Das Loch am Boden

Kapitel 1

Es ist kalt geworden draußen und die Bäume verlieren ihre Blätter. Rote, grüne, gelbe und braun gefleckte liegen auf dem Boden. Für mich ist es eine unheimliche Jahreszeit. Alles ist grau und immer regnet es draußen.
Bäume sehen aus wie Riesengespenster und es wird um 17 Uhr dunkel.
Ich mag diese Zeit wirklich nicht.

Heute ist der erste Ferientag und ich weiß nichts mit meiner Zeit anzufangen.
Mama und Papa sind beide arbeiten und ich bin hier alleine zu hause.
Was mache ich jetzt bloß mit meiner freien Zeit? ??
Es ist gerade einmal 8 Uhr morgens und ich liege auf meinem Bett und starre an die Decke...dann zu meinem Bücherregal. ...Ein Buch lesen? Hmm... keine Lust.
Gerade mussten wir in der Schule die Geschichte vom kleinen Prinzen lesen; das reicht erstmal an Leseaktivität für das nächste halbe Jahr.
Ich mag lesen nicht besonders; außerdem werde ich eh immer gehänselt von meinen Klassenkameraden das ich zu viel lese...obwohl ich fast nie ein Buch lese.
Ich liebe eher die Musik. Höre mir die neusten Hits im Radio an und singe unaufhaltsam mit.
Ja.., das liebe ich!

Ich schaue weiter durch mein Zimmer und bleibe mit meinen Gedanken am Fernseher hängen...
TV schauen?? Hmm.... ja vielleicht mal gucken was so kommt. Schließlich sind ja Ferien, da gibt's bestimmt was interessantes zu sehen.
Ich schalte den Fernseher an, zappe durch die Programme und bemerke das eigentlich nichts im Fernsehen kommt, was mich interessieren zu scheint.

Meine Gedanken schweifen ab...
Ich sollte mal testen ob meine Freundin Joesy schon wach ist.
Ich gehe ins Bad um mir den Besen zu holen und trete zurück in mein Zimmer.
Ich klopfe 3x mit dem Stiel an die Decke um sie auf mich aufmerksam zu machen. Sie wohnt genau über uns und ist die erste und einzige Freundin die ich habe, seid dem wir vor 5 Jahren hier hergezogen sind.
Kurz darauf höre ich ein einmaliges kurzes klopfen von oben- sie ist wach- gut.
Ich öffne mein Fenster und schaue nach oben.
,, Guten Morgen, gut geschlafen? ''Frage ich Joesy. Sie sieht noch sehr verschlafen aus. Sie schläft immer unheimlich lange. Eigentlich hasse ich das. :D
,, Morgäääään'' mit ausgedehntem Gähnen begrüßt sie mich. ,, Was hast du denn? Du hast mich geweckt. Ist alles in Ordnung ?''Sie reibt sich ihre noch verschlafenen Augen.
,, Oh entschuldige. Ich wollte dich nicht wecken. Ich wollte eigentlich nur fragen was du so machst. Mir ist langweilig, im TV läuft nichts vernünftiges und ich hab Sturmfrei.'' Gebe ich wahrheitsgemäß als Antwort und warte darauf das sie sich spontan was lustiges einfallen lässt. Sie hat immer verrückte und gute Ideen wie man langweilige Tage zu den Besten machen kann.
,, Meine Mutter ist da. Ich muss erstmal frühstücken. Nachher um 10:30Uhr hinten an den Garagen?'' Fragt sie erwartungsvoll.
,, ok'' antworte ich kurz und wir verabschieben uns vorerst.
Hinter den Garagen treffen wir uns meistens. Das ist der Ort wo unsere Eltern uns vom Fenster aus nicht sehen können. Hier haben wir eine kleine Feuerstelle errichtet und manchmal rauchen wir dort heimlich. Joesy hat großes Glück. Sie kann für ihre Mutter im Kiosk Zigaretten kaufen gehen, weil die Verkäuferin ihre Mum und Joesy kennt und manchmal bringt sie uns eine Schachtel mit. Joesy ist gerade mal 10 Jahre alt, ein Jahr jünger als ich, aber ich fühle mich in ihrer Gegenwart nicht älter. Sie ist schon viel weiter in ihrer Entwicklung; ich denke es liegt an ihrer großen Schwester, sie ist schon 6 jahre älter als wir, geht regelmäßig auf Partys und hat jetzt schon einen festen freund. Ich mag sie nicht so richtig, aber eigentlich sehe ich sie nicht so häufig und darum ist es okay.
Ich warte weiter und beobachte die Uhr wie sie sich langsam weitet dreht. Minuten zählen kann gaaanz schön anstrengend sein....