meiner Eltern, die begonnen hatten über das Gespräch zu diskutieren. Ich war mir nicht sicher ob ihre Worte mich weiter verletzen, oder trösten würden, doch ich hielt inne. Dann, nach einer Weile, zog ich meine Beine an und ließ den Koffer los, sodass er mit einem dumpfen Geräusch auf den Boden prallte. Ich sollte mich zuerst beruhigen bevor ich eine überstürzte Entscheidung traf.
Und nun standen die zwei der Menschen, die mir auf dieser Welt am meisten bedeuteten vor der Tür und wollten erneut mit mir sprechen. Ich beobachtete wie eine der beiden Personen, die Klinke vorsichtig nach unten drückte und schließlich feststellte, dass die Tür sich nicht öffnen ließ.
„Remus?", fragte mein Vater vorsichtig.
Meinen Namen zu hören versetzte mir einen Stich.
„Ich wollte dich vorhin nicht verletzen. Ich hatte mich nicht unter Kontrolle und habe das Ganze übertrieben, du weißt hoffentlich, dass das nicht meine ganze Meinung ist. Meinst du, wir können nochmal darüber reden, damit ich es dir erklären kann?"
Er verstummte, doch ich dachte gar nicht daran ihm zu antworten. Die Wut war schon vor Stunden verschwunden, doch noch stärkere Trauer erfüllte mich nun und trieb mir die Tränen in die Augen.
„Es tut mir leid, bitte sag doch was."
Bei seinen Worten musste ich schluchzen, lauter als ich wollte und mein Vater ließ die Türklinke wieder los. Dann gingen sie beide.
Noch lange saß ich da, den Zauberstab drehend und stets auf die Geräusche aus dem Nebenzimmer achtend. Dann, als beide im Bett waren und Mitternacht vorbeistrich lehnte ich den Kopf zurück und blickte wieder zum Mond, der heute wie ein Mahnmal über mir stand und mir seinen Zyklus aufdrängte.
Mit dem Kopf an die Scheibe gelehnt erwachte ich aus einem unruhigen Schlaf. Die Sonne war noch nicht ganz aufgegangen, doch die Vögel zwitscherten schon. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass meine Eltern jedoch wohl noch schliefen.
Unschlüssig starrte ich einige Zeit auf den Koffer, bis ich eine Entscheidung traf. Wohlmöglich war es das dümmste, was ich bisher in meinem ganzen Leben getan hatte, doch ich ging zu meinem Schrank und zog meinen Reiseumhang über. Dann nahm ich mein Gepäck und hievte es auf die Fensterbank. Vorsichtig versuchte ich es dann möglichst langsam in das vor meinem Fenster gelegene Beet zu stellen, doch der Koffer entglitt mir und landete mitten in einem Hortensienbusch meiner Mutter.
Leise Fluchend stieg ich nun selbst auf die Fensterbank und dankte gedanklich dafür, dass mein Zimmer im Erdgeschoss war. Mit einem Schnippen des Zauberstabs hob ich den Zauber auf, mit dem ich die Tür verschlossen hatte, dann ließ ich mich in durch das Fenster in den Garten gleiten.