-Amalia POV-
Folgt er mir? Schnell fahre ich herum, keine Lichter, kein Zeichen von menschlicher Gesellschaft. Keuchend laufe ich weiter, ohne Ziel, geradeaus. Ich spüre die dünnen Hölzer und Äste auf dem kalten Waldboden unter meinen Füßen. Wieder scanne ich meine Umgebung auf irgendwelche Hinweise, dass er mir gefolgt sein könnte. Nichts, außer das Rascheln der Blätter und Knacken der Äste die ich mir aus dem Weg schlagen muss. Meine schwarzen Haare sind leicht feucht von der schwülen Luft und kleben an meiner Stirn.
Das weiße Kleid umtanzt meine Beine bei jedem Schritt durch die kniehohen Nebelschwaden. Immer wieder schweifen meine Gedanken zu ihm, wird er mich finden?
Wartet vielleicht schon seine nächste Falle auf mich? Und noch ein weiteres Mal vergewissere ich mich, dass ich alleine bin. Meine Blicke fliegen über die großen dunklen Tannen, die sich bedrohlich um mich erheben. Der Wald ist nur spärlich von dem silbernen Licht des Mondes beleuchtet. Ich renne weiter, weiter und weiter geradeaus in die offenen Arme des Waldes, der mich so freundlich in Empfang nimmt und doch keine Geborgenheit gibt. Meine Hand tastet sich an meinem Arm runter, über die Gänsehaut, bis zu meinem geschwollenen Handgelenk. Das Adrenalin lässt mich die Schmerzen und die Kälte vergessen und treibt mich immer weiter an, geradeaus, tiefer in den Wald hinein.
Wie lange laufe ich schon? Wie weit bin ich schon gekommen? Wie lange werde ich noch durch halten? Fragen die ich nicht beantworten kann, zu sehr hängen meine Gedanken noch bei ihm. Und wieder packt mich die Angst, die Angst das er mir gefolgt sein könnte, dass er auf mich wartet mit seinem widerlichen Grinsen und meine Naivität verspottet.
Ein Knacken, mein Blick wandert schnell in alle Richtungen doch ich sehe nur Dunkelheit.
Ich spüre einen harten Stoß gegen mein Schienbein, bis ich schließlich das Gleichgewicht verliere und der Boden meinem Gesicht immer näher kommt.
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-Zeissner POV-
„Morgen Zeissner", Adela Badzinski, meine Sekretärin, schenkt mir ihr ,für sie typisches, energisches Lächeln. „Morgen", murmel ich mürrisch in mich hinein, und trete durch eine weitere Tür in mein Büro. Mit schweren Schritten beschreite ich den Weg zu meinem Schreibtisch und lasse mich in den Drehstuhl fallen. Ich sinke ein Stück in dem dicken Lederpolster ein, bevor ich anfange das kleine Zimmer zu mustern: Vor Kopf liegt die offen stehende Tür, meine Augen wandern weiter bis zu dem Kleiderständer der rechts neben mir steht. Langsam bewegt sich mein Blick weiter zu meiner linken Seite, wo sich ein Fenster befindet, das sich vom Boden bis zur Decke erstreckt. Davor steht meine Pachira aquatica, auch bekannt als Glückskastanie. Ich lasse meinen Blick weiter durch den Raum schweifen und bleibe schließlich an meinem Schreibtisch hängen: Der Computer liegt rechts von mir, Stifte, Notizzettel usw. vor Kopf, Akten und Recherchen links von mir. Aber was fehlt? Natürlich, das Wichtigste am Morgen. „Badzinksi, wo ist mein Kaffee? Sie wissen doch das ich morgens sonst nicht wach werde", ich versuche möglichst freundlich zu klingen. „Aber Natürlich! Wie konnte ich das denn nur vergessen?", entgegnet sie ironisch, mit übertrieben zuckersüßer Stimme. Kurz danach höre ich das Klackern ihrer Schuhe, auf dem Weg zur Kaffeemaschine. Das klirren der Tasse und das Rauschen des aufkochenden Wassers. Dann wieder das Klackern, bis sie mit einem Lächeln auf ihrem Gesicht, der Kaffeetasse in der linken und einer Akte in der rechten Hand in meinem Büro erscheint. „Was ist das?" Fragend schaue ich sie an und deute auf die Akte, die sie auf meinenTisch fallen lässt. „Kam heute morgen rein, schon wieder eine Tote." Entsetzt sehe ich sie an. „Schon wieder? Das ist jetzt schon die dritte innerhalb von zwei Monaten, das ist doch nicht normal!" Achselzuckend stellt sie die Tasse ab und macht sich auf den Weg zur Tür. „Weiß Eva schon Bescheid?", kurz vor der Tür dreht sie sich um. „Nein, aber die müsste jeden Augenblick kommen." Und kaum spricht man von ihr, geht auch schon die Tür des großen Raumes vor meinem Büro auf und Eva tritt ein. Sie wickelt ihren roten Wollschal ab und hängt ihn gemeinsam mit ihrem Ledermantel auf den Kleiderständer neben der Kaffeemaschine, unter die sie schnell eine Tasse schiebt und den Knopf betätigt. Dann bahnt sie sich weiter den Weg zu meinem Büro. „Guten Morgen allerseits", mit einem Lächeln lehnt sie sich gegen den Türrahmen. „Morgen", entgegnet Adela freundlich und nimmt dann ihre Arbeit wieder auf. „Morgen", ich stehe auf und wedel mit der Akte in meiner Hand, während ich mich auf die Tür zu bewege, „Schon gesehen?" , fragend sieht sie mich an, „Noch eine Tote?", ich nicke stumm. „Das darf doch nicht wahr sein, das ist jetzt schon die Dritte", entsetzt folgt sie mir zu dem großen Whiteboard im Hauptraum. Ich ziehe das Bild aus der Akte und pinne es neben die anderen Beiden. „Was wissen wir über sie?", Eva betrachtet das Foto. Ich beginne aus der Akte vorzulesen: „Janina Ehlert, sechzehn Jahre alt, Deutsche, ist vom Schwimmtraining nicht nach Hause gekommen, wurde zwei Wochen später tot aufgefunden, misshandelt", ich blicke kurz auf. „Wer hat sie gefunden?", Eva wirft mir einen kurzen Blick zu, bevor sie sich wieder ganz den Bildern widmet. „Ein Förster hat sie gestern Abend in einer Burgruine in der Nähe des Waldes entdeckt.", irritiert mustere ich die Akte. „Was ist?" Eva wirft mir einen fragenden Blick zu. „Die Art wie sie gefunden wurde, laut dem Obduktionsbericht ist sie an Flüssigkeitsmangel gestorben..." „Sie ist verdurstet?", unterbricht sie mich. Ich nicke. „Im ganzen Turm wurde ihre DNA festgestellt, was alles daraufhin deutet, dass sie dort oben gefangen war." „Ist doch an sich nichts seltenes", fällt mir meine Partnerin wieder ins Wort. „Warte, warte es geht noch weiter", ich widmete mich wieder der Akte, „Sie lag auf dem Boden in einem langen rosé farbigen Kleid, ihre langen blonden Haare lagen über ihren Schultern und ein Blumenkranz zierte ihren Kopf, außerdem lagen ihre Hände sorgfältig übereinander auf ihrem Bauch." Ich blicke auf. „Erinnert einen ein bisschen an Rapunzel", wirft Adela ein. Verwirrt sehe ich sie an. „Naja, mit dem Turm und dem Einsperren und den langen blonden Haaren.", sie schenkt ihre Aufmerksamkeit wieder ihrem Computer. Wobei das mit dem Kleid und allem schon ein bisschen an ein Märchen erinnert. „Sehr unwahrscheinlich, dass sie in dieser Position gestorben ist, jemand muss sie also nach dem Tod so trapiert haben.", Eva bricht das unangenehme Schweigen. „Das stimmt", bestätige ich ihre Vermutung. „Die drei Opfer haben alle drei Gemeinsamkeiten, sie sind blond, alle im Alter von sechzehn oder siebzehn Jahren und bildhübsch.", ich muss ihr Recht geben, die drei hatten wirklich Gemeinsamkeiten. „Außerdem", fährt sie fort, „Wurden alle drei Opfer einer Vergewaltigung und wurden ziemlich seltsam aufgefunden." Ich betrachte das erste Foto genauer und hole die passende Akte dazu heraus. „Lydia Cornelia Heine, siebzehn Jahre, Deutsche, nicht von einer Party nach Hause gekommen, ein einhalb Wochen später tot aufgefunden, in einem Vogelhaus eines Schrebergartens, dessen Besitzer sie gefunden hat, sie trug durchlöcherte Kleidung und eine Schürze, ihr schulterlanges, blondes Haar war mit einem Tuch zusammen gebunden, laut Obduktionsbericht durch eine Vergiftung von Rattengift gestorben." nachdenklich lege ich die Akte aus der Hand und greife mir die nächste. „Das andere Mädchen heißt Nadine Gerecke, ebenfalls siebzehn und Deutsche, von der Schule nicht nach Hause gekehrt, fünf Tage später tot in einem vermoderten, zugewachsenen Haus aufgefunden, liegend in einem zerfallenen Bett. Sie trug ein langes rosa farbiges Kleid und ihre blonden Locken lagen auf ihrer Brust, außerdem trug sie einen goldenen Haarreif, an einer Überdosis Schlaftabletten gestorben, Stichwunden in den Fingerkuppen." Was waren das nur für Fälle? Welcher Mörder kam auf so absonderliche Ideen? Ich lege die Akte zu den Anderen. „Ein Serienkiller?", Eva betrachtet weiter die Fotos. „Schon möglich. Aber warum diese Mühe mit dem Aussehen und Vorfinden der Leichen?" „Mich erinnern sie alle an Märchen." Und schon wieder bringt Adela mich ins Grübeln. Und anscheinend auch Eva, denn sie blickt endlich von den Bildern weg. „Da ist was dran, das Vogelhäuschen, die zerlumpte Kleidung, das Rattengift," Eva überlegt kurz, dann fährt ihr Finger nach oben, „Aschenputtel". „Stimmt, und das zugewachsene Haus, die Schlaftabletten und das Bett, erinnern an Dornröschen." mischt sich Adela wieder ein. „Rapunzel", platzt es Eva heraus, „Der letzte Mord ähnelt Rapunzel." „Das ist ja schön und gut, aber wie hilft uns das bei der Tätersuche, oder dem Verhindern von weiteren Morden?", Ich werfe beiden fordernde Blicke zu. Adela widmet sich schnell wieder ihrem Computer und Eva wieder den Fotos. „Oh mein Gott, aber natürlich!", schreit sie jetzt aufgeregt. „Das sind die bekanntesten Prinzessinnen der Grimm-Märchen, Rapunzel, Aschenputtel, Dornröschen und....", sie atmet kurz ein, „Schneewittchen! Sie fehlt! Das ist sein nächstes Opfer!" Aber natürlich sie hatte Recht, er orientiert sich an den Märchen der Brüder Grimm. „Badzinski, durchsuchen sie die Vermissten-Meldungen nach einem Mädchen mit schwarzen Haaren und einem Alter von fünfzehn bis achtzehn Jahren", kommandiere ich und bin Feuer und Flamme. Sofort fängt sie an wild auf ihrer Tastatur zu tippen. Eva und ich wechseln ein kurzen Blick. Dann blickt Adela auch schon wieder auf. „Seit gestern wird die fünfzehnjährige Amalia Hartge vermisst, sie hat schwarze Haare und ist nach einem Besuch bei ihrer Freundin nicht zurück gekehrt." „Such mir die Adresse der Eltern raus", ich sprinte in mein Büro und reiße meine Jacke vom Kleiderständer.
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Punkt. Mein Buch ist fast fertig, nur noch ihre Geschichte, und dann ist das Werk vollbracht. Ich tauche die Feder noch ein letztes Mal in die dunkelblaue Tinte, um den nächsten Satz zu schreiben,...Und wenn sie nicht gestorben sind, dann wurden sie ermordet.
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Hey,
das ist meine erste Geschichte auf Wattpad,
und ich würde mich riesig über reads, kommentare und natürlich auch votes freuen.
mrsshemmings :*
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Der Märchenmacher
Teen FictionEin kleines, friedliches Dorf. Mehrere Mädchen verschwinden. Ein Killer der seine Opfer von Falle zu Falle jagt. Und Amalia, die auf ihrer Flucht einem geheimnisvollen Retter begegnet. Doch wem kann sie trauen?