-Zeissner POV-
Mein schwarzer BMW fährt knirschend die Kieseinfahrt hinauf, bis zu dem großen, weißen Garagentor. Das anschließende, gelbgestrichene Gebäude ist von gleichmäßig gemähtem Rasen, und wenigen Buchsbäumen umgeben. Langsam bewege ich mich über den steinernen Weg, der zur Haustür führt. Hartge, der Name ist in schnirkeliger Schrift auf dem Klingelplättchen eingraviert. Nervös drücke ich den weißen Knopf. Das schlimmste an meinem Beruf sind die Gespräche mit Angehörigen und Freunden von Opfern, sie leiden am meisten und es ist schwer in diesen Fällen sachlich zu bleiben. Besonders schlimm ist es, wenn man ihnen erklären muss, das jemand tot ist, oder das man machtlos ist, weil man sich immer dazu verpflichtet fühlt, diesen Menschen zu helfen, auch wenn man es nicht kann. Das Aufschwingen der Tür reißt mich aus meinen Gedanken und erschrocken blicke ich in zwei fragende Auge, die von dicken Augenringen umrandet werden. „Kriminalpolizei, Zeissner mein Name“, schnell zücke ich meine Dienstmarke aus der Tasche meiner Jacke. Mit einem leichten Nicken, tritt die Frau zur Seite, sodass in das Haus eintreten kann. Ich folge ihr ins Wohnzimmer, wo sie sich neben einen Mann auf die Couch setzt. Dieser steht auf und bewegt sich ein paar Schritte auf mich zu, bevor er mir meine Hand reicht und seinen Mund zu einem kleinen Lächeln verzieht. „Roland Hartge und das ist meine Frau Kristina Hartge“, mit einer kurzen Handbewegung deutet er auf die Frau hinter sich, bevor er fortfährt. „Setzte sie sich doch, möchten sie vielleicht etwas trinken?“ „Ein Glas Wasser wäre sehr nett“, ich setzte mich in den großen Fernsehsessel, der sich neben der Couch befindet. Kristina Hartge springt auf, und verschwindet wortlos in der Küche, während sich ihr Mann wieder zum Sofa bewegt. Nervös knetet er seine Hände, „Was verschlägt sie denn hier her? Gibt es schon Neuigkeiten?“ „Nun ja“, beginne ich, „ In den letzten zwei Monaten sind bereits drei Mädchen im Alter ihrer Tochter verschwunden und wurden tot aufgefunden.“ Ich mache eine kurze Pause und werfe Kristina Hartge, die gerade mit einem Glas Wasser durch die Tür tritt, einen kurzen Blick zu. „Danke“, ich trinke einen kurzen Schluck, während Kristina ihrem Mann beruhigend über den Rücken streichelt, der immer heftiger seine Hände knetet. „Wir gehen davon aus, das ihr Tochter Opfer desselben Täters wurde, allerdings haben wir noch keine Anzeichen dafür, das sie bereits,“ Ich schlucke, „tot ist.“ Wieder werfe ich den beiden einen kurzen Blick zu. „Das heißt sie lebt noch?“, erkundigt sich ihre Mutter hoffnungsvoll. „Das ist durchaus in Betracht zu ziehen, allerdings haben wir keine Spur, wo ihre Tochter sich befindet, oder in welchem Zustand.“
----------------------------------------------------
-Amalia POV- Ein Tag zuvor
Die Klingel. Endlich. Ich dachte schon die Geschichtsstunde würde nie zu Ende gehen. Schnell schiebe ich meine Bücher in meinen Rucksack und mache mich auf den Weg zur Cafeteria. An den Wänden entlang der Flure hängen überall Poster von unserem Sommerball. Naja es ist nicht wirklich ein Ball, so wie man ihn aus Filmen kennt, eher weniger formell, eine Art...Party. Ja, Sommerparty trifft es wahrscheinlich eher. Trotzdem machen sich viele Gedanken darüber, mit wem sie dort hingehen, es ist die Abschlussparty der Mittelstufe und viele Schüler wechseln die Schule, andere kommen neu dazu. Es sind noch drei Wochen und ich bin eine der wenigen, die sich noch nicht den Kopf darüber zerbrochen hat, von wem sie vielleicht gefragt werden könnten. Eigentlich ist es mir gleichgültig, ich glaube sowieso nicht daran, von irgendjemandem gefragt zu werden. Zwei Hände, die sich auf meinen Schultern abstützen, reißen mich aus meinen Gedanken. "Waaaas geeeeeeeht?", meine beste Freundin Cleo taucht hinter mir auf und schreit mir ins Ohr. "Lust auf Mittagessen? Wie war dein Tag? Wo sind die anderen?" An meinem Hangelenk werde ich durch die Menschenmassen zur Schlange der Essensausgabe gezogen. "Ich hatte gerade zwei Stunden Physik und Geschichte, wie solls mir da bitteschön gehen?" Entgegne ich, als wir endich zum Stehen kommen. "Das tut mir jetzt aber leid", sie verzieht ihr Gesicht zu einer gespielt traurigen Grimmasse, "Also mein Tag war super" Das war Cleos Art zu sagen: Bitte Frag mich nach meinem Tag. Also tue ich ihr den Gefallen. "Was ist denn so Tolles passiert?" "Alsoo wir hatten heute in der ersten Stunde Chemie und haben die Gruppeneinteilungen für unser Abschlussprojekt gemacht", sie macht eine kurze Pause um tief Luft zu holen, "Und wie es der Zufall so will, war meine Tischnachbarin heute krank, da mir auf die Schnelle niemand anderes eingefallen ist, hat mich Frau Knick zu dem Neuen eingeteilt" Sie fängt an fröhlich von einem Bein aufs Andere zu hüpfen, bevor sie fortfährt ,"Auf jeden Fall ist der Neue totaaaal süß, er heißt Benni, und wir werden uns demnächst häufiger sehen." Ich schenke ihr ein kleines Lächeln, jetzt verstehe ich so einiges, wenn es um Jungs ging war Cleo nicht zu bremsen, Chemie war der eher nicht so ihrs. Wir waren so in unser Gespräch vertieft, das wir ganz vergessen haben, das wir gerade in der Essensschlange stehen. Also nehme ich mir schnell ein Sandwich und ein Wasser und bezahle. Auf dem Weg zu einem Tisch,sehen wir Juli, die mit einem breiten Grinsen im Gesicht auf uns zu gelaufen kommt. "Hey, und wie war euer Tag?" Was hatten die heute bloß alle, das sie so gut gelaunt waren? Obwohl eigentlich sah man Juli selten schlecht gelaunt, also zählte sie wohl nicht. Aber bevor ich irgendetwas antworten konnte, fing Cleo schon wieder an vom Chemieunterricht und dem Neuen zu schwärmen. Interessiert hört Juli zu, während wir uns an einen leeren Tisch setzen. Ich höre nur abwesend bei dem Gespräch der beiden zu und lasse meinen Blick durch die Cafeteria schweifen. Das machte ich häufig beim Essen, andere Schüler beobachten. Nicht das ich irgendwen stalke oder bestimmte Leute suche, es ist nur meistens wesentlich interessanter als die Gespräche bei uns am Tisch. Zwei Tische weiter sitzen ein paar Unterstufenschüler und spielen irgendwelche Kartenspiele. Die Frau an der Essensausgabe diskutiert mal wieder mit ein paar Schülern und weiter hinten an einem Tisch sitzen ein paar ältere Schüler an ihren Handys. Wie immer nichts Besonderes. Ich beiße ein Stück von meinem Sandwich ab und widme mich wieder meinen Freundinnen. Irgendwas schmeckt komisch, anders. Vorsichtig nehme ich das obere Brot ab, na super, da ist Ei auf dem Salat. Das erste und wahrscheinlich auch einzige Mal das die Ei auf ein Sandwich machen, und das bekomme ausgerechnet ich, die eine Ei-Allergie hat. Ich drehe mich zu meinen Freundinnen,"Ich muss mal kurz ins Bad, mir gehts gerade nicht so gut" "Gut aber beeil dich, es klingelt gleich", schnell nehme ich mir meinen Rucksack und renne aus der Cafeteria. Die Klingel. Na toll, eigentlich sollte ich jetzt im Bio-Raum sitzen. Schnell laufe ich weiter auf die Mädchentoilette, ich habe keine besonders strake Allergie und sie hält auch meistens nicht lange an, nur muss ich mich im ersten Moment immer- ich vergewissere mich das ich alleine bin und renne in ein Kabine, um mich über eine Toilette zu beugen- übergeben. Ich laufe schnell zum Waschbecken, um meinen Mund auszuspülen und suche nach einer Magentablette im meinem Rucksack. Gott, sah ich schlimm aus. ich nehme das Haargummi von meinem Handgelenk und binde meine langen schwarzen Harre zu einem Zopf. Ich höre ein leises Knarren, ungläubig schaue ich, durch den Spiegel auf die Kabinentüren hinter mir, ich hatte mich doch vergewissert, das ich alleine bin. Das leise Knarren, wird von einem schrecklichen Quietschen begleitet, als sich die Tür langsam weiter öffnet. Ungläubig schaue ich auf die Maske, die langsam in der Tür zum Vorschein kommt. Eine künstlich verzerrte Stimme ertönt: "So weiß wie Schnee, so rot wie Blut und so schwarz wie Ebenholz." Die silberne Klinge in seiner Hand bemerke ich zu spät.
------------------------------------------------
So das ist das zweite Kapitel, ich hoffe es gefällt euch, und ich würde mich riesig über Rückmeldungen in den Kommentaren freuen.:)
Und danke an alle, die meine Geschichte lesen :*
DU LIEST GERADE
Der Märchenmacher
Teen FictionEin kleines, friedliches Dorf. Mehrere Mädchen verschwinden. Ein Killer der seine Opfer von Falle zu Falle jagt. Und Amalia, die auf ihrer Flucht einem geheimnisvollen Retter begegnet. Doch wem kann sie trauen?