Kapitel 1

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Fabiennes Sicht:
"Kannst du mir mal mit der Kiste helfen? Was ist denn da drinnen?! Das wiegt doch mindestens drei Tonnen!" rief ich.
"Ich komme gleich" antwortete Elin und ich seufzte.
"Was heißt gleich?" fragte ich.
"Wenn ich meinen Karton abgestellt hab." rief Elin mit leicht genervten Unterton zurück.
Elin und ich kennen uns schon ewig. Wir sind sehr gute Freunde- eigentlich schon beste. Nachdem wir jetzt so lange bei unseren Eltern gewohnt haben, wollten wir jetzt eigene Wege gehen. Also beschlossen wir, in eine WG nach Stuttgart zu ziehen, nur wir beide.
"Also so schwer kannst du nun auch nicht sein." murmelte ich. Dann hob ich sie kurzerhand hoch und stieß ein ächzen aus.
"Ich habe mich geirrt, du bist doch so schwer." redete ich mit der Kiste.
Doch ich hatte bereits meine Entscheidung getroffen und stolperte los, was ich allerdings kurz darauf bereute.
Als ich um die ecke bog, stieß ich mit jemandem zusammen, was mich prompt aus dem Gleichgewicht brachte, so dass ich mich auf dem Boden wieder fand.
Mit einer Kiste im Gewicht von drei Tonnen auf mir. Als ich den Blick hob, sah ich in die Gesichter von zwei Jungen, die mich meiner Meinung nach viel zu neugierig ansahen.
"Was ist?!" fauchte ich.
Einer der beiden Jungs kicherte. Ich warf ihm einen vernichtenden Blick zu. Ich hoffte jedenfalls, dass es einer war. Der andere der beiden sah aus, als hätte er ein bisschen Mitleid aber man sah auch in seinem Blick Belustigung.
"Okay, ich komme" schallte eine Stimme von oben. Elin lief die Treppe herab und kam bei den letzten Stufen zum stehen. Sie sah mich an wie ich am Boden lag und brach in lachen aus. Ich sah sie genervt an.
"Hilf mir lieber, als da wie ein Dorftrottel rum zu stehen" zischte ich.
Noch bevor sie auch nur einen Schritt machen konnte, hob einer der Jungs die Kiste hoch.
Es war derjenige, der NICHT gekichert hatte. Er sah die Kiste überrascht an, als er bemerkte, wie schwer sie war, schien sich aber nicht darum zu kümmern. Genauer gesagt klemmte er sie sich einfach unter den Arm und streckte mir seine noch freie Hand hin.
Zögernd ergriff ich sie. Ich sah kurz unsicher zu meiner Freundin, die nun still war und lediglich eine Augenbraue hoch zog. Dann wurde ich plötzlich auf meine Füße gerissen.
Ich sah ihn staunend an. Mensch, der Junge hatte Kraft!
"Ähm, danke." stotterte ich.
"Gern geschehen" antwortete der Junge.
"Ich bin Fabi.. ähm, eigentlich Fabienne" nuschelte ich weiter.
"Carlo" antwortete der Junge. Da wurde mir bewusst, dass ich immer noch seine Hand hielt und ließ sie los als sei ich vom Blitz getroffen wurden.
Daraufhin grinste er breit.
Hastig versuchte ich ihm die Kiste abzunehmen aber er hielt sie fest.
"Sicher, dass ich sie nicht lieber in dein Zimmer tragen soll? Nicht dass du wieder hinfällst." sagte er.
"Was?!" rief der andere Junge halb entsetzt. "Dafür haben wir keine Zeit!"
"Hierfür reichts." antwortete Carlo mit harter Stimme.
Der andere Junge seufzte. Ich sah zwischen den beiden hin und her.
"Okaaaay, hier lang" sagte ich schließlich.
Der Weg war kurz, die Treppe hoch und dann gleich rechts, worüber ich normalerweise froh war, doch jetzt, stellte ich staunend fest, wünschte ich mir dass der Weg länger wäre. Als ich oben ankam sagte ich:
"Gleich hier."
Carlo verschwand im Zimmer und kam kurz darauf wieder zurück.
