Der Zug

25 0 0
                                    



Ich saß in dem kleinen Café und starrte auf die Bahngleise. Die Tageszeitung, welche ich mir kaufte um die Langeweile zu überbrücken hatte ihren Job, mich zu unterhalten, wie immer nicht erfüllt, sodass sie nun unbeachtet auf meinem Tisch lag. Ich ließ meinen Blick über die Häupter der Menschen, welche ebenfalls auf den Zug warteten schweifen und nippte dabei geistesabwesend an meinem Tee. Instinktiv verzogen sich meine Mundwinkel. Ich hatte vergessen zu süßen. Während ich mir viel zu viel Zucker in meinen Tee schüttete dachte ich darüber nach wie paradox es doch eigentlich war das ich in einem Café einen Tee trank. Ich amüsierte mich köstlich, bis ich plötzlich aus meinen Gedanken gerissen wurde.

»Edmund ?«

Überrascht drehte ich mich beim Klang meines Namens um und blickte in das Gesicht einer jungen Frau.
Ihr blondgelocktes Haar hatte sie unter einer grauen Haube versteckt.
Der Rest ihres Körpers, mit Ausnahme der Beine, wurde von einem in meinen Augen scheußlichem weißen Kleid, in welches mehrere rote Rosen eingestickt wurden verhüllt.
Sie lächelte mir entgegen.
Ein wenig verwirrt guckte ich ihr in ihre freundlichen blauen Augen.

» Du erkennst mich nicht... typisch.«

»Entschuldigung ?« Fragte ich.

Sie rollte mit den Augen.
» Margeret, sagte sie.
»Hesburg«,
Fügte sie noch hinzu als sie meinen ahnungslosen Blick sah.

Margeret war eine ehemalige Mitschülerin von mir.
Es stellte sich heraus, dass wir beide den selben Brief von unserem ehemaligen Dozenten Christian Hill bekommen hatten, in dem er uns bat schleunigst nach Arkham zu kommen.
In beiden Briefen lag ein zweite Klasse Ticket für den Luxuszug flying Thunder bei.
Ich bat sie sich zu setzen und gab ihr einen Kaffee aus.
Sie redete viel über alte Tage.
Die meiste Zeit saß ich da nickte und hörte ihr mehr oder weniger Aufmerksam zu.
»Und was hast du so aus deinem Leben gemacht«, fragte sie mich.

»Nichts besonderes. Ich bin Bibliothekar.«

Sie tat für ein paar Minuten so als hätte sie Interesse an meinem Leben.
Hast du Familie, kennst du noch den und den und so weiter.
Der Höflichkeit halber fragte auch ich sie nach ihrem Beruf.
Sie war Journalistin bei einem Blatt aus der Region, welches ausschließlich über uninteressante Nichtigkeiten berichtete.
Aufgeregt deutete sie auf meine Zeitung.

»Da der Artikel stammt von mir !«

Ich warf einen Blick auf die Zeitung. Es war ein Artikel über Lichtspielhäuser. Ich grinste in mich hinein, denn insgeheim wusste ich das diese Art der Unterhaltung eine Art Trend ist.
In ein paar Jahren werden alle wieder in die Theater rennen.
Zugegeben Filme sind sehr eindrucksvoll, doch sie haben einfach nicht das reale, echte eines Theaters. Der Zug traf 20 Minuten zu spät am Bahnhof ein. Ein schwarzhäutiger Zugbegleiter bat uns einzusteigen. Wortlos durchquerten wir die Tür und standen schon im ersten dritte Klasse Waggon.
Der Zugbegleiter erklärte uns das wir noch zwei Abteile weiter müssten nachdem wir ihm die Tickets zeigten. Schon die beiden dritte Klasse Abteile waren luxuriös eingerichtet.
Es bestand aus vielen Sitzreihen, eingerichtet mit je zwei dunklen Ledersesseln die sich gegenüberstanden.
In der Mitte stand ein Holztisch, auf welchem je ein schwarzes, kleines Lederbüchlein lag. Der Boden wurde von einem dunkelgrün-weiß kartierten Teppich geschmückt. Das komplette Abteil wurde mit Holz verkleidet.
Während Margeret Bauklötze staunte,
fragte ich mich nur wie die Möbel am Boden befestigt wurden.
Wir durchquerten noch den zweiten dritte Klasse Wagon und standen nun in unserem Abteil. Wir stellten überrascht fest, dass es sich bei der zweiten Klasse um sechs  kleine, nebeneinander  liegende  Zimmer handelte. Auf jeder Tür prangte eine goldene Zwei, welche für die Klasse stand und dahinter die Raumnummer.
Ich drehte am Türknauf und es klackte einmal, dann öffnete ich die Tür. Ich hatte noch nie so etwas gesehen. Der Raum war nicht besonders groß, aber die Einrichtung war atemberaubend.
Ein hölzerner Schreibtisch, davor ein Stuhl mit samtigem Polster.
Auf dem Schreibtisch lag ein ledernes Büchlein, genau wie in den dritte Klasse Abteilen.
Unter dem Fenster, welches sich leider nicht öffnen ließ, stand ein Bett.
Das Bettlaken war weiß, der Rest der Bettwäsche war eher Fliederfarben.
Ein anderes Bett mit dem gleichen Bezug stand neben  dem Schreibtisch. Auf der anderen Seite des Zimmere war ein großer, wohl in die Wand genagelter  Schrank mit diversen Verzierungen.
Der Teppich erstrahlte im gleichen samtigen Flieder wir die Bettdecken und Kopfkissen.
Die Wände waren wie die im dritten Abteil mit einem schimmernden hellen Holz verkleidet.
Meine Wohnung daheim war ein Witz hiergegen. Gut sie war um einiges größer, aber sie war auch sehr spartanisch eingerichtet.
Außerdem sie bestand zu gut fünfzig Prozent aus Bücherregalen.
Margeret staunte genau so wie ich,
was ich unverständlich finde,
denn als Journalistin dürfte sie eigentlich nicht schlecht verdienen.
Jedenfalls nicht so schlecht wie ich.
Auf jeden Fall waren wir beeindruckt.
Margeret und ich verstauten unsere Koffer in dem großen Schrank.
Sie hatte vorher eine kleine Schreibmaschine ausgepackt, setzte sich an den Kleinen Schreibtisch und begann auf die Tasten einzuhämmern. Ich hatte versucht mich ein wenig auf mein Bett zu setzen um Stolz und Vorurteil zu lesen, allerdings gab ich das Unterfangen nach zehn Minuten auf, denn nichtmal ich, als wirklich geübter Leser konnte bei dem Krach den Margeret verursachte auch nur einen klaren Gedanken fassen.

» Ich gehe kurz mal in den Speisewagen« .

Rief ich Margeret zu und verschwand aus dem Zimmer.
Ich seufzte kurz auf und machte mich auf den Weg zum Speisewagen, da ich dort einen Platz vermutete, an dem Man in Ruhe lesen konnte. Auf dem Gang stand ein Mann. Er war gekleidet in einem grauen Nadelstreifenanzug und er trug einen passenden Hut dazu.
Er war sichtlich nervös und wippte hin und her. Die Hand hatte er an den Türrahmen gelegt. Ich entschloss mich ihn anzusprechen.

» Kann ich Ihnen helfen« ?

Der Mann wirbelte  herum, wobei seine langen, lockigen schwarzen Haare umherflogen. Ich blickte in sein erschrockenes von einem Vollbart gezierten Gesicht. Er hatte stechend blaue Augen. Verwirrt musterte er mich.

»Was... was wollen sie denn« ?!
Sein aggressiver Unterton war kaum überhörbar.

Ich wich einen Schritt zurück, überrascht von dieser abrupten
Reaktion.

»Entschuldigung sie wirkten irgendwie nervös. Ich dachte ... « .

»Überlass das denken den Pferden« , brüllte er.

Dann stürmte er in seinen Raum hinein und schlug die Tür zu.
Fassungslos und mit offenem Mund stand ich vor der Tür.
Margeret trat als Reaktion auf den Ausbruch des Mannes aus unserem Raum und guckte mich fragend an.
Ich beachtete sie nicht und ging in Richtung Speisewagen.

Du hast das Ende der veröffentlichten Teile erreicht.

⏰ Letzte Aktualisierung: Mar 04, 2016 ⏰

Füge diese Geschichte zu deiner Bibliothek hinzu, um über neue Kapitel informiert zu werden!

Flying ThunderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt