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Ein leises Klopfen reist mich aus meinem Traum und schleudert mich zurück in die Realität. "Miss Naeve! Miss Naeve!" Ich schaue zur Uhr. Es ist 7 Uhr morgens. Ich treffe mich um 9 Uhr mit Dad und Jess. "Ja Anne, komm rein es ist offen." Mein Dienstmädchen Anne ist sehr fürsorglich und macht viel mehr für mich als sie sollte. Dafür bin ich ihr sehr dankbar. Ja ihr hört richtig, "Dienstmädchen" Grace meint: "Eine junge Dame braucht ein Dienstmädchen! So gehört es sich für eine Silver!" Anne ist ca. 1,58 m groß, hat ein zierliches Gesicht mit Sommersprossen und strohblondes Haar, welches sie immer hochsteckt. "Hier sind deine Sachen und Frühstück steht für dich um 7.30 Uhr, in der Küche bereit" "Ja, dankeschön."
Ich schlüpfen in meine Sachen und stecke mir die Haare hoch. Nachdem ich gefrühstückt habe, ziehe ich mir meine Schuhe an und verlasse mein Zimmer. Ich schleiche die große Holztreppe hinunter in die Eingangshalle, um die anderen nicht zu wecken. Dad und Jess warten schon im Taxi "Guten Morgen Carol!"
"Morgen!", ich nehme auf dem Rücksitz am linken Fenster Platz, setze mir meine Kopfhörer auf und denke nach.

Das mit Dad damals war kein Zufall. Ich habe es immer etwas seltsam gefunden, weil das was er erzählte mit vielen Dingen nicht übereinstimmte. Aber ich habe mir nie wirklich Gedanken darüber gemacht. Bis zu dem Tag, an dem Mom verschwand. Ich kam aus der Schule, als ich unsere Wohnung verwüstet zurück fand. Ich rief Dad an, hab ihn gefragt was los sei und ob es Mom gut ging. Er war erst ganz verwirrt doch dann begriff er und meinte ich solle dort bleiben und auf ihn warten. Er erzählte mir alles. Bei seinem Streifgang damals, waren drei Männer die ihm nach Jeanette fragten. Sie kamen ihm verdächtig vor, mit ihren schwarzen Lederjacken und dunklen Sonnenbrillen. Sie erzählten immer wieder etwas von einem Micael und das er sie sehen will. Dad aber sagte er würde sie nicht kennen. Das verärgerte die schwarz gekleideten. Dad meinte ihre Augen haben geglüht vor Wut. Er bekam Angst und rannte weg, doch da schoss einer von den drei Männern Dad ins Bein und er viel zu Boden. Als sie näher kamen meinten sie wenn Jeanette nicht von selbst kommt, dann wird Micael sie holen. Wer auch immer Micael ist. Er hat Mom! Wir wissen nicht wo er ist und er ist kein Freund der Familie. Ein Jahr hatt die Polizei nach Mom gesucht, doch man fand nicht auch nur die kleinste Spur oder einen winzigen Hinweis. Nichts.
Es war die schrecklichste Zeit meines Lebens, nichts zu wissen, nichts zu verstehen. Ein Jahr lang scheinbar endlose Leere, ohne Mom die mir so viel bedeutet. Dann kam ein Anruf. Sie meinten, sie könnten uns helfen und sie würden zur Familie gehören. Ein paar Tage später, parkte vor unserem Haus eine Limousine. Wir stiegen ein und man fuhr uns zu einem alten verlassenen Anwesen. So sollte es aussehen, aber wenn man genauer hinschaut, ist es eine prunkvolle, große Villa mit riesiger Parkanlage. Sie brachten uns zu Miss Silver, der Herrin des Hauses. Sie stellte sich als meine Tante vor. Ich wollte erst nicht glauben, aber es stimmte. Meine Mom erzählte ab und zu etwas von einer Schwester, aber dass sie sie nicht leiden kann, was ich nicht verstehe, denn sie ist sehr nett zu mir. Was mir auffiel war, dass ich Mom's Familie nicht wirklich kannte. Es waren immer nur die Eltern, Geschwister und Nichten meines Dad's an besonderen Tagen bei uns. Es kam nur ab und zu mal eine Postkarte von Mom's Eltern zu meinem Geburtstag, mit Geld. Wenn überhaupt. Tante Grace wollte dass ich bei ihr einziehe, was ich auch tat. Ich fühlte mich zuhause nicht mehr sicher und alles erinnerte mich an meine Mom. Dad und Jess jedoch blieben nicht bei ihr. Auch sie hätten bei meiner Tante einziehen können, aber sie wollten nicht. Mein Platz war jetzt bei meiner Tante, ihrem Mann und ihren Kindern. Das ist jetzt meine neue Familie. Ich treffe mich jedoch jede Woche mindestens einmal mit Dad und Jess. Wir fahren dann meistens in die Stadt, gehen essen und unternehmen etwas. Es ist nicht so, dass ich nicht gern zu Hause bei uns wäre. Nein, ich bin sogar gern da, nur es erinnert mich zu sehr an Mom und dieser Schmerz, dieses Gefühl wenn ich daran denke dass ich sie vielleicht nie wieder sehen werde, dass sie....nein. Daran will ich nicht denken!
"Carol?", Jess sah zu mir herüber. Ich setzte meine Kopfhörer ab und schaue zu ihr. " Was ist?"
"Wir sind da! Du bist wo ganz anders, du bist so ruhig...was ist los?", sie schaut mich besorgt an und wartet auf eine Antwort. "Ich weiß nicht, hab an Mom gedacht und so... ." "Hey wir bekommen sie wieder okay? Alles wird dann wieder gut!" sagt meine kleine Schwester. Doch ich wüsste nicht wie.

Wenn ER nicht wäre...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt