Kapitel 2

42 2 6
                                    

Erschöpft rolle ich mich auf derKrankenliege zusammen und starre auf den Strauß Rosen der auf demTischchen daneben steht. Ich strecke meine Hand aus und streiche überdie weißen, zarten Blüten. In unserem Garten hatten wir nie Rosen,wir hatten viele Blumen, sogar einen Teich, aber keine Rosen. MeineAugenlider werden schwer, ehe ich mich versehe holt mich die Ruheein, nach der sich nicht nur mein Körper sehnt.

Eine sanfte Berührung an meiner Wange,lässt mich blinzeln. Mein Körper fühlt sich warm und schwer an,was mir einen wohligen Seufzer entlockt. Als ich die Augen öffne,sehe ich in Raphaels wunderschöne türkisblaue Augen.

"Wie gehts dir?", fragt erleise, so als würde auch er das Dröhnen in meinem Kopf spürenkönnen. Vorsichtig setzte ich mich auf und spüre jeden einzelnenMuskel. Als sich alles zu drehen beginnt, drücke ich meine Händeauf die Augen und ziehe meine Knie an. Raphael legt mir die Hand aufmeine Schulter und der Schwindel lässt langsam nach. Der heilendeErzengel. Meine Großmutter hat mir als Kind viele Geschichtenüber Engel erzählt, so als würde sie jeden einzelnen von ihnenkennen.

Raphael war schon immer derfaszinierende von allen. Ich spüre wie mein Gesicht rot wird, alsich mich an unsere erste, zugegebenermaßen peinliche Begegnungerinnere. Ich schüttle den Kopf, verdränge den Gedanken und nehmedie Hände von den Augen, bevor ich ebenso leise antworte: "Ichweiß es nicht." Ich weiß es nicht. Eine Tatsache diemich wie ein Schlag trifft. Alles was heute passiert ist, fühlt sichwie ein weit entfernter Traum an, so als könnte ich jeden Augenblickaufwachen. "Ich muss etwas machen." Die Entschlossenheitpackt mich. Ich spinge vom Bett, die übrig gebliebenen Schmerzenignoriere ich, doch Raphael hält mich zurück. "Du musst dicherst einmal ausruhen, es bringt keinem was wenn du zusammenbrichst."

"Aber es geht mir gut.", sageich schnell bevor er weiterreden kann.

"Du magst dich gerade gut fühlen,aber du hast einiges davongetragen. Leg dich hin und ruh dich aus."Ich möchte widersprechen, doch er sieht mich mit diesem Blick an,der keinen Widerspruch duldet. Also erwidere ich seinen Blick mitTrotz. Kindisch ich weiß, doch umso mehr Zeit vergeht... Ich habedas Gefühl, dass wenn ich jetzt nichts mache, es zu spät seinkönnte. Raphael sieht zur Tür kurz bevor es klopft. "Kommrein." Noah steht in der Tür, mit einem Haufen Zetteln undMappen in den Armen. "Danke.", murmle ich, nehme dieUnterlagen ohne einen von beiden anzusehen und verlasse dasKrankenzimmer. Wut und Angst übermannen mich, bis sich beides zueinem Strudel entwickelt, der mich in die Tiefe zu ziehen droht.

In meinem Zimmer, pfeffere ich dieUnterlagen aufs Bett, während mir die Tränen über die Wangenlaufen.


Nach einer langen heißen Dusche, zieheich mich um und lasse mich auf mein Bett fallen. Im Moment bin ichziemlich froh darüber, dass Keon in Italien ist, so muss ich nichtnoch jemandem erzählen was passiert ist, wobei ich das, was passiertist, genau genommen selbst noch nicht genau weiß. Mit kaltenFingern, blättere ich die Seiten durch, auf denen sich Bilder undAnmerkungen zu den einzelnen Stücken die Dad gekauft hat, befinden.Unglaublich wie viele Schätze er ausgegraben hat. Von uraltemSchmuck, über Schatullen, Spieluhren und Möbeln ist alles dabei,auch einige Bücher denen man ihr Alter deutlich ansieht, befindensich darunter. Schnell verliere ich mich in den Zeilen, die erniedergeschrieben hat und bewundere die Bilder. Ein lautes Klopfen ander Tür lässt mich fast an die Decke springen vor Schreck. "Ja,.",krächze ich. Noah kommt herein, in einer lässigen schwarzenJoggingshose, sowie einem weißen T-Shirt das seinen schlanken,muskulösen Oberkörper betont. Gabriel sitzt auf seiner Schulter. Ersetzt sich zu mir aufs Bett und nimmt mir ein paar Unterlagen ab,wobei er mich aufmunternt anlächelt. Gabriel setzt er zwischen unsab. "Danke.", murmle ich und streichle den Kopf der kleinenRatte.

"Also, was denkst du was es seinkönnte?"

"Schwer zu sagen...Der Sessel wirdes wohl nicht sein." Ich deute auf das Bild eines protzigen,vergoldeten Sessels, der mit blauem Samt bezogen ist. Er lacht. "Wohleher nicht. "

Da geht die Tür plötzlich auf und ichweiß auch ohne hinzusehen, dass Seth herein kommt. Er ist dereinzige der nicht anklopft. "Komme ich zu spät?" Obwohl erlächelt, bemerke ich, wie er mich besorgt mustert, bevor er sichneben mich setzt und mich zur Begrüßung sanft anstupst. "Nein,du kommst genau richtig, es ist mehr als ich gedacht hatte." Ichdeute auf das Chaos das vor uns ausgebreitet ist. Wir sortieren allesnach Wahrscheinlichkeit. Möbel sind ganz unten, landen also auf demBoden, wobei wir den Rest genauer unter die Lupe nehmen und es sogargoogeln. Sollte es eine noch so kleine Spur geben, werden wir siefinden. Wie lange wir wachgesessen sind, weiß ich nicht mehr, auchnicht mehr wann wir eigentlich eingeschlafen sind.


In meinem Rücken piekst etwas, anmeinem Hals ist etwas weiches, warmes. Ich muss ein paar mal blinzelnum zu wissen wo ich bin und wer bei mir ist. Zuerst sehe ich Gabriel,der sich an meine Halskuhle gekuschelt hat. Seths Kopf liegt anmeinem Bauch und seine weichen Haare kitzeln mich als er sich auf dieandere Seite dreht. Ich liege auf Noahs Arm, der eine Mappe übersein Gesicht gelegt hat. Bei diesem Anblick kann ich mir das lachenkaum verkneifen. Die Ratte, blinzelt mich verschlafen an. "GutenMorgen, es ist Zeit dein Herrchen zu wecken." Ich nehme ihn undlege ihn auf Noahs Brust. Mein Arm unter seinem Kopf ist taub, mitmeiner freien Hand stupse ich Seth an. Es geht mir besser alsgestern, meine Brust fühlt sich nicht mehr so schwer an, denn eineswird mir klar, als ich die beiden ansehe. Ich bin nicht allein.

Du hast das Ende der veröffentlichten Teile erreicht.

⏰ Letzte Aktualisierung: Apr 04, 2016 ⏰

Füge diese Geschichte zu deiner Bibliothek hinzu, um über neue Kapitel informiert zu werden!

Lux aeternaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt