Mein letzter Tag

68 9 5
                                    

Ein Schritt weiter und ich bin tot.
Nicht mehr am Leben.
Nicht mehr da.
Wie auch immer.

Das Wasser unter mir rauscht und schlägt gegen die Felsen.
Der Wind zerzaust mein Haar,das wild um mein Gesicht flattert.
Ich seufze.
Der Mond ist hinter den Wolken verschwunden.
Eine Träne rinnt über meine Wange.

Ich habe es versucht.
Ich habe alles getan.
Ich hab an das geglaubt.
Ich komme mir so...leer vor.
Ich wurde verletzt.
Mehr als nur verletzt.
Mein Inneres ist zerrissen.
Ich kann nicht mehr.

Meine nackten Zehen bohren sich in den Felsen.
Mein Atem wird schneller.
Jetzt fließen die Tränen.

Ich kann sie nicht zurückhalten.
Ich habe es so satt.
Ich kann nicht mehr.
Ich kann einfach nicht mehr.
Nur ein Schritt noch.
Und ich bin frei.
Frei von allem.

Der Wind legt sich für einen Moment und der Mond kommt hinter den Wolken hervor.
Er ist nur eine schmale Sichel.
Trotz des schwachen Lichts sehe ich die Schaumkronen.

Ich will fallen.
Ich will nicht mehr leben.
Ich will ihn nicht mehr ansehen und sehen wie er mich nicht anschaut.
Ich will sie nicht mehr sehen,die mich so sehr verletzt hat.
Ich will nicht mehr hören,dass ich dumm bin.
Ich will das alles nicht mehr.
Ich will FREI sein.

Meine Haare wehen wieder um mein Gesicht und versperren mir die Sicht.
Ich tue sie genervt hinter meine Ohren.
Noch ein Blick in die Tiefe.
Die Wellen lecken an den Felsen, auf dem ich stehe.
Der Wind saust wieder und es fühlt sich so an als wolle er mich ermutigen endlich zu springen.
Endlich frei zu sein.
Meine Zehen lassen nach und Schmerz schießt durch mein Bein.
Blut durchnässt den Felsen.

Ich habe mich zu sehr an den Felsen gekrallt.
Zu sehr habe ich mich an die Hoffnung geklammert.
An die Liebe.
Meine Liebe.
Meine dumme dumme dumme Liebe,die unerwidert ist.
Ich mache noch einen letzten Atemzug schaue hoch zum Himmel und sehe die Sterne funkeln.
Der Mond ist da und leuchtet mit dem bisschen Licht,das er hat.

Ich lächle den Himmel an.
Der Himmel weiß von meinen Träumen.

Ich mache einen Schritt und falle.

In Sekundenschnelle sehe ich ihn.
Sein Lächeln.
Das braune Haar.
Seine Augen,von denen ich die Farbe immer noch nicht bestimmen kann.
Ich sehe all meine Träume an mir vorbeiziehen.
Das war mein Leben.
Meine Träume waren mein Leben.
Ich habe geträumt,aber nicht gelebt.

Ich bereue es.
Ich bereue es aber auch auf eine Art und Weise auch wiederum nicht.

Das Wasser schließt sich über mich.
Es ist ohrenbetäubend laut.
Und KALT.
Und dann wird alles schwarz.

Zum letzten mal lächle ich.

Ich bin frei.

My Last DayWo Geschichten leben. Entdecke jetzt