"Ich bin Emma." sagt das Mädchen, schaut kurz zu mir rüber und richtet kurz darauf wieder ihren Blick zur Straße. Ich sage nichts und schaue sie nur an. Irgendwas stimmt nicht mit ihr, aber ich kann nicht sagen was.
"Willst du mir auch verraten wie du heist ?" Ihre Stimme reißt mich aus den Gedanken.
"Ja."
"Das ist schön. Sag mir dann bescheid wenn du so weit bist." Lacht sie.
"River"
"Du verarschst mich doch" lacht sie "River so wie River Phoenix?"
"Ich denke schon, ja" antworte ich etwas unentschlossen. Ganz ehrlich ? Ich hab keine Ahnung wer dieser Typ ist von dem sie da redet. Offenbar sieht sie die Verwirrung in meinem Gesicht und lächelt, sagt aber nichts dazu.
"Du bist nicht von hier, oder?"fragt sie.
"Wo ist "hier"?"
"Deutschland." lacht Emma
"Nein." Antworte ich "Wie kommst du darauf?"
"River ist keinesfalls ein deutscher Name."
"Mein Vater war Engländer." Sage ich und versuche mir nichts anmerken zu lassen. Und obwohl Emma offensichtlich gemerkt hat, dass ich in meinem letzten Satz die Vergangenheitsform verwendet habe presst sie die Lippen zusammen und richtet ihre Aufmerksamkeit auf die Straße.
Nachdem wir eine Weile lang kein Wort wechselten hält der Van plötzlich an.
Ich schaue mich um und sehe dass wir an einer Tankstelle stehen.
"Wenn ich mich nicht irre" sagt Emma und schaut rüber zu einem verrostetem Garagentor "ist da drüben eine Werkstatt."
"In Ordnung ich werde kurz rüber gehen und mich erkundigen ob die mir weiterhelfen können."
"Alles klar, ich warte hier."
Ich steige aus und schaue kurz zurück zum Auto. Ich sehe wie Emma aussteigt und sich streckt. Sie muss eine lange fahrt hinter sich haben. Obwohl ich so langsam meine Zweifel habe dass sie wirklich aus Italien kommt. Da fällt mir ein dass ich nicht einmal die Chance dazu haben werde sie zu fragen wo sie herkommt und wo sie hinfährt. Langsam bereue ich es dass ich auf der Fahrt hier her so schweigsam war.
Wie sich herausstellte befand sich hinter dem rostigen Tor wirklich eine Werkstatt. Der Typ den ich dort gefunden habe schaute mich erstmal dumm an als ich ihm erzählte was genau sich zugetragen hat. Als er genug davon hatte mich auszulachen fragte er mich wieso ich denn keinen Abschleppwagen oder irgendeinen Unfall-dienst angerufen habe und ich sagte ihm dass mein Handy Akku leer war. Aber das war nur die halbe Wahrheit ich konnte ihm ja nicht erzählen, dass ich eigentlich keinen Führerschein habe und das Auto meiner Mutter geklaut habe. Er würde sofort die Polizei rufen. Nachdem der Mechaniker mir sagte wie viel es kosten würde das Auto, wenn man es überhaupt so nennen kann, abzuschleppen und zu reparieren, dankte ich ihm und verließ die Werkstatt.
Jetzt sitze ich wieder auf dem Beifahrersitz von Emmas Van und erzähle ihr was passiert ist.
"Und was machst du jetzt?" fragt sie besorgt.
"Ich weis es nicht" antworte ich und stütze meine Ellenbogen auf den Knien ab so dass ich meinen Kopf in der Hand halte "vielleicht ruf ich mir ein Taxi heim und beichte meiner Mutter alles. Nur dass sie wahrscheinlich nichts davon hören würde, vollgepumpt mit Drogen wie die ist." den letzten Teil sage ich natürlich nicht laut.
"Fahr doch mit mir mit." sagt Emma und ich schaue zu ihr hoch " Ich meine ich will dir jetzt nicht einreden nicht nach Hause zu gehen und mit einer wildfremden Person wegzufahren, aber so wie du über den Zuhause redest scheint dort nichts außergewöhnlich Tolles auf dich zu warten."
Und sie hat Recht, ich weis nicht wieso aber sie hat Recht. Zuhause erwartet mich nur meine Drogenjunkie-Mutter der nicht mehr zu helfen ist, meine tote Ratte Skittle und meine verlogene Ex-Freundin die schon wieder versucht mich zurückzugewinnen. Ich habe keine Freunde, kein Geld, und keine Ausbildung. Ich habe gerademal einen durchschnittlichen Mittelschulabschluss und noch circa 200€ von meinem letzten Gehalt bevor ich gefeuert wurde. Rein Theoretisch würde es eine gute Entscheidung sein mit einer Wildfremden irgendwo hin zu fahren.
"Wohin fährst du eigentlich?" frage ich nun endlich.
"Schweden."
"Und was machst du in Schweden?"
"Ich hab da nen Freund der bringt mich nach Amerika."
"Mit dem Flugzeug?"
"Mit dem Schiff." antwortet Emma, mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht "bist du dabei? Falls du mit willst kann ich dafür sorgen dass du einen Platz auf dem Schiff hast. Wenn nicht kann ich dich auf dem Weg nach Schweden irgendwo wo auch immer du willst absetzen. Wie klingt das?"
"Wie kann ich wissen dass ich dir Vertrauen kann und dass du kein Axt-Mörder bist?"
" Das kannst du nicht." sagt sie und grinst.
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Let's Run Away
Teen FictionIn dem Moment in dem Rivers Auto, irgendwo im nirgendwo, den Geist aufgibt, denkt er erstmal nur an den Vollpfosten der ihm den Schrotthaufen verkauft hat. Das er auf der Suche nach der nächsten Werkstatt auf Abenteuerin Emma trifft, davon könnte er...