Kapitel 1

18 0 0
                                    

Es ist Montag. Der erste Tag der Sommerferien. Wir haben mitte Juli und die Sonne steht hoch am Himmel. Ich liebe den Sommer und den Frühling. Der Herbst und der Winter sind Eigendlich wollten meine Eltern und ich in den Ferien zu meiner Schwester Nina und deren Freund Marc nach London fahren, wärend meine achtjährige Schwester Emily für sechs Wochen im Sommercamp an der Nordsee ist. Zusammen mit ihrer ganzen Klasse. Sie kommt erst am letzten Ferientag ( Freitag ) zurück, aber mein Papa hat in Köln eine neue Stelle als Arzt in einer Klinik angenommen, da er hier im Odenwald mit seiner kleinen Praxis, die " Markus Zinkner Praxis"heißt nicht mehr so viel verdient. Das kommt meinen Eltern nur gelegen, da sie schon die ganze Zeit in eine Stadt ziehen wollten, anstatt hier im Dorf zu bleiben. Ich bin ein Dorfkind und wohne gerne im grünen, an der frischen Luft. Bis zu meinem sechzehnten Lebensjahr habe ich in diesem Haus gewohnt. Jetzt oder besser gesagt in drei Tagen soll sich mein ganzes Leben einfach ändern? Ich soll in eine Stadt ziehen, wo die Luft stickig und voller Benzin und Abgasen von den Autos ist? Wenn die Schule wieder anfängt, werden meine ganzen neuen Klassenkameraden mich als " Landei " bezeichnen. Ich hab keine Ahnung wie man sich, als Mädchen dass in einer Stadt wohnt verhält, benimmt oder sich kleidet und ich hab keine Lust mir neue Freunde zu suchen oder auch nur ansatzweise die " Neue " zu sein, wo ich dann im Mittelpunkt stehen wede! Alle Augen werden auf mich alias die " Neue " gerichtet sein. Ich sehe es genau vor mir: Ich betrete das Schulgelände, alle Augen sind auf mich gerichtet. Neugierig, misstrauisch, feindlich und voller Vorurteile! Ich weiß, ich bin nie optimistisch. Das hab ich nicht von meinen Eltern. Alle beide sind optimistisch, in jeder Situation. Jetzt bin ich in meinem Zimmer und packe alle meine Sachen in Umzugskisten. Ich bedrachte mein Zimmer: es ist groß, hat zwei große Fenster, ein Sofa, gegenüber mein Bett, daneben mein Nachttisch, auf der anderen Seite des Zimmers befindet sich mein Schreibtisch und meine Stereoanlage. Mein Fernseher steht vor dem Sofa. Mein Teppich unter meinen Füßen ist weich. Ich werde mein Zimmer richtig vermissen, überhaupt werde ich alles vermissen: Mein Haus mit Garten, meine Schule, meine Freunde, meine Nachbarn, die Landschaft, die frische Luft und der Reiterhof mit meinem Reitpferd und die ganzen Wochenenden, die ich dort mit meinen zwei Freundinnen Tina und Jana verbracht habe. Letzten Samstag sind wir ein letztes Mal zu dritt ausgeritten und ich habe mich von meinem Reitpferd und den anderen Pferden verabschiedet. Der Reiterhof gehört Janas Eltern und ist sehr beliebt. Ab heute wird jemand anderes Stella reiten. Ich bin gerade dabei meine Schreibtischschubladen auszuräumen, als es an der Tür klopft. > Ja? < Meine Mutter tritt in mein Zimmer. > Was gibts? < Sie sieht mich mitleidig an - Wie ich es hasse! - und steht unbehaglich in meinem Zimmer. > Uns fällt es auch nicht leicht hier wegzuziehen, aber es ist doch auch schön in einer Stadt zu wohnen, etwas neues zu sehen, anstatt dein ganzes Leben lang hier zu bleiben. Außerdem weißt du, dass die Praxis von deinem Vater pleite ist und in der Klinik von Köln wird er mehr verdienen als in seiner eigenen Praxis. Das verstehst du doch oder? < Sie sieht mich erwartungsvoll an. > Ja das verstehe ich, aber ich will nichts anderes sehen! Ich will nicht in die Stadt ziehen und schon gar nicht in so Großstädten wie Berlin, Hamburg, Frankfurt oder eben Köln! < Ich bin auf 180. Darüber diskutieren wir schon seit Wochen. Um genau zu sein, seit ich davon erfahren habe.
> Amelie bitte. Mach es uns nicht so schwer. Unsere Entscheidung ist getroffen und es wird sich auch nicht mehr ändern. < Ich habe Tränen in den Augen. > Was Emily und ich wollen ist euch völlig egal! Ihr denkt nur an euch! In Köln hat Papa die Klinik und du das Restaurant! Und wir haben gar nichts! < Jetzt laufen mir die Tränen über die Wangen. Meine Mutter sieht mich mit einer Mischung aus Verständnis und Ratlosigkeit an. > Gib dem doch wenigstens eine Chance < Ich schaue sie ungläubig an. > Hab ich denn eine andere Wahl? Nein hab ich nicht! Wenn ich achtzehn wäre würde ich nicht mitkommen, aber so muss ich ja wohl mit, ob ich nun will oder nich! < Meine Mutter tret sich halb zur Tür um. > Wer weiß, vielleicht wird Köln und deine neue Schule gar nicht mal so schlimm sein wie du jetzt denkst. Würdest du doch nur aufhören immer Vorurteile zu haben. < Mit diesen Worten verschwindet sie aus der Tür und ich widme mich wieder meiner Schublade zu.

Musik LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt