Du trafst mich.

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Lieber Will.

Die Leute sagen mir, dass ich ganz gut aussehe.
Dass ich auf dem Weg der Besserung sei.
Nach außen hin mag es so wirken, doch eigentlich, eigentlich existiere ich nur noch.

Ich erinnere mich noch ganz genau an unser Gespräch über das Leben.
Du sahst an dem Tag atemberaubend gut aus, keine Frage. Dennoch sahst du fertig aus. Gebrochen.
Deine Haare waren gelockter als sonst, deine Augen matt. Deine Mundwinkel hingen hinunter. So trist hatte ich dich bisher noch nie erlebt. Doch es wurde häufiger.

Wir beide, du und ich, sprachen über das Leben.
Über das Überleben, über das Existieren, über das Ertrinken. Und über das Leben.
Du sagtest mir, dass du im Ozean schwimmst und du sagtest mir, dass du kurz vor dem ertrinken seist.
Du sagtest mir, dass viele Menschen dir zu schauen, wie du vor dem ertrinken bist, dir dennoch nicht helfen, sondern mit Steinen werfen.
Und du sagtest mir, dass ich dein Rettungsring sei.
Ich sagte dir, dass du der einzige Stein seist, der mich treffen könne.

Du trafst mich.
Ich liebe dich.

Lieber Will.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt