namenlos

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Wütend kratz ich an toten Farben,

sie haben zu lange mein Gesicht versteckt.

Doch darunter klaffen rote Narben,

hab' den Wahnsinn aufgedeckt.

Dreh mich ständig blind im Kreis

ohne  jemals anzuhalten.

Brauche doch nur den einen Beweis,

dass auch Sterne sich in Steine spalten.

Ängstlich mal ich Fragen auf Papier,

ohne sie je laut auszusprechen.

Ist mein Herz Geist oder Vampir?

Ganz leise hör ich Eisschollen brechen.

In Lügen suche ich die Wahrheit-

hab nie geglaubt sie in Zeilen zu finden.

So sehr sehn ich mich nach Menschlichkeit,

aber kann mich nicht an Weltschmerz binden.

Lodernd brennt sich Schuld in weiche Haut

Und mein Verstand steht plötzlich still.

,,Woraus ist denn dein Ich gebaut?",

kreischt nächtliche Dunkelheit schrill.

,,Vielleicht aus Salz, Tinte, Wald und Meer",

schlage ich vorsichtig vor.

Aber meine Lösungsmengen bleiben leer,

ich frag mich, wann ich die Zahlen verlor.

Lächelnd spiel ich mit Murmeln aus Glas.

Solang, bis ich mich darin spiegel.

Ich wusste nie, dass ich Freiheit besaß;

Jetzt gibt es hier Schloss und Riegel.

Dreh immer wieder die Sanduhr um,

will alle Chancen rieseln sehen.

Dann bleibe ich doch lieber starr und stumm,

bis Winde die Wüste verwehen.

Hilflos schlag ich gegen weiße Wände,

sie haben zu lange meinen Mut begrenzt.

Seh mir zu, wie ich weiter Kraft verschwende,

während Angst in meinen Augen glänzt.

Ich bin das Mädchen ‚Namenlos'-

Nur das Alphabet ist meine Zeugin.

Selbst der Mond stellt seine Schatten bloß.

Sag, wo ist Ende, und wo Beginn?

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⏰ Letzte Aktualisierung: Feb 22, 2016 ⏰

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