Prolog

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Aiden schlenderte den Strand entlang. Kleine Wellen warmen Wassers brachen sich an seinen Füßen. Er blickte verträumt auf das weite Meer hinaus, wo ein paar Wolken einsam vor sich hin schwebten. Ein mit dunklen Schlieren überzogener Schwarzdelfin durchbrach die in allen Grün- und Blautönen schimmernde Wasseroberfläche. Er stieß einen Schwall Wasser aus dem Nasenloch auf der oberen Seite des Kopfes, der, einem Regenbogen gleich in allen nur erdenklichen Farben schillerte. Bei diesem Anblick stockte dem Elben, wie schon so oft, der Atem. Obwohl dies hier das Paradies war, hatte er vor vielen tausend Jahren seine kleine Schwester verloren. Dies lehrte ihn, dass alles vergänglich war, und weckte ihm mir die - nun gut versteckte - Angst, ich könnte eines Tages aufwachen und alles war weg. In Luft aufgelöst. Nie dagewesen. Die Angst, all dies war nur ein Traum.

Aiden trat auf den Strand und ging zu einer der zahlreichen Kokosnusspalmen die hier überall wuchsen. Er pflückte sich eine Kokosnuss und brach sie mit einem Stein auf. Kokosmilch war eines der Hauptnahrungsmittel hier. Er trank ... und spie die Milch im hohen Bogen wieder aus. Sie war sauer. Aiden sah auf die geöffnete Kokosnuss hinab und sah keine cremefarbene helle Masse, sondern eine grünlich verfärbte. Er ließ sie abrupt fallen und nahm eine andere, mit dem selben Ergebnis. Auch bei den folgenden dreien sah es nicht anders aus. Er blickte auf. Alles war in ein düsteres Licht getaucht, aber anders als in der Nacht wurde es hier nicht vom Mond und tausenden funkelnden Sternen erhellt. Nein, das einzige Licht ging von der dunklen Festung vor mir aus.

Aiden schrie.

Er schrak hoch und hielt aich den Kopf. Ein Traum?, fragte er sich. Aber ein ziemlich realistischer Traum!
Der Elb erinnerte sich daran, was Melissa immer gesagt hatte: Wenn du jemals seltsame Träume haben solltest, geh zu Kaijra. Sie muss es als Erste erfahren.

Aiden beschloss, dem Rat seiner lange verschollenen Schwester Glauben zu schenken und stand auf. Nachdem er sich umgezogen hatte, lief er die Treppe zum Palast hinauf. Dort drängelte Aiden sich an den Wachen vorbei, ihr Protestgeschrei ignorierend, und platzte genau in eine Audienz. Kaijra schickte den Elben nach draußen und kam eine halbe Stunde später hinaus. Aiden musterte sie. Sie trug ihr silbernes Haar offen diese Nacht, es fiel ihr bis zur Hälfte des Rückens. Darunter lugten spitze Ohren hervor. Der lange Pony verbarg, wenn sie den Kopf gesenkt hielt, die Hälfte ihres Gesichts. Ihre schmalen, grünen, leicht schräg stehenden Augen blitzen unter schmalen geschwungenen Augenbrauen. Unter der Stupsnase waren volle Lippen, die heute kirschrot glänzten. Ihr schwarzes Kleid war schulterfrei und reichte bis zu ihren Knien. An ihren Füßen trug sie nichts.

"Also, was wolltest du, Aiden?", fragte sie mit sanfter melodischer Stimme, die auch schneidend scharf sein konnte. Dieser erwiderte: "Nun, ich hatte einen Traum. Darin war erst einmal alles normal, doch dann hat sich schlagartig alles verändert, alles war dunkel, die Monde und die Sterne waren erloschen."

Kaijra starrte ihn konsterniert an.

Der Schatten des ParadiesesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt