Kapitel 1

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Wie man das Leben meistert ist jedem selber überlassen. Jeder einzelne hat sein Leben selbst in der Hand. Man sollte darauf acht geben. Auch wenn das nicht immer so leicht ist und man manche Sachen erst Verdauen muss um weiter zu kommen. Ich bin June und bin 19 Jahre alt. Und ich glaube ich habe es endlich geschafft weiter zu kommen.

Vor ca. 4 Jahren fing sich plötzlich etwas an zu verändern ohne, dass ich es bemerkte. Jedenfalls anfangs nicht.
Es war der erste Tag nach den Sommerferien. Das ist eigentlich der beste Tag im Jahr. Ich liebte es alle wieder bei mir zu haben und zu sehen wer sich wie verändert hat. In 6 Wochen kann so einiges passieren.
Das kleine unscheinbare Mädchen war plötzlich zu einer jungen Frau geworden und der Junge, der in den Pausen immer alleine stand, hatte in den Ferien einiges durchgemacht. Er stand nicht mehr alleine. Wie jedes Jahr stand ich nur da, hörte halbwegs meinen Freunden zu, wie sie von ihren Erlebnissen aus den Ferien erzählen. Zu sehr bin ich damit beschäftigt die neuen Gesichter abzuscannen. Bei einem Gesicht blieb ich etwas länger hängen als bei den anderen. Es ist das Gesicht eines Jungen. Er hat dunkelblonde Haare, helle Augen und ist wirklich groß. Er schaut mir direkt in die Augen und grinst. Dieses Grinsen kommt unerwartet und so schaue ich so schnell es nur geht in eine komplett andere Richtung. Es klingelt, ich drehe mich zu dem Jungen, um noch ein Grinsen zu erhaschen und vielleicht auch um zu sehen in welche Richtung er läuft. Doch er ist schon weg. Kein Grinsen für mich.

Die ganze Klasse sitzt aufgeregt und voller guter Laune da. Das kommt nicht ganz so oft vor, aber dafür liebte ich den ersten Schultag so sehr. Die Klassensprecher von letztem Jahr werden aufgerufen die neuen Schüler beim Eingang abzuholen. Wenig später stehen auch schon 4 neue und 1 bekanntes Gesicht im Raum. Aber das bekannte Gesicht ist nicht was ich mir erhofft hatte. Es ist ein Junge, den ich vom sehen aus der Nachbarschaft kannte. Das er im gleiche alter wie ich bin brauch ich bestimmt nicht zu sagen.

Der Tag verging recht schnell, und so kam es, dass wir nur noch 1 Stunde Musik hatten. Musik mochte ich schon immer. Doch in diesem Jahr musste man sich zwischen Musik und Kunst entscheiden. Ich hab nichts gegen Kunst, nur bin ich von Musik abhängig. In dem Kurs gab es nicht viele Mädchen uns so hing ich mich an ein par Jungs aus meiner Klasse, die ziemlich witzig sind. Unser Lehrer fing schon an zu reden, als es nochmals an der Türe Klopfte und ein Junge herein trat. Meine Wangen wurden warm und ich freute mich riesig. Der Blick des Junge schweifte durch den Raum, blieb kurz bei mir hängen. Der Tag heute konnte nicht mehr schlecht werden.

Trotz des vielen nichts tun, ließ meine Konzentration nach und ich war froh als ich gehen konnte. Nachmittags traf ich mich mit Jeppe, Easton, Karim und Lou. Wir sind seit der Kindergartenzeit nicht zu trennen. Klar, wir streiten uns aber ohne sie würde bei mir gar nichts gehen.

„Hey Leute, wo ist Lou?" frage ich in die Runde.
Jeppe kommt auf mich zu und antwortet „Sie ist gleich hier", nachdem wir uns umarmt haben. Jeppe ist einer dieser Menschen die man wirklich gerne umarmt. Er umarmt herzlich und das tun nicht viele Menschen.
Easton winkt mich nur zu sich weil er zu faul ist sein bekifften Hintern zu mir zu bewegen. Aber ich hab ihn vermisst und deshalb braucht er ausnahmsweise nicht aufzustehen. Ich drücke ihn fest an mich und gleich danach Karim.
„Tut das nicht noch mal" meint Karim ganz ernst.
„Was denn?" fragen wir alle fast gleichzeitig.
„Na, ihr lässt mich besser nicht noch mal den ganzen Sommer alleine hier" fängt er an zu lachen.
„Wieso lacht ihr so?" ruft Lou auf uns zu Laufend.
Diesmal stehen wir alle auf, sogar Easton, um Lou zu begrüßen.

„Pünktlichkeit war noch nie dein Ding was."
„Schnauze East, wir sitzen hier doch eh nur rum".

Jeppe zieht mich am arm zurück zu Karim der schon wieder mit seinem Gras beschäftigt ist. „Die Zwei streiten immer oder?"
Jeppe nickt nur. Seit East und Lou schluss gemacht haben streiten sie noch mehr als davor. Kurz lassen wir Karim alleine und verschwinden in den Supermarkt um Getränke zu holen, schließlich ist der erste von ziemlich vielen Schultagen überlebt. Darauf muss man anstoßen.
„Schmeiß alles rein was du finden kannst. Meine Eltern haben Geld für 3 Wochen dagelassen, sie mussten mal wieder geschäftlich weg."
„Die Arbeit ist immer zweitrangig Jeppe. Mach dir darüber keine Sorgen, meine Eltern sind immer da. Wirklich immer. Wenn du willst tauschen wir und du kannst die Helikoptereltern geschenkt bekommen."
Endlich ein lachen auf seinem Gesicht.
„Schon gut, schon gut. So ne Art Mittelding zwischen unseren Eltern wäre ganz angenehm."
Kaum stehen wir an der Kasse hat Jeppe einer seiner Urkomischen Lachanfälle. Die Art wie er lachte bringt jeden zum lachen. Manchmal hat dieses Lachen uns auch schon in komische Situationen gebracht.
Weil Jeppe sich einfach nicht beruhigen konnte, habe ich ihm sein Geld abgenommen und ihn rausgeschickt.

Nachdem ich die Einkäufe fertig eingepackt hatte, ging ich raus um zu sehen ob Jeppe sich wieder eingekriegt hatte. Er stand nicht gerade nahe und so konnte ich noch sehen wie er sich von jemandem verabschiedet.
Dieser Jemand dreht sich um und ja, es war der Junge aus der Schule. Ich mache einen Schritt zurück, sodass er mich nicht sehen konnte. Mein Kleinkindliches verhalten ist mir selber echt peinlich. Jeder normale Mensch, wäre jetzt einfach zu seinem Kumpel rüber und hätte sich vorgestellt. Aber ich verstecke mich lieber. Das ist einer dieser Momente, an denen ich mir am liebsten selber eine Ohrfeige geben würde.

'Hust Hust' „June? "
„Ja?"
„Wieso versteckst du dich hinter einer Säule?"
„Ähm, ich verstecke mich doch nicht."
Ich hake mich bei ihm ein und wir schlendern langsam zurück.
„Wie geht's Lia?"
„Im Moment geht's ihr gut. Du glaubst nicht wie froh ich bin."
„Das freut mich. Übrigens falls deine Eltern wieder mal n Babysitter brauchen, ich komme gut mit Lia zurecht egal ob gesund oder nicht."
Meine Augen füllen sich mit Tränen. Jeppe ist wirklich der Beste Freund aller Zeiten.
Ich muss ihn einfach Umarmen. Es ist gut jemanden zu haben der immer da ist. „Danke." Mehr kann ich gerade nicht sagen. „Lia war tapfer und Liam war während der Chemotherapie die ganze Zeit bei ihr." Lia und Liam sind Zwillinge. Sie sind 7. Und dann, wäre da noch Mark, mein älterer Bruder. Er ist 21 und macht gerade ein Auslandsjahr in Schweden. Als Lia krank wurde wollte er sofort zurück fliegen, aber meine Eltern haben es ihm verboten. Mark verlässt sich auf mich. Ich soll ihm bescheid geben, wenn es schlimmer wird. Hoffentlich wird dies niemals der Grund sein, warum ich ihn anrufe.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Mar 11, 2016 ⏰

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