"Okay wir können" sagte er zu dem anderen Jungen. Erst jetzt wurde mir bewusst, dass ich seinen Namen gar nicht kannte.
"Hey, wie heißt du eigentlich?" rief ich dem Jungen zu, der schon die Treppe halb runter gegangen war.
"Markus" kam die knappe Antwort.
"Wo wollt ihr denn hin?" fragte ich.
Ich wusste nicht warum ich die Frage stellte, es ging mich ja eigentlich auch nichts an und an dem unbehaglichen Blick, den Carlo und Markus daraufhin wechselten, bestätigte dies.
"Das ist nicht... wichtig." meinte Carlo schließlich. Er vermied es mir in die Augen zu sehen.
"Mhhmm." brummte ich. Ich wollte es jetzt nur umso mehr wissen.
Bevor ich aber weiter nach hacken konnte, flohen die beiden Jungs die Treppe runter und den Flur entlang. Ich schüttelte den Kopf und drehte mich zu meiner Freundin um. Sie sah mich wissend an und ein leichtes grinsen umspielte ihre Lippen.
Sie hatte langes lockiges Haar, war schlank und trug eine Brille.
"Naaaa" sagte sie. "Was war das denn eben?"
"Was meinst du?" fragte ich um einen unschuldigen Gesichtsausdruck bemüht.
"Du weißt, was ich meine." sagte sie und ihr grinsen wurde breiter.
"Nichts" nuschelte ich und spürte wie mir das Blut ins Gesicht schoss. "Das war nichts."
"Aha" erwiderte Elin und unterdrückte mit sichtlicher mühe ein kichern "Du bist ja ganz rot!" jetzt kicherte sie doch.
Ich verbarg mein Gesicht schnell hinter meinen Haaren und stolperte in unser Badezimmer und weiter ins Bad.
Ich schaute in den Spiegel und starrte in ein paar grau- blaue Augen. Ich hatte hell braune Haare, die nur mit einem Glätteisen gebändigt werden konnten und war schlank. Zudem verzierten ein paar Sommersprossen mein Gesicht. Und war Krebsrot.
Scheiße, Elin hatte recht gehabt. Wie lange würde es wohl dauern, bis ich wieder eine normale Gesichtsfarbe hatte? Ich könnt ja schließlich nicht so durch das Gebäude laufen! Ich spritzte mir Wasser ins Gesicht und hoffte, dass es wenigstens ein bisschen half.
10 unglaublich lange Minuten später wagte ich mich wieder aus dem Bad. Elin hatte mittlerweile die restlichen Kartons aus dem Umzugswagen geholt und sich ans auspacken gemacht. Die Möbel hatten wir schon letzte Wochen aufgestellt. Die Wohnung war relativ billig gewesen, da sie ursprünglich ziemlich heruntergekommen gewesen war, war es lustig gewesen, sie wieder bewohnbar zu machen. Am meisten hatte das Tapezieren spaß gemacht, was jedoch daran lag, dass wir da Hilfe von unseren Freunden gehabt hatten.
All zu groß war die Wohnung nicht, jedoch hatte jeder sein eigenes Zimmer. Zudem gab es noch eine Küche die mit dem "Wohnzimmer" verbunden war. Das war auch die Stelle, die jetzt voll mit Kartons zugestellt war.
"Gott, sind das viele Kisten." sagte Elin und wirkte irgendwie hilflos inmitten des ganzen Gerümpels. Ich spielte kurz mit dem Gedanken mich wieder ins Badezimmer zu verkriechen und meiner Freundin die Arbeit zu überlassen, noch hatte wie mich ja schließlich noch nicht bemerkt.
Es wäre außerdem so bestimmt viel entspannter. Aber noch bevor ich mich entscheiden konnte, drehte sich Elin um. Sie sah mich kurz erstaunt an, dann lächelte sie.
"Die wollte ich eigentlich gerade aus dem Bad zerren, keine Rötung der Welt würde mich dazu bringen, dass alleine zu machen. Aber du bist ja schon hier. Also pack an Fabi!" kicherte sie.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Mar 03, 2017 ⏰

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