Wenn ich könnte, würde ich sofort davonrennen! Was mache ich nur hier? Inmitten all dieser Stars! Der Typ dort, der mich gerade angerempelt hat, ist das nicht dieser berühmte Schauspieler? Verdammt, mir fällt sein Name nicht mehr ein ... Ich fühle mich hier völlig fehl am Platz. Dabei ist die Feier perfekt. Diese Gala in Monaco wurde einwandfrei geplant. Das gesamte Who-is-Who ist da und ich merke kaum, was für ein Glück ich habe, dabei zu sein. Vergeblich versuche ich durchzuatmen und mich wieder zu beruhigen. Ich habe das Gefühl, allen im Weg zu stehen. Ich weiß nicht, wo ich hingehen und meine Arbeit machen soll, ohne dabei gegen irgendeinen mir nicht bekannten Code zu verstoßen. Hoffentlich trete ich nicht ins Fettnäpfchen! Als Edmée Dupriest, die Chefredakteurin des Starglam Magazins, mir einen Job in ihrer Redaktion angeboten hat, habe ich mir gesagt, dass ich diese Gelegenheit nicht verpassen darf ... doch jetzt bin ich mir da nicht mehr so sicher. Ich habe nichts gegen Promis, aber das ist einfach nicht meine Welt. Ich bin so gestresst, dass ich den Gesichtern, die mir bekannt vorkommen, nicht mal mehr den korrekten Namen zuordnen kann. Und dabei wollte ich doch Mode- oder Kunstjournalistin werden ... Ich war so stolz darauf, bei meiner Ankunft sagen zu können, dass ich für das Magazin Starglam hier bin. Ich, eine freie Journalistin! Zum ersten Mal wurde ich für eine Reportage, die ich allein schreibe, zu einem Event geschickt. Ich habe mir geschworen, Edmée nicht zu enttäuschen. Als der rote Samtvorhang gelüftet wurde, damit ich in den gut gefüllten, prachtvollen Saal gehen konnte, fühlte ich mich, als würde ich auf einer Wolke schweben ... Doch meine Selbstsicherheit verflog, kaum dass ich eintrat. Ich konnte mich überhaupt nicht daran erinnern, wer wer ist, obwohl ich gestern sämtliche Promis mithilfe von Hochglanzmagazinen „auswendig gelernt" habe. Wieder blicke ich um mich. Alles ist unfassbar: Der Saal des Hotels Fairmont Monte-Carlo, der extra für dieses Event gemietet wurde, ist umwerfend schön. Das Hotel liegt oberhalb der Stadt und durch die breiten Fensterfronten des Saals vor dem Balkon mit transparentem Geländer hat man einen Panoramablick über das Mittelmeer. Keine Wand verstellt einem die Sicht; moderne, schlichte, aber elegante Säulen stützen die Decke. Diese betont, als die Sonne untergeht, die ruhige und feierliche Stimmung: Sie ist nachtblau und unzählige winzige Lichtspots erinnern an Sterne. Auf der gegenüberliegenden Seite ist entlang der Wand ein großes Buffet mit weißen Tischdecken aufgebaut. Herzhafte und süße Häppchen, köstliche Kuchen ... Noch nie habe ich etwas gesehen, das so perfekt durchdacht worden ist. Beinahe fühle ich mich wie Sissi in einem Ballsaal! Um in der Masse herauszustechen und nicht unterzugehen, habe ich mich in das schönste Kleid meiner Garderobe geworfen. Es ist aus Seide und smaragdgrün, damit meine dunkelroten Haare betont werden. Dazu trage ich meine Louboutins, die mich ein Vermögen gekostet haben. Ich habe sie letztes Jahr gekauft, ich hatte schon immer von diesen Schuhen geträumt und sie mir dann schließlich zu meinem Diplom gegönnt, aber das war schon Wahnsinn! Ich merke, dass mein Outfit verglichen mit den anwesenden Stars immer noch zu simpel ist und fühle mich dadurch nur noch unwohler. Schon von Natur aus bin ich schüchtern - jetzt sterbe ich quasi vor Angst! Nun gut ... eigentlich fühle ich mich eher wie Daisy Duck und nicht wie Kaiserin Sissi! Ich muss mich zusammenreißen, wenn ich Edmée beweisen will, dass sie mir zurecht solch eine Aufgabe anvertraut hat. Jetzt heißt es: nicht einknicken! Wenn ich weiterhin hier so rumhänge, wird kein Star mit mir, meinen Louboutins und meinem Kleid reden wollen. Gerettet! Ich sehe Éric Gourieux direkt am Buffet stehen. Er ist ein Reporter vom Sender People-Live , den ich inzwischen gut kenne, weil ich ihn bei diversen Events getroffen habe. Ich winke ihm diskret zu. Diskret, aber verzweifelt. Er lächelt freundlich zurück und kommt auf mich zu, wie immer mit der Kamera über die Schulter gehängt, für den Fall, dass sich ein Interview mit einem Promi ergibt. Er wird mir mit Sicherheit helfen und mir sagen, wie ich mich hier am besten zurechtfinde. Und vor allen Dingen herauszubekommen, wer wer ist! Jedes Mal, wenn ich glaube, jemanden zu erkennen, ist mein Kopf leer. So kann ich ja schließlich kein Interview beginnen: „Wer sind Sie noch mal? Ihr Name liegt mir auf der Zunge." Ich muss losprusten, als ich sehe, wie Éric auf mich zukommt.
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Begierde Des Herzens
RandomDie Geschichte basiert um ein Liebesleben. ich hoffe es gefällt euch. Lasst ein Kommentar dar.