Kapitel1

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Elena's POV

Heute ist der erste Schultag nach den Sommerferien. Müde schlage ich meinen Wecker aus und rample mich aus meinem warmen kuschligen Bett. Ich reiße die Tür meines Kleiderschranks auf und überlege mir was ich anziehen soll. Ich entscheide mich für eine lange helle Jeans und ein weites rotes Top. Meine langen hellbraunen Haare binde ich mir zu einem Zopf und schminke mich ein wenig. Danach gehe ich wie immer in das Zimmer meiner Schwester Fabienne, die immer nach mir ins Bad geht. Ich tapse leise zu ihrem Bett und rüttle sie leicht an ihrer Schulter. "Fabi, wach auf" murmle ich und langsam öffnet sie ihre klaren blauen Augen, die perfekt zu ihrem langen blonden Haar passen. Meine Schwester ist das komplette Gegenteil von mir: Sie ist klein und zierlich, blond, blauäugig und beliebt. Ich bin groß, mittel schlank, braunhaarig und habe dunkle Augen. Ach ja, und ich bin nicht beliebt.

Wie sowas geht? Keine Ahnung, ich bin einfach sehr schüchtern und spreche nicht gerne Leute an. Fabienne macht das automatisch und mit sehr viel Charme, sodass man sie einfach mögen muss. Aber mich persönlich hat das nie gestört. Ich verstehe mich super mit meiner Schwester, habe einen tollen Dad, einen besten Freund und werde in der Schule in Ruhe gelassen.

Fabienne lächelt mich glücklich an und macht sich langsam auch auf den Weg ins Bad.
Während meine Schwester wie gewöhnlich eine Ewigkeit im Bad verbringt, mache ich mich schonmal auf den Weg nach unten in die Küche.
Dort wartet mein Dad bereits mit unserem Frühstück.
"Morgen Dad" lächle ich ihn an.
"Guten Morgen mein Spatz. Aufgeregt?" begrüßt er mich optimistisch doch ich ringe mir nur ein schwaches Lächeln ab.
In der Schule würde alles wie immer sein. Die selben Lehrer, die selbe Klasse, die selben Zicken und Angeber.

Ich freue mich nur auf 1 Einzige Person: Daniel, mein bester Freund.
Dan und ich sind seit dem Kindergarten enge Freunde. Anfangs war der Grund dafür, dass wir beide niemand anderen hatten und zusammen ist man weniger allein, nicht wahr?
Aus wenigen Spielnachmittagen wurde eine echte, innige Freundschaft und ich liebe Daniel dafür, dass er es seit Jahren mit mir aushält.
Nur er und meine Familie kennen mein wahres, aufgedrehtes und verrücktes Ich. In der Schule bin ich der schüchterne Niemand. Niemand kennt mich, ich bin unsichtbar und falle nicht auf.

Das Gute daran: Ich werde nicht gemobbt oder fertig gemacht. Ich tue ja niemandem etwas. Also ist Schule im Grunde in Ordnung.

Ich esse mein Brot und warte auf meine Schwester, die erst 30 Minuten später die Treppen hinunter gerast kommt. "Sorry hat länger gedauert" ruft sie und schnappt sich einen Apfel während ich mir bereits meine Schuhe anziehe. Fabienne ist ein halbes Jahr älter als ich und darf somit schon Auto fahren.
Sie konnte sich durch einen Modeljob ein Auto finanzieren und fährt uns damit jeden Morgen zur Schule, was mir das lästige Busfahren erspart.

"Bye Dad, bis heute Abend!" rufen wir unserem Vater zu, der sich bereit für die Arbeit macht. Nachmittags sind meine Schwester und ich meist allein, weil unser Dad viel arbeiten muss, um 3 Menschen zu ernähren. Aber das ist schon okay so, solange er sich nicht überarbeitet.

Sobald wir beide im Auto sitzen rast Fabienne auch schon los. Ihr Auto, ein weißer Beatle-Cabrio, steht 10 Minuten später auf einem der Parkplätze unserer Schule und sofort kommen die Freunde meiner Schwester angelaufen. Wie ich sie hasse.
"Fabi!" schreit Miranda, eine Freundin von ihr, schon fast über die wenigen Meter, die sie von uns entfernt war. Ich verdrehe die Augen. Sie war so anstrengend.
"Hast du schon den neuen heißen Typ an unserer Schule gesehen?" quietscht sie mit ihrer hohen schrillen Stimme und küsst meine Schwester leicht auf beide Wangen.
Sofort kichern alle Mädchen und sie fangen mit Fabienne an zu tuscheln.

Ohne von einer von ihnen bemerkt zu werden mache ich mich auf den Weg ins Schulgebäude und dann gehe sofort zu meinem Spind. Nummer 243.
Dort lehnte bereits eine mir sehr bekannte Person an den Spinden.
Ich schleiche mich an ihn ran und rufe laut "Buh!". Vor Schreck fallen Dan fast seine Bücher aus den Händen und er rückt seine Nerdbrille zurecht.

Ich lache ihm breit ins Gesicht und er schenkt mir nur einen gespielt strafenden Blick.
"Man Elena du kannst mich doch nicht so erschrecken!"
Ich zucke nur grinsend mit der Schulter und mache mich daran meinen Spind zu öffnen.

Mein Stundenplan zeigt mir meine Fächer für heute und ich packe die jeweiligen Bücher ein.
Dann schlage ich meine Spindtür zu und drehte mich zurück zu Daniel um.

"Na wie läufts im Geschäft deines Vaters?" frage ich ihn gespannt.
Seinem Dad gehört eine der größten Firmen des Landes, das Mobiltelefone und andere Technik herstellt. Er ist berühmt.
Daniel ist ein Technikgenie und macht gerade eine Art Praktikum in der Firma seines Vaters, welche er einmal übernehmen wird.
"Es ist toll. Wir arbeiten gerade an einem neuem Produkt, dass ..." fing er an zu erzählen während ich meinen Blick durch den Gang schweifen lasse.

Alles wie immer, auch die selben Menschen. Bis auf.. Warte mal. Der ist doch neu hier.
Mein Blick fällt auf den Rücken eines mir unbekannten Jungens. Hatte Miranda vorhin nicht irgendwas von einem Neuen erzählt?

Von hinten sieht er recht gut aus. Dunkle Haare, gebräunte Haut, schwarze Hose, schwarzes Tshirt und auf seinem Nacken konnte ich schwarze Tinte erkennen. Tattoos. Wie er wohl von vorne aussieht?
Bevor ich mich wieder Dan widmen kann dreht sich der Neue plötzlich um und ich bekomme sein Gesicht zu sehen.
Wow. Er ist... wow. Sein Gesicht war makellos. Gebräunt, hohe Wangenknochen, dunkle fast schwarze Augen und volle pinke Lippen.
Auf einmal spüre ich ein Flattern im Bauch und bin verwirrt. Was war das?

Liebe kenne ich nicht. Ich hatte noch nie einen Freund und verliebt war ich auch noch nie.

Doch dieser Junge weckt in mir etwas, was ich nicht beschreiben kann.

Er knallt seine Spindtür zu, Spind 247, und läuft den Gang entlang, direkt auf uns zu. Er wirft jedem einen genervten Blick zu und viele weichen ängstlich zurück. Doch ich bleibe stehen und sehe ihn nur fasziniert an. Sein Blick bohrt sich in meinen und er hält ihm stand bis er an mir vorbei gelaufen ist.

Ich spüre wie meine Wangen heiß wurden und wende mich schnell wieder Dan zu, der aber leider alles mitbekommen hat und mich mit großen Augen anschaut. Wer war das?

One call away [h.s]Where stories live. Discover now