Das Verliebtsein

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Verliebt, verlobt, verheiratet – geschieden. So läuft das doch ab. Oder? Vielleicht auch nicht. In jedem Fall, vorausgesetzt man wird sich über die Bedeutung der Vorsilbe “ver” klar. Denn verliebt sein heißt ja nicht, dass man die andere Person auch wirklich liebt. Und verlobt sein heißt nicht, dass man sich gegenseitig unbedingt achtet und lobt. Verheiratet sein bedeutet ja auch nicht zwangsläufig, dass man aus Liebe, Zuneigung und gegenseitiger Achtung geheiratet hat. Sondern eben nur, weil man sich verliebt hat, aber nicht die Bedeutung des Ausmaßes und der Größe der wahren Liebe zum Anderen erfasst hat. Wenn jemand sagt, er hätte sich in meine Augen verliebt, dann hätte er genauso gut sagen können “Ich liebe deine Augen, weil sie zu dir gehören”, aber dieser Satz hat eine völlig andere Bedeutung. Zu sagen, ich habe mich in deine Augen verliebt, ist genau dasselbe, als würde jemand sagen “Ich habe mich in dieses Kleid im Schaufenster verliebt.” – Aber ein Kleid kann man nun einmal nicht lieben…man kann es schön finden, es mögen, es tragen, es benutzen und wenn es alt und abgetragen ist, dann kann man es in Stücke reißen und damit den Boden wischen oder wegwerfen. Möchten wir wirklich, dass jemand nur in uns verliebt ist oder möchten wir geliebt werden? Wir möchten nicht benutzt und danch weggeworfen werden wie ein Gegenstand, sondern geliebt werden als Persönlichkeit, als Mensch, als Freund, als Partner, als Ehemann oder Ehefrau. Die Vorsilbe “ver” weißt oft auf etwas Negatives, nicht Gelungenes, Unvollendetes oder Falsches. Nur als Beispiel mal ein paar Worte: Verderben, verlieren, verbieten, verirren, verlaufen, vergessen, verärgern, verlegen, vermessen, vergehen, verunsichern, verschließen, verrechnen, verleumden…und von Wörtern wie verliebt sein garnicht erst anzufangen. Denn es ist gut möglich, dass auch das Wort “verlieben” eine negative Bedeutung haben kann, denn wenn man sich verliebt hat, hat man sich wahrscheinlich einfach nur vertan, etwas falsch gemacht, bzw. falsch empfunden…was folglich oftmals die Trennung voneinander bewirkt, und man ist geschieden, getrennt, einsam und allein. Es macht schon einen großen Unterschied aus ob man nur ein Verliebt sein fühlt oder wirklich Liebe empfindet und dafür im Gegenzug auch vom Partner empfängt. Verliebt sein ist also nicht gleich bedingungslose Liebe. In diesem Sinne ist es doch besser “geliebt” zu werden, sich etwas “gelobt” zu haben und dann eine Lebensverbindung eingegangen zu haben, als verliebt, verlobt, verheiratet und anschließend geschieden zu sein, denn wir alle möchten nicht wie das teure Kleid sein dass einem erst so gefällt ehe man sich dann doch entschließt es wegzuwerfen um sich nach einem Anderen umzusehen.

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