Diese bescheuerte Brücke

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Drei Monate später in den Pfingstferien.

Wie so oft waren Mara und Lina in den Ferien alleine nach Frankreich gefahren. Mara's Großeltern hatten dort eine kleine Ferienwohnung am Mittelmeer. Es war der perfekte Platz um einfach mal nichts zu tun. Schon ein paar Mal waren sie dort hingefahren, manchmal auch mit Chris oder anderen Freunden. Toulon im Süden Frankreichs, war einfach wunderschön.

"Linaaaaa!" rief Mara von der anderen Seite des Bettes leise und lieb in ihr Ohr.
"Aufstehen! Es ist schon halb elf! Wir wollen doch noch etwas vom Tag haben!"
"Mhmmm.." Lina stöhnte und zog ihre Bettdecke über den Kopf. "Du fängst ja schon an wie meine Mutter! Wir sind gestern doch schon so früh aufgestanden!" kam es gedämpft unter der Bettdecke hervor.
"Gestern war es zehn!" sagte sie lachend, sprang vom Bett auf und zog die Vorhänge auf.
Sonnenstrahlen erleuchteten das Zimmer. Draußen war es schon ganz hell.
"Ahhh mach das wieder zuuuu!!!"
"Nö!" antwortete Mara da nur und stieg auf den Balkon. "Wauuu diese Aussicht! Ich könnte mich jeden Tag darüber freuen!" strahlend stand Mara am Geländer und blickte über diese endlose Weite des Meeres.
Es war echt beeindruckend! Die Sonne spiegelte sich im blau-schimmernden Meer und die Vögel zwitscherten lieblich ihre Lieder. Es war Anfang Juni und es hatte bereits über 30 grad.
"Herrlich" sagte Lina, die nun endlich aus dem Bett gekommen war.

Die Beiden sind vor zwei Tagen angekommen, doch bisher hatten sie noch nichts gemacht außer gechillt.
"Sollen wir in die Stadt und ein bisschen einkaufen?!" fragte Mara die noch immer beeindruckt war.
"Jaaa ich liebe diese französischen Läden! Aber zuerst muss ich was essen! Ich hab sooo Hunger!"
"Haha okey! Oder lass uns etwas beim Bäcker kaufen."

Gesagt getan. Eine halbe Stunde später saßen Lina und Mara in einem kleinen Café und aßen Schokocroaissants mit einer heißen Schokolade. Köstlich diese französische Küche! Baguette und Croissants, das haben die einfach drauf.

Es war ein gemütlich Tag in der Stadt. Hier in ein paar Läden und dort. Den Freundinnen wurde einfach nie langweilig. Es gab immer genug Gesprächsstoff, und wenn es mal eine Redepause gab, dann nur weil sie sich vom Sprechen erholen mussten.
Mara und Lina ergänzten sich gegenseitig einfach perfekt! Sie waren unterschiedlich genug um sich auszugleichen, aber hatten auch vieles gemeinsam um sich gegenseitig zu bespaßen! Nach 5 Stunden Shoppen fielen Ihnen fast die Beine ab, und sie beschlossen nach Hause zu gehen.
"Alter... Ich kann nicht mehr!" plums ließ sich Lina auf's Bett fallen.
"Ich auch nicht! Aber es war richtig witzig! Die Läden sind voll schön!"
Jeweils 4 Oberteile, einen Rock, zwei Legginns, einen Bikini und ein paar Socken hatten sie gekauft und waren nun schlicht und einfach kaputt.
Auch Mara hatte sich ins Bett gelegt und schloss lange die Augen, bis sie von Lina geweckt wurde:" Heiii... Mara komm steh auf ich hab ne geile Idee!"
Es war mittlerweile halb neun und draußen wurde es langsam dunkel. Beide hatten tief und fest geschlafen.
"Was willst du denn machen?" fragte Mara und rappelte sich langsam auf.
"Wirst du schon sehen! Komm!"
Sie zog Mara am Arm aus dem Haus. Draußen war es noch warm, leicht schwül. Barfuß rannten sie in Richtung Strand und spürten jeden einzelnen Stein im Asphalt.
"Jetzt sag mir doch wo wir hingehen!" sagte Mara ungeduldig.
"Jetzt zier dich nicht so! Du findest es bestimmt voll cool!"
"Okey! Ich vertrau dir! So wie immer.... Hab ja keine Wahl." gab Mara mit einem Lachen zur Antwort .
Nun rannten die beiden besten Freundinnen den kleinen Weg am Strand entlang. Die Sonne stand tief am Horizont und gab einen rötlichen Ton von sich. Traumhaft sah das aus! Überwältigend.
"Ich kann nicht mehr!" meckerte Mara."Wie weit denn noch?!"
"Jetzt komm ist nicht mehr weit. Du siehst es schon!"
Mara schaute sich um. Sie konnte jedoch nichts entdecken außer Strand, Sand, Meer, die Brücke und Häuser. Sie überlegte kurz. "Zur Brücke?!"
"Du hast es erfasst." Schrie Lina mit einem Grinsen. Sie war schon etwas weiter vorne und stand nun auf der Brücke an einen Balken gelehnt.
"Was machst du da?" schrie Mara von hinten und rannte zu ihr.
"Komm. Wir springen." Lina streckte ihre Hand in Mara's Richtung.
"WAS?! Wieso?" erschrocken schaute Mara Lina an.
"Was denn? Jetzt mach nicht so ein Gesicht! Das sind 5 Meter das überleben wir locker!" lachend schaute sie in Mara's Richtung, aber die schien immernoch nicht begeistert zu wirken.
"Nein Lina! Das machen wir nicht! Du kannst nicht wissen was da alles im Wasser ist! Das ist wirklich gefährlich!"
"Ach du bist doch so ein Schisser! Als ob! Ich zeigs dir." Und auf einmal sprang Lina einfach so von der Kante. Sie ließ sogar noch einen Jubelschrei und rief 'ich liebe dich Mara!' Da bekam Mara sogar ein kleines Lächeln auf den Lippen. Doch dann gab es einen Knall. Dann Stille! Es war nichts zu sehen. Mara's Herz klopfte! Sie erschrak, wusste nicht was los war. Sie schrie! "Lina?! LINAAAAA!" ihr Plus wurde schneller, ihre Hände zitterten, und da. Plötzlich tauchte Lina auf. Doch sie bewegte sich nicht. Sie schien einfach an der Oberfläche zu kleben.
Mara rannte los! Sie rannte so schnell sie nur konnte... Eilte den Weg hinunter und sprang ins Wasser. Noch nie war sie so schnell geschwommen wie in diesem Augenblick. Tränen überfüllten ihre Wangen. Ihre Sicht war verschwommen. Nichts war mehr klar. Alles unscharf. Das ist nicht wahr! Das kann nicht sein! Sagte sie immer wieder. Dann war sie endlich an Lina angekommen. Nochimmer bewegte sie sich nicht. Reglos lag sie im Wasser.
"Linaaaaa... Lina wach auf!!! Sag was! LINA!!! Linaaaaa..." Dann wurde ihre Stimme leiser. Leiser und leiser. Sie wurde von einem lauten Schluchzen überdeckt.
Mit aller Kraft zog Mara sie an Land. Legte sie auf den Sand und versuchte eine Herzmassage. Linaaaaa... Kam es immer wieder leise verzweifelt aus ihr heraus. Mara's Ohr auf ihrer Brust. Nichts. Kein Herzschlag, kein Ton. "Nein!!! Lass mich nicht allein!! NEIIN!!!" Verzweifelt drückte sie auf ihrem Herz herum, versuchte das Wasser aus ihr zu bekommen. Doch es half nichts. Ein lauter gequälter Hiiilfe Schrei kam nun endlich aus ihr heraus, bis sie nichts mehr sagen konnte. Sie schluchzte, bekam kaum noch Luft. Ihr Schluchzen schien sie zu ersticken. Sie konnte nicht mehr. Das ist nur ein schrecklicher Traum dachte sie.
Mara legte Lina's Kopf behutsam auf ihrem Schoß, strich ihr die Haarsträhnen aus dem Gesicht. "Nein!!!Nein!!" sagte Mara immer und immer wieder. Doch es änderte nichts. Lina lag einfach da. Reglos. Nichts bewegte sich, keine Lächeln auf den Lippen. "Das bist nicht du! Das kann nicht sein! NEIIIIIIIIIIN! Ich will das nicht! Lina!! Komm zurück! Hör auf damit es ist nicht witzig!" Doch keine Antwort, kein Regen Nichts. Nur die Serene eines Krankenwagens. Der Mann der seit einiger Zeit neben ihnen Stand musste ihn gerufen haben. Mara hatte ihn nicht wahrgenommen. Sie saß noch immer zusammengekauert auf dem Boden. Dann gab sie Lina einen zärtlichen Kuss auf die Stirn. "Komm zurück! Ich brauche dich doch! Wie soll ich das denn ohne dich überleben?!" leise flüsterte sie es in ihr Ohr und betete. Sie wünschte es sich so sehr! Nichts wünschte sie sich mehr als ihre beste Freundin bei sich zu haben! Nichts mehr als dass es diese bescheuerte Brücke nicht geben würde, und nichts mehr als dass das Alles nicht passiert wäre. Doch es änderte nichts daran. Lina war tot.

Ich kann nicht ohne sie!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt