Selbe Inszenierung. Gleiches Haus, gleiche Menschen, gleiche Denkstrukturen.
Das Zimmer des Jungen ist hell erleuchtet, die Strahlen der Sonne durchstreifen das kleine Zimmer. Sie scheinen auf des Jungen Bettes, erleuchten die Schatten dadrunter. Er klappt seinen hölzernen Schrank auf, durchstreift ganz langsam Hemd für Hemd, Jacke für Jacke und Hose für Hose um die schönsten Sachen des Tages heraus zu suchen. Ist er, wie immer fündig geworden, so zieht er eben jene an. Zuerst steckt er seinen linken, dann seinen rechten Arm durch das rotkarierte Hemd. Danach steigt er erst mit dem linken, dann mit dem rechten Bein in die dunkelblaue Jeans, schnallt sich seinen braunen Gürtel zu.
Er tritt aus seinem Zimmer, schließt die weiße Tür mit der goldenen Klinge und befindet sich im schmalen Flur. Unter ihm befindet sich ein abgetretener roter Teppich mit vereinzelten Fransen, ausgeblichene Stellen zeichnen sich ab. Die Wand ist nicht gut verputzt, hier und da bröckelt ein wenig Putz.
Er läuft an der Garderobe vorbei, direkt in die kleine Küche. Sie ist zwar nicht groß, aber sehr gemütlich. Seine Mutter betitelt, immer dann wenn sie in diesen Raum betritt: „Nicht schön, aber selten." Irgendwie hatte sie ja auch recht, es war eigentlich genau so, wie sie es beschrieb.
Er aß sein Essen, eilte hinaus, denn er war schon fast zu spät, und griff nach seiner Schulmappe. Heute war ein warmer Tag, er zog sich keine Jacke an.
Der kleine Junge war gerade mal acht Jahre alt und erlebte die Welt vollkommen anders als wir. Er erlebte sie, weil er sie anders verstand. Er lies sich nicht von den anderen leiten und entdeckte komplett neue Seiten eines kompletten neuen Weltverständnisses. Der größte Unterschied zu seiner Weltauffassung war jedoch seine alles umsorgende Mutter, die ihn aufkeimen Fall verlieren wollte.
Der Junge schritt aus dem kleinen Flur und durchquerte den Vordergarten, begrüßte die Nachbarn die ebenfalls mitgingen, ehe seine Mutter ihm entgegen kam.
Da stand er nun. So stand er vor ihr und ihrem gefüllten Weidenkorb. Und sie sieht ihn an, schaut nach unten, spitzt ihre Lippen und spricht: „Einen Guten Tag wünsche ich dir."
Der Junge nickt einmal, läuft weiter, ehe er sich umdreht und nochmal zur Mutter läuft, sie ist schon fast an der Haustür und im Stande gerade den Schlüssel herauszuholen, da merkt sie ein Ziehen am rechten Arm.
„Was ist denn mein Schatz?", beugt sie sich runter und guckt ihn sorgenvoll an. Kurz danach sieht sie auf ihre Armbanduhr und bemerkt wie spät es ist. „Musst du nicht zur Schule?", fragt sie anschließend.
„Mama, ich glaube der Tag wird nicht schön. Also für mich ja, vielleicht, ich weiß es ja nicht, aber -", er verstummt kurz und deutet auf den Türknauf. Die Mutter schließt auf, stellt das Körbchen ab und gemeinsam gehen die beiden in die kleine Küche. Der Teller ist halb aufgegessen und steht auf dem Tisch, die Mutter sieht den Sohn streng an.
„Nicht schön, aber selten", sagt sie dann und räumt das Essen weg. Der Junge setzt sich, die Mutter kommt dazu und holt einen Stift mit Papier.
„Ich schreibe, dass dir schlecht war. Ist das in Ordnung?", der Junge blinzelt und wartet darauf, dass die Mutter endlich für eins seiner Gespräche bereit ist.
Die Mutter schreibt den letzten Satz, signiert und legt die Materialien weg. Sie sieht ihn fragend an und wartet auf eine Erklärung.
„Weißt du noch, als sich letzten der Mann getötet hat?", eindringlich sieht er die Mutter an. Es scheint, als würde sie tatsächlich zögern Ja zu sagen.
„Ja -, doch -, ich erinnere mich noch dran", erwidert sie und hofft darauf, dass ihr Junge nicht wieder eine, für sie unsinnige Diskussion anfangen würde.
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Der Guten Tag Versuch
Short StoryGenau wegen dieser begrenzten Einsicht gelingt es uns nicht Dinge zu verändern. Es sind genau solche Gedankengänge, die einem jegliche Freiheit nehmen. Versuche doch bitte einmal objektiv an diese Sache ranzugehen, das ist nicht so schwer!