Kapitel 1

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Es war später Abend, sie hatte noch einige Adressen abzuklappern. Sie sah in ihr Notizbuch, während sie die zwei schweren Beutel auf dem Boden abstellte. Es war nun schon die vierte Fuhre heute. Seufzend sah sie die abgehakten Namen ihrer Klassenkameraden. Es waren nur noch zwei in ihrer Klasse übrig. Damit hatte sie heute fast alles geschafft.

Es mussten eigentlich nur noch die zwei Mitschüler mit den Spielen beliefert werden, mehr brauchte sie heute noch nicht. Die anderen Schüler und Lehrer würden eigentlich erst später dran sein. Nicht nur ihre Mitschüler bekamen ein solches Spiel, auch alle ihre Fachlehrer und ihr Klassenlehrer.

Den nächsten zwei Mitschülern steckte sie ebenfalls noch je ein Spiel plus Spielehülle hinein. Dazu steckte sie einen Code mit hinein. Somit konnte sie die anderen Spiele nach Hause bringen. Sie hakte noch die letzte Mitschülerin ab und steckte das Notizbuch wieder ein. Danach nahm sie die Beutel und ging wieder nach Hause.

Es hatte ein ganzes Jahr gedauert, dieses Spiel so zu programmieren, aber es war die Mühe definitiv wert. Es war zwar nicht ihr erstes Spiel, das sie programmierte und gestaltete, aber sie empfand das trotzdem als ihr absolutes Meisterwerk.


Meg ging am nächsten Morgen ganz normal zur Schule. Sie trug endlich mal wieder ihre Haare als Pferdeschwanz. Sie hatte es lange nicht so getragen, aber heute war ein guter Tag. Sie war irgendwie richtig froh. Ein ganzes Jahr harte Arbeit hatte nun ein befriedigendes Ergebnis gezeigt.

"Hey Meg", rief jemand vom Schultor.

Meg sah kurz hin, dann sah sie wieder weg. Am Schultor stand Maurice, ein Idiot. Er war in ihrer Klasse, eine echte Sportskanone. Leider aber war er alles andere als nett. Er liebte es, schwächere Schüler zu tyrannisieren.

Plötzlich hielt dieser Kerl Meg am Handgelenk fest. Meg drehte sich erbost um und fauchte ihm entgegen: "Lass mich in Ruhe, Maurice!"

"Hey Prinzessin, bleib mal ruhig. Ich wollte dich doch nur etwas fragen." Er grinste breit und ließ Meg los. "Warum denn heute so sauer? Hast du heute irgendwie was Falsches gegessen?"

Meg funkelte ihn nun an. "Ich sagte es doch, lass mich einfach nur in Ruhe." Damit wandte sie sich ab und ging. Maurice sah ihr einfach nur hinterher. Dabei bemerkte Meg nicht mehr, dass jemand zu Maurice ging und mit ihm redete.

Sie ging in ihr Klassenzimmer und setzte sich an ihren Platz. Manchmal fragte sie sich, ob Menschen immer solche Idioten waren oder ob es nur solche Menschen waren, die sie kannte. Sie hatte irgendwie nicht das richtige Los gezogen. Meg packte ihr Schulzeug aus und sah aus dem Fenster. Sie saß in der hintersten Reihe in der Fensterreihe.

"Hey, ich habe heute Morgen bei mir ein Spiel im Briefkasten gefunden", hörte Meg Maurice sagen.

"Ein Spiel? Du etwa auch?", fragte Cassandra, Megs Klassenkameradin und Megs feste Freundin. "Ich habe auch eines mit einem Code. Den muss man wohl eingeben, um in das Spiel zu gelangen."

"Aber der Name ist doch komisch, oder? Game deines Lebens? Ich frage mich, was da passiert. Ich will es heute nach der Schule gleich mal ausprobieren." Maurice setzte sich auf seinen Platz. "Willst du es nicht auch ausprobieren?"

Cassandra setzte sich neben Maurice, es war ja auch ihr Platz. "Nun ja, ich frage mich, warum das Spiel in unserem Briefkasten ist."

"Vielleicht ist es nur eine Demoversion und jemand macht damit Werbung für das Spiel, wenn es als Vollversion herauskommt."

"Vielleicht", murmelte Cassandra. Meg sah sie kurz an. Cassandra schien das zu bemerken und warf ihr einen giftigen Blick zu. Meg wusste nicht, warum Cassandra sie nicht mochte, aber es beruhte auf Gegenseitigkeit. Meg fand sie nämlich sehr eingebildet.

Game deines LebensWhere stories live. Discover now