Sex Drugs and Rock 'n' Roll Lia

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Trotz des schwachen Lichts, welches von dem wärmenden Lagerfeuer ausging, war es stockdunkel auf der kleinen Lichtung. Im Umkreis von einer Meile war kein Licht mehr zu sehen und die Stille hatte fast schon etwas Gruseliges.
Lia zog ein weiteres Mal kräftig an dem Joint in ihrer Hand und reichte ihn dann an Josh weiter, während sie den Rauch zischend über ihre Lippen ließ.
Der Himmel hatte schon einen leicht rötlichen Schein und die Bäume, so schien ihr, streckten verlangend ihre Äste nach ihr aus, die wir Arme und Hände in der Luft nach etwas Unbestimmten griffen. Der scharfe Geschmack des Grases brannte hart in ihrer Lunge und die halbe Flasche Wodka, die sie zuvor getrunken hatte, machte ihre Sichtweise nicht gerade klarer.
,,Komm Baby, lass uns in mein Zelt gehen, es ist schon spät, ich will ins Bett."
Der Junge neben ihr sprach so leise, dass selbst sie Schwierigkeiten hatte ihn zu verstehen. Wäre sie bei vollem Bewusstsein gewesen, hätte sie ihm in diesem Moment eine verpasst und wäre danach gegangen. Aber sie war nicht bei vollem Bewusstsein. Nein, sie war nicht einmal dort, sie war in einer anderen Welt, mit anderen Farben, anderen Gerüchen, anderen Klängen. Also nickte sie nur kaum merklich und kurz darauf spürte sie seine Finger zwischen ihren Beinen.
,,Felix, wir gehen ins Bett. Sind 'n bisschen müde, du weißt schon."
Der große Junge schaute auf. Seine engelsgleichen, blonden Locken funkelten golden im Licht der tanzenden Flammen und seine Lippen formten ein leises Lächeln. Joshs Stimme hatte ihn aus seinen Gedanken gerissen und augenblicklich war das Glitzern in seinen Augen verschwunden und sein Blick hatte sich verdunkelt. Er sah Lia direkt an. Besser als jeder andere kannte er dieses wunderschöne, blonde Mädchen. So oft hatte sie sich ihm anvertraut, so war er ihr Fels in der Brandung gewesen und er wusste ganz genau, dass sie niemals freiwillig mit Josh das Bett geteilt hätte.
Immer wieder versuchte er sie mit seinen Blicken zu erreichen, aber Lia achtete nicht auf ihn.
Ihre Gedanken waren leer. Sie dachte über nichts nach. Dachte überhaupt nicht, spürte nur das leichte Ziehen in ihrem Unterleib, während unbändiges Verlangen ihren Körper erfasste.
Tief in ihrem Inneren wusste sie, dass nicht sie es war, die in diesem Moment ihren Willen beherrschte. Doch es war ihr egal. Sie genoss die Ruhe. Es war, als wäre das alles nur ein langer rauschender Fluss und sie irgendwo darin, an der Oberfläche treibend. Sie wollte sich von den sanften Wogen tragen lassen, wollte sehen, wohin sie gleiten würde, wollte spüren wie weit sie gehen konnte.
Langsam erhob sie sich und sah Josh lächelnd an, dessen Augen lüstern funkelten. Mit einem Satz war er auf den Beinen und packte sie. Ein starker Arm legte sich von hinten um ihre Taille und hob sie schwungvoll hoch. Josh machte ein paar Schritte, dann drehte er sich grinsend zu dem Lagerfeuer ,,Gute Nacht Leute!" Er war ein Gewinner und das wusste er so genau, wie jeder, der ihn kannte. Ihn und Lia. Sie war die einzige, die sich in den drei Jahren, die sie sich jetzt schon kannten, nicht mit ihm eingelassen hatte. Sie verabscheute ihn, sie verabscheute seine Art, Leute zu behandeln und sie verabscheute ihn, weil er Frauen wechselte, wie sie ihre Unterwäsche. Und jeder wusste das, selbst Josh, aber heute Nacht würde das keine Rolle spielen, heute Nacht würde er über sie siegen.
Er sah ein weiteres Mal in die Gesichter seiner Freunde, einige grinsten hämisch, andere blickten teilnahmslos auf den Boden. Als er Felix Blick begegnete, zuckte er kaum merklich zusammen. Die Augen seines besten Freundes funkelten hasserfüllt und es war, als galt seine ganze Wut und Verabscheuung in diesem Moment nur ihm.
,,Ach komm, Porter. Du kommst schon auch noch zum Zug, ich wärm sie nur schon mal für dich auf."
Felix Kiefermuskeln spannten sich an und seine Hände ballten sich zu Fäusten. ,,Das wirst du noch bereuen.", knurrte er und versuchte sich zu beruhigen. Josh lachte auf ,,Das glaube ich kaum." Damit drehte er sich um und ging.
Felix sah ihm nach. Tränen der Wut hatten sich in seinen Augen gesammelt. Aggressiv riss er dem Mädchen neben sich den billigen Whisky aus der Hand und ließ die ekelhafte Flüssigkeit durch seine Kehle rinnen.
Er liebte Lia. Keiner wusste das so gut, wie Josh und trotzdem tat er es. Felix versuchte sein Verhalten in Gedanken zu entschuldigen. Er ist  betrunken und weiß nicht, was er tut.
Aber er wusste, dass Josh genau wusste, was er tat. Es gab keine Entschuldigung. Alles woran Josh dachte, alles, was ihm wichtig war, war er selbst.
Mit einem Zug leerte Felix die Flasche und warf sie dann mit voller Wucht an die Wand der kleinen Hütte am anderen Ende der Lichtung. Für einen kurzen Moment schien die Zeit wie still zu stehen. Die Scherben schwebten in der Luft und Felix meinte in jeder Lias Gesicht erkennen zu können.
Seine Hände zitterten und als die Scherben nach einer gefühlten Ewigkeit auf dem Boden trafen  und wie Wassertropfen auf dem Asphalt zerplatzten, drang ein leises Schluchzen aus seinem Mund.
Er hatte sie verloren und er hasste sich dafür, dass er nicht den Mut besessen hatte Josh nur ein einziges Mal die Stirn zu bieten.

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