Kap. 1 - Ren x Yva

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(An alle OG Reader, die jetzt vor Verwirrung nicht klar kommen: Schaut in der Detailbeschreibung vorbei!)

Ein bisschen leichte Kost zum Einstieg – das übliche Drama:

Ren und Yva sind unzertrennlich, seit er seine Straßenmalkreiden mit ihr geteilt hatte. Er half ihr durch die schwierigen Wochen nach der Scheidung ihrer Eltern, und sie war diejenige, der er sich anvertraute, als er von seinem Gestaltenwandlergen erfuhr. Harte Zeiten schweißten die beiden zusammen, und doch gibt es Dinge, die sie einander verschweigen.

REN

Shoppingtouren mir Yva hatten so ihre Vor- und Nachteile. Ich meine, wenn sie wie im Rausch jeden Laden abklapperte, dann war ich mir auf einmal nicht mehr sicher, wer von uns beiden sich früher immer mit Händen und Füßen gewehrt hatte, mit den Eltern einkaufen zu fahren. Ich habe es bildlich vor Augen, wie die Tochter unserer neuen Nachbarn damals heulend ins Auto stieg und im selben Zustand zwei Stunden später wieder zuhause ankam. Ihre Mutter hatte genervt die Autotür zugeschlagen und ihre Eroberungen Richtung Haustür geschleppt. Yva war so in ihrer Trotzphase versunken, dass sie sich direkt neben dem quietschgelben Kleinwagen auf das Pflaster hatte fallen lassen.

Ich hatte sie zunächst irritiert aus unserem Küchenfenster beobachtet, bevor ich entschlossen das Eimerchen mit meinen geliebten Straßenmalkreiden gegriffen und zu dem dunkelhaarigen Mädchen hinaus gelaufen war. In dem Moment, in dem sie ihre verquollenen rehbraunen Augen mit den kleinen Fäusten abgewischt und mich kaum merklich angelächelt hatte, war eine neue Freundschaft entstanden, die Ewigkeiten halten würde. Oder zumindest für die nächsten elf Jahre, in denen sich so einiges ändern sollte – zum Beispiel Yvas Verhältnis zum Shoppen.

Yva besaß mittlerweile ein totales Faible für lange, ausgiebige Touren mit stundenlangem Hin und Herüberlegen. Allein heute hatte ich ihr schon unzählige Komplimente gemacht – von denen jedes einzelne ernst gemeint war. Es schien nichts zu geben, was dieser Frau nicht stand. Es war beneidenswert.

Derartige Touren trugen zwar weder zu der Fülle meines Portemonnaie noch zur Stärkung meiner Geduld bei - ich wagte es dennoch nie, eine Einladung abzulehnen.

Eben bummelten wir beide durch die Mall und ich hegte die leise Hoffnung, dass Yva endlich genug hatte, aber schon drückte sie mir zwei ihrer Tüten in die Hand. Sie hatte ein neues Ziel gefunden, dass sie zielstrebig ansteuerte.

Ein Seufzen entkam meinen Lippen, doch da sah ich, wie Yva mit leuchtenden Augen nach einem gemusterten Hemd griff und mich dann entschuldigend anblickte. Ich schüttelte den Kopf, als sei ich ein Vater mittleren Alters, der es aufgab, die Mode der heutigen Jugend zu verstehen.

„Hör auf, so zu tun, als wären wir schon Stunden unterwegs", maulte sie. „Es liegt in meiner Verantwortung, diesem armen Stück zumindest die Chance zu geben, mich zu überzeugen. Du weißt, dass ich neben meiner Schwäche für Hundeaugen auch eine Schwäche für Vintage habe. Und das hier -", Sie ließ den Stoff in der Luft flattern, um ihren Worten mehr Bedeutung zu verleihen, „das schreit Vintage über Kilometer hinweg."

„Stimmt, Ich habe das arme Ding auch schon schreien gehört, als wir die Mall betreten haben." Ich räusperte mich, schraubte meine Stimme eine Oktave höher und fuchtelte mit den Händen herum. „Yva, befrei mich! Gib mir ein Zuhause! Die anderen Hemden sind gemein zu mir!"

Statt einer Antwort zog sie eine Grimasse und scannte sie unbeeindruckt weiter die Unmengen an massenproduzierter Kleidung. Ihr Blick blieb an einer Lederjacke in der Männerabteilung hängen. Dann schaute sie mich an. "Jetzt probier du doch auch mal was!", meinte sie und eilte zielstrebig zu dem Objekt ihrer Begierde.

Ich lachte. „Warte, ist das deine neue Masche?"

Verständnislos musterte sie mich über die Schulter hinweg, bevor sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf das schwarze Wildledermaterial richtete. „Hm?"

Crashing worlds - A Oneshot ProjectWo Geschichten leben. Entdecke jetzt