Charlie x Jean

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Jean P. o. V.

Ich lasse mich ins weiche Gras fallen. Ich bin gerade noch rechtzeitig gekommen, um den Sonnenaufgang zu sehen. Der See glitzert in der Morgensonne wie ein Diamant und die Luft ist frisch. Ich lehne mich gegen einen Baum. Die Rinde fühlt sich hart an, aber es macht mir nichts aus. Die Vögel fangen an zu zwitschern, während ich mein Buch heraushole und zu lesen beginne. Wie immer zieht mich die Geschichte total in ihren Bann und ich versinke zwischen den Wörtern und Zeilen. Irgendwann, die Sonne ist inzwischen ganz aufgegangen, wagen sich die ersten Schüler aus dem Schloss und lassen sich ebenfalls am Ufer nieder. Ich seufze. Und vorbei ist es mit der Ruhe! Da kommen auch schon meine Freundinnen Olivia Spinnet und Emma Wood. Wir sind alle drei in Gryffindor und in der fünften Klasse. „Guten Morgen, Jean!", begrüßt mich Emma. Ich grinse zurück. „Ich hoffe, ich habe euch vorhin nicht geweckt?", frage ich. „Keine Sorge", meint Olivia, „Wir könnten zu dieser frühen Uhrzeit gar nicht wach werden!". Die beiden halten mich zwar für komplett verrückt, weil ich fast jeden Morgen so früh aufstehe, um den Sonnenaufgang zu sehen, aber sie akzeptieren es. Ich vermisse mein Heimatland Irland und seine grünen Wiesen und das Meer. Natürlich fehlen mir auch meine Eltern und mein kleiner Bruder Seamus, aber mittlerweile betrachtete ich Hogwarts genauso als mein Zuhause wie Irland. „Hier, ich habe dir was aus der großen Halle mitgebracht! Glaub mir, es war verdammt schwer, das an Professor McGonagall und den anderen Lehrern vorbeizuschmuggeln", lächelt Olivia und reicht mir eine Serviette, in der ein Brötchen mit Honig und ein Apfel versteckt sind. „Danke", sage ich und meine es auch so, „Du bist die Beste!". Ich esse mein Frühstück und genieße den Ausblick.


Charlie P. o. V.

Sie sieht wunderschön aus. Ihr rotblondes Haar leuchtet in der warmen Sommersonne und ihre blauen Augen strahlen, während ihr Blick über den See gleitet. Ich kann meine Augen kaum von ihr abwenden. Mir springt besonders ihr T-Shirt ins Auge. Es ist schon etwas abgetragen und das Logo der erfolgreichen nordirischen Quidditchsmannschaft Ballycastle Bats ist darauf gedruckt. Als ich mit meinen Freunden angekommen war, saß sie schon da. Sie ist mir in letzter Zeit häufiger aufgefallen, da sie samstags und sonntags die Erste war, die morgens an den See kam und die Letzte, die abends wieder reinging. „Robin", sage ich und drehe mich zu meinem besten Kumpel um. Er scherzt gerade mit Lucas und Adam und die drei brechen in Lachen aus. „Kennst du das Mädchen, das neben Olivia Spinnet sitzt?", will ich wissen. Ich kenne Olivia aus dem Quidditchteam, sie ist eine echt gute Jägerin. Robin sieht kurz rüber und grinst dann. „Die Irin? Das ist Jean Finnigan. Sie ist in Gryffindor, im Gemeinschaftsraum hast du sie bestimmt schon mal gesehen. Sie ist im Jahrgang unter uns und leitet irgendeinen komischen Club . . .". Ich nicke nur und frage mich, warum ich Jean nie bemerkt habe. Robin ergänzt: „In letzter Zeit war sie oft im Krankenflügel bei Madam Pomfrey, sie hatte ein paar merkwürdige Verletzungen". Ich sehe ihn fragend an, doch dafür hat er keine Erklärung. Ich wende meinen Blick wieder Jean und ihren beiden Freundinnen zu. Jean hat jetzt ein Buch herausgeholt und ihr Blick gleitet konzentriert über die Seiten. Sie streicht mit der rechten Hand eine Strähne ihres Haars zurück, die ihr ins Gesicht gerutscht ist. Jean gehört zu der Art von Mädchen, die nicht wissen, das sie hübsch sind. Und das macht sie besonders schön und begehrenswert. Davon gibt es nicht viele. Ich schaue instinktiv zu Isabella Brown und Rosalie Vane. Die beiden sind in meinem Jahrgang und wir gehören zu meiner Clique. Richtige Modepüppchen . . . Es vergeht kein Tag, an dem Isabella und Rosalie nicht stündlich ihre Lippen mit rotem Lippenstift nachziehen und lautstark über die neuen Kleider von Madam Malkin reden. Ich sehe wieder zu Jean. Sie ist komplett anders als die anderen. „Was? Jean Finnigan?", ruft Rosalie jetzt laut. Offenbar hat Robin erzählt, dass ich mich nach ihr erkundigt habe. Ich werfe ihm einen warnenden Blick zu. Er zuckt nur mit den Schultern. „Charlie, was willst du denn von der?", fragt Adam skeptisch und hört kurz auf, Isabella zu küssen. Die beiden sind seit einigen Monaten zusammen. Wir alle hatten gehofft, dass sie irgendwann müde werden würden, sich in der Öffentlichkeit abzuschlecken, doch das ist zu unserem Leid nicht passiert. „Die ist ziemlich öko. Sie isst kein Fleisch und leitet den Hauselfen-Club, so eine komische Freiwilligen-Sache", erzählt Rosalie. Sie genießt es richtig, uns mit Klatsch zu versorgen. Ich schüttle genervt den Kopf. „Die ist ziemlich verrückt! Ich habe letztens gesehen, wie sie sich stundenlang mit dem Kopflosen Nick unterhalten hat, vor dem Gemeinschaftsraum. Total komisch, diese Finnigan!", meint Isabella abwertend. „Sie ist echt oft im Krankenflügel. Keine Ahnung, was sie hat. Vielleicht ist sie ja ein Werwolf oder so!", ergänzt Rosalie ernst und klimpert mich mit ihren langen Wimpern an. „Ehrlich, Kumpel, die ist nichts für dich! Such dir lieber 'ne Andere!", rät mir Lucas und wirft Rosalie einen bedeutenden Blick zu. Er will uns schon seit längerem verkuppeln, weil er sich dadurch ein Date mit Rosalies Cousine Jennifer Vane erhofft. Ich schnaube leise auf und drehe den Kopf wieder zu Jean, Olivia und Emma. Ich mag meine Freunde echt, aber manchmal benehmen sie sich so daneben! Mein Blick ruht auf Jean. Plötzlich sieht sie hoch und ihre Augen begegnen meinen.

Hogwarts in LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt