Schweißgebadet wachte ich auf. Es ist bereits über ein Jahr seit Sherlocks Suizid vergangen und ich hab es immer noch nicht verarbeitet. Nacht für Nacht den selben wiederkehrenden Alptraum. Die Freude beim Aufwachen, dass es nur ein Traum war und die darauf folgende Enttäuschung wenn ich realisiere, dass es die harte Realität ist.
Sein blutiger, lebloser Körper hat mich mehr geschockt als Alles was ich im Krieg gesehen habe. Ich konnte ihm nicht einmal sagen wie ich für ihn empfinde. Es ist 2 Uhr morgens, ich starre die Decke an, mit meinen Gedanken an einen Toten und versuchte gar nicht erst meine Tränen zurück zu halten, wie erbärmlich. Ich konnte nicht ewig trauern, dass Leben geht weiter, auch ohne Sherlock. Ehrlich gesagt bin ich es leid solche Worte zu hören, es nützte mir auch nichts mir selbst einzureden es ginge mir gut. Ohne ihn war ich nicht derselbe. Dieser Mann krempelte mein ganzes Leben um, auf eine gute Art und Weise.Ich stand auf um mir aus der Küche Etwas zu trinken zu holen. Mittlerweile hatte ich mir eine andere Wohnung gesucht, es steckten einfach zu viele Erinnerungen in der 221b Bakerstreet.Suchend blickte ich in den leeren Kühlschrank, sogar die abgetrennten Körperteile, welche er immer im Kühlschrank verstaute, vermisste ich mehr oder weniger. Mit einem Glas Orangensaft in der Hand ging ich zurück in mein Schlafzimmer. Langsam tastete ich die Wand nach dem Schalter ab und knipste das Licht an.
"Überraschung!" ertönte es, woraufhin ich mein Glas fallen ließ, welches zersplitterte. Vor mir stand er, breit grinsend als wäre nichts und auf eine Reaktion meinerseits wartend. Ich wiederum stand nur reglos da, unfähig etwas zu tun oder zu sagen. Wie solle man auch anders reagieren wenn ein Toter mitten in der Nacht in seiner Wohnung steht? Ich trat näher zu ihm, darauf achtend nicht in die Glasscherben zu treten. "Das ist eine Einbildung, oder?" fragte ich und legte meine Hand auf seiner Wange. Sie war warm. Aber wieso, er ist doch tot? "Nein, ist es nicht." antwortete er schlicht und legte seine Hand auf meine. "Und wieso zu Hölle bist du hier und nicht unter der Erde?" hakte ich nach, nicht genau wissend wie ich reagieren sollte. Einerseits stieg eine unglaubliche Wut in mir auf, andererseits war ich einfach froh ihn lebend zu sehen. "Weil ich lebe, du bist zwar schlecht im deduzieren aber das ist ja wohl ziemlich offensichtlich." lachte er, deutlich über meine Reaktion amüsiert. "Und wieso erfahre ich erst jetzt davon?" Er schwieg und starrte einfach auf seine Schuhe, als währen sie das Interessanteste auf der Welt. Eine Antwort brauchte ich wohl nicht zu erwarten.
Wut staute sich in mir und aus einem Reflex heraus landete meine geballte Faust in seinem Gesicht. Im nächsten Moment, bevor er auch nur auf den Schlag reagieren konnte, legte ich aber auch schon meine Arme um ihn. Er wirkte perplex und erwiderte nur zögernd die Umarmung. "Du glaubst gar nicht wie froh ich bin, dass du wieder da bist." nuschelte ich gegen seine Brust. Als Antwort hauchte er mir einen Kuss auf die Stirn. Ich schloss meine Augen einfach um de Moment zu genießen.
"Sherlock?"
"Ja John?"
"Ich muss dir etwas sagen."
Entschlossen öffnete ich die Augen, doch er war nicht mehr da, einfach verschwunden! Ich sah mich um, durchforstete die ganze Wohnung, fand ihn jedoch nicht. Verwirrt blickte ich aus dem Fenster. Ich schaute auf den Asphalt. Dort lag er, sein blutiger, lebloser Körper.
Schweißgebadet wachte ich auf. Ich sollte anfangen mich damit abzufinden, dass er nicht wieder zurück kommt.
They've promised that dreams can come true - but they forget to mention that nightmares are dreams, too.
- Oscar Wilde