Tisch für zwei

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Es war schon dunkel geworden, als ich aus der Schule kam. Den Bus verpasst, musste ich zu Fuß nachhause gehen. Es hätte nicht schlimmer laufen können, da fing es auch noch an zu regen. Ich betrat ein kleines Café und wollte den Regen abwarten, da sah ich ihn an einem Tisch sitzen. Ich wollte schon immer mal mit ihm reden, doch es gab nie einen passenden Moment. Ich nahm meinen ganzen Mut zusammen und ging auf seinen Tisch zu. Er bemerkte mich erst, als ich ihn begrüßte und fragte, ob der Platz neben ihm noch frei sei. Er klang meines erstaunens sehr glücklich mich zu sehen. Er lächelte mich an und auch wenn wir nicht wirklich ins Gespräch kamen, sah er mich immer wieder versucht unauffällig an. Es war ein unangenehmes Gefühl sich anzuschweigen, was er wohl auch empfand, denn er stand auf und wollte mich auf einen Cappuccino einladen. Wir beide mussten lächeln, als wir gleichzeitig während des trinkens über den Tassenrand einander ansahen.
Er sah aus dem Fenster, begutachtete den Himmel, daraufhin sah er mich von oben nach unten an und sprach mit einem Lächeln im Gesicht: "Der Regen hat aufgegört. Wollen wir zusammen nachhause gehen?" Ich nickte ihm lächelnd zu, nahm meine Jacke von der Stuhllehne und wir beide verließen das gemütliche Café. Die ersten Schritte, die ich neben ihm ging sind sehr schweigsam verlaufen, doch nach einieger Zeit kamen wir ins Gespräch. Es war durch den Regen nur noch kälter geworden, weshalb ich anfing zu zittern. Er bemerkte das und nahm mich schweigsam in den Arm. Ich konnte nicht glauben, was er da tat, schließlich haben wir uns vor dieser Begegnung noch nicht einmal richtig unterhalten. Mir wurde warm ums Herz und ich rückte noch ein Stück an ihn heran. Wir machten Witze über den ein oder anderen Lehrer und fanden sofort heraus, dass wir uns ziemlich ähnlich sind. Ich war nur eine Straße von meinem Haus entfernt und sah traurig in die Richtung, die uns nun trennen würde. Er erkannte meine Sorge und bat mich noch eine Runde durch den Park zu gehen. Glücksgefühl stiegen in mir auf und ich nahm seine Hand, die er mir zuvor hingehalten hatte. Wir liefen in der nassen Kälte, obwohl jeder andere bei diesem Wetter im Haus geblieben wäre und sich an den Kamin gesetzt oder sich im Bett verkrochen hätte, jedoch gab es für mich keinen schöneren Ort als bei ihm in der Nähe. Vor einem Blumenbeet inmitten des Parkes blieb er plötzlich stehen und sah sich die Natur an. Wir schwiegen beide und genossen die Aussicht. Er sah zu den Blumen, dann zu mir, pflückte die schönste rote Rose und reichte sie mir. Sie roch himmlisch und ich wusste nicht genau, was gerade zwischen uns geschah. Er sah mir einige Zeit tief in die Augen, nahm dann meine freie Hand und sprach: "Ich könnte stundenlang hier in dieser Kälte stehen und dir einfach nur in deine wunderschönen Augen sehen. Seit 2 Jahren sehe ich dich nun schweigsam an und bekomme jedes mal dieses Gefühl von Geborgenheit wenn du sprichst." Ich ließ die Worte, die er da sagte noch ca. 100 mal durch meinen kopf gehen, woraufhin ich meine Sprache dennoch nicht wiederfand. Seit 2 Jahren hat er mich schon mit seinem wundervollen Charakter in seinen Bann gezogen und jetzt sagt er solche Worte zu mir, die ich mir nicht einmal im Traum eingefallen wären. Mir kamen die Tränen. Ich wusste einfach nicht, was ich darauf antworten soll. Er sah mich lächelnd an und wischte mir die Tränen von den Wangen. Ich lächelte zurück und flüsterte: "Ich Liebe Dich". Er strich mir mit der Hand eine Haarsträhne aus dem Gesicht, legte seine Hand dann unter mein Kinn und zog mein Gesicht immer näher an seines. Ich sah ihm in die Augen. mein Blick wanderte von da aus weiter zu seinen Lippen, woraufhin ich mich auf die Zehenspitzen stellte und noch einen Schritt auf ihn zukam. Er neigte seinen Kopf nach Rechts und zog meinen noch ein Stück zu sich als sich unsere Lippen auch schon berührten. Alles kribbelte in mir. Unsere Lippen berührten sich für eine halbe Ewigkeit, als ich meine Rose fallen ließ und wir uns für eine zehntelsekunde voneinander lösten, nur um uns danach gleich noch einmal zu küssen. Ich legte meine Arme um seinen Kopf und rückte jetzt so nah an ihn ran, dass ich sein Herz spüren konnte. Er schlang seine Arme um meine Hüften und wir kuschelten uns aneinander. So standen wir nun umschlungen im leeren Park. Das Kribbeln in meinem Körper wurde nur noch stärker und ich dachte ich explodiere gleich. Wie es kommen musste fing es nun erneut an zu regnen und auf dem Kieselsteinboden bildeten sich schon nach kurzer Zeit große Pfützen. Ohne weitere Worte legte er mir seine Jacke um die Schultern und gemeinsam sprangen wir lachend wie kleine Kinder in eine Pfütze nach der anderen.

Ich Blicke auf das Foto, welches eingerahmt in meiner Hand liegt und muss lächeln. Er konnte nicht anders als uns beide, klitschnass wie wir waren, zu fotografieren und mir das Bild an unserem Jahrestag zu schenken. Ich halte das Bild fest in meiner Hand als ich etwas an der Rückseite des Rahmens spüre. Es war die nun vertrocknete Rose, die ich an dem Tag im Park fallen ließ. Das Kribbeln geht mir wieder durch den Körper und ich spüre das gefühl der Geborgenheit, wenn ich an die Zeit zurück denke.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Mar 26, 2016 ⏰

